Das Blut des Mondes (German Edition)
Zeit.“
Sie legte das Buch in ihrem Schoß ab, atmete tief durch und warf ihm einen unsicheren Blick zu. Sie ahnte, dass er sich schwer damit tat, nicht auszuflippen, denn das, was sie vorgelesen hatte, war harter Tobak. Es bedeutete so viel wie: Ihr Leben gegen seins …
Levian war mittlerweile alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Jetzt hatten sie es schwarz auf weiß. Die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich damit. Larmant hatte Recht gehabt. Sie war diejenige, die Neelahjah suchte.
„Was … Das heißt … ach du heilige Scheiße“, brach es aus ihm heraus. Seine Gesichtszüge verfinsterten sich, seine Augen wurden dunkler, seine Hände ballten sich auf seinen Knien zu Fäusten. Dann sprang er auf. Wie ein wildgewordener Tiger zog er durch die Wohnung, ruhelos. Rastlos. Ann blieb sitzen. Was sollte sie auch anderes tun? Sie hatte verstanden, worum es in den letzen Zeilen des Spruches ging. Und Levian auch. Es gab nichts mehr dazu zu sagen. Wenn ihnen keine Lösung auf dem silbernen Tablett serviert wurde, ein Strohhalm, nach dem sie greifen konnten, dann wäre dies wirklich das Ende von Allem.
Das konnten und durften sie aber nicht zulassen. Sie konnten nicht zulassen, dass die dunkle Seite gewann. Nein!
„Nein, Levian! Nein! Das lassen wir nicht zu! Wir haben es schon so weit geschafft. Wir dürfen nicht aufgeben. Nein!“
Er fuhr zu ihr herum. „Nein? Und was, zum Teufel, sollen wir deiner Meinung nach tun? Du bist dem Tod geweiht! Und ich auch. Aber das ist mir egal. Ich bin schon tot. Ohne dich“, er sah sie gequält an, „ohne dich bin ich toter als tot.“
Ann stand auf. Woher sie die Kraft nahm, zu handeln, konnte sie sich nicht erklären. Vielleicht waren Mondhexen einfach so? Dann, wenn es scheinbar aussichtslos erschien, erwachten sie zum Leben. Wer wusste das schon? Was sie aber wusste war, dass sie nicht aufgeben durften. Und genau das musste auch Levian begreifen. Je schneller, desto besser.
„Ich werde mich nicht damit abfinden, dass ich dein Todesurteil sein soll. Vergiss es! Wir haben immer noch eine Chance.“
„Ach ja? Und welche?“ Die Ironie war nicht zu überhören.
„Die Ringe. Die Ringe und das Amulett. Das Nilamrut !“ Jetzt wurde sie langsam sauer. Soviel Resignation konnte sie gar nicht gut vertragen. Sie baute sich vor ihm auf, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Hör auf damit, dich zu verkriechen! Verdammt! Das hilft uns jetzt auch nicht weiter! Wir müssen uns hinsetzen und überlegen, was jetzt zu tun ist. Nichts anderes. Wann kriegst du das endlich in deinen verdammten Dickschädel rein?“
Sie bemerkte, wie Levian sie erschrocken anstarrte, so, als würde er sie zum ersten Mal richtig wahrnehmen. Doch dann fingen seine Mundwinkel an zu zucken. Sie erkannte, wie schwer es ihm fiel, sich das Lachen zu verkneifen und das machte sie noch wütender. „Jetzt lachst du mich auch noch aus? Sag mal – geht’s noch?“ Sie hatte keine Zeit mehr zu reagieren. In Sekundenschnelle zog er sie an sich, küsste sie auf die Stirn und raunte:
„Weißt du eigentlich, wie sexy du aussiehst, wenn du wütend bist?“ Verblüfft hielt sie den Mund.
Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Sie merkte, wie sich die Schmetterlinge in ihrem Bauch aufregten, aufgescheucht durch die Gegend flogen und ihre Magenwände kitzelten. Wie vertrackt die Situation auch war – Levian brachte sie immer wieder zum Staunen.
Dieser blöde Wasserdämon konnte ihr alles nehmen – aber nicht ihre Liebe zu diesem Mann!
Liebesgeplänkel
„Kannst du bleiben?“, fragte Cat, als es eigentlich Zeit für Ric war, nach Hause zu fahren. Bittend sah sie zu ihm hoch. Er stand vor ihr während sie noch auf dem Bett saß und hielt ihre Hand.
„Du meinst …“ Cat nickte.
„Ja, über Nacht.“
Er kratzte sich am Kinn und sah sie prüfend an. War das ihr Ernst? Sie lud ihn ein, über Nacht zu bleiben? Gut, sie hatten bereits eine Nacht miteinander verbracht und auch, wenn damals nichts weiter passiert war, war es für ihn die schönste Nacht seines jungen Lebens gewesen. Nur zu gerne war er bereit, dieses Erlebnis zu wiederholen. Er wollte aber sicher gehen, dass Cat es auch wirklich meinte, wie sie es sagte.
„Wenn du mich noch länger ertragen kannst?“ Er grinste schief.
„Das kann ich. Ich … ich möchte heute Nacht nicht alleine sein.“ Oh, da war ein Unterton, der ihn aufhorchen ließ. Da war sie wieder, die Angst in ihrer Stimme. Für ihn
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