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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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dreihundert Scudi würde führen können.
    Er dachte wieder an sein Kalabrien, das auf einmal gar nicht mehr so unerreichbar schien.
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, schrie Fulminacci, »Schluss mit diesen Hanswurstverkleidungen. Davon habe ich die Schnauze voll!«
    »Komm schon, Giovanni, sei vernünftig«, versuchte Melchiorri ihn zu besänftigen. »Es ist doch ein Kostümfest. Wenn wir nicht auffallen wollen, müssen wir uns halt kostümieren.«
    »Schlag dir das aus dem Kopf. Ohne mich.«
    »Siehst du?«, zischte Beatrice. »Ich habe es dir ja gesagt. Er ist unvernünftig und störrisch wie ein Maulesel.«
    »Ich bin weder störrisch noch unvernünftig«, erwiderte der Maler. »Ich will einfach nur meine Würde wahren.«
    »Würde, ha! Dürfte ich mal erfahren, wo deine Würde bleibt, wenn du in den schlimmsten Spielhöllen und schmutzigsten Bordellen verkehrst?«
    »Das sind Männerangelegenheiten, das verstehst du nicht«, antwortete Fulminacci mit stolzer, selbstzufriedener Miene. »Außerdem hat es nichts mit dem zu tun, worüber wir gerade reden. Ich werde kein Kostüm anziehen, und damit basta.«
    »Baldassarre, red du mit ihm«, knurrte Beatrice, die vor unterdrückter Wut ganz rot im Gesicht geworden war. »Red du mit ihm, bevor ich ihm etwas an den Kopf werfe.«
    »Also, Giovanni, versuch doch mal, vernünftig zu denken…«
    »Vernünftig, der! Ha!«, warf Beatrice ein.
    »Wenn wir uns nicht verkleiden, werden wir uns nicht frei unter den anderen Gästen bewegen können. Dir liegt doch auch etwas daran, diese Angelegenheit endlich zum Abschluss zu bringen, oder? Außerdem verstehe ich nicht, was daran so schlimm ist. Diese Kostüme sind doch sehr schön.«
    »Baldassarre, ich bitte dich, hör auf damit. In der vergangenen Woche habe ich mich der Reihe nach wie folgt verkleidet: als Türke, als griechischer Soldat und als Mitglied einer Bruderschaft, die Leichen abtransportiert, und in allen drei Fällen bin ich nur knapp mit heiler Haut davongekommen! Deshalb ist jetzt Schluss mit den Maskeraden. Ich habe nichts weiter dazu zu sagen.«
    Der Großmeister hob hilflos schnaubend die Arme.
    »Messer Sacchi«, schaltete sich Jacopo ein, »erlaubt mir, Euch darauf hinzuweisen, dass das für Euch bestimmte Kostüm von einem ausgezeichneten Schneider angefertigt worden ist, der auch das Kostüm für die Königin von Schweden konfektioniert hat. Wenn Ihr die Güte haben wollt, es einmal anzuprobieren, werdet Ihr feststellen, dass es sich keineswegs um eine vulgäre Larve handelt, sondern um ein ausgesprochen elegant gearbeitetes Gewand, für das nur die besten Stoffe verwendet wurden. Habt Ihr es erst einmal an, wird es gewiss Euren Beifall finden, davon bin ich überzeugt.«
    »Ich würde es auch nicht anziehen, wenn es ganz aus Goldmünzen bestünde«, beharrte der Maler, der jedoch nicht mehr ganz so unnachgiebig klang.
    Weil er eine Chance sah, die Abwehrhaltung des Malers aufzuweichen, versuchte es Salinari erneut.
    »Lasst Euch nicht von Vorurteilen beirren. Denkt daran, dass die gesamte feine Gesellschaft Roms an diesem Fest teilnimmt und alle ausnahmslos kostümiert sein werden. Wie würdet Ihr denn in normaler Straßenkleidung dastehen? Und wenn ich Eure wohlproportionierte Gestalt so sehe, kann ich mir vorstellen, dass das fragliche Kostüm Euch eine gewisse aristokratische Vornehmheit verleihen und Euch zu einem der elegantesten Männer des Festes machen wird. Probiert es doch einmal an, ich bitte Euch.«
    Mit seiner schmeichlerischen Zungenfertigkeit gelang es dem Gehilfen tatsächlich, den Maler von seiner strikten Weigerung abzubringen. Fulminacci nahm das gebügelte und ordentlich gefaltete Kostüm nun etwas genauer in Augenschein.
    »Also schön, meinetwegen«, sagte er. »Aber nur, um Euch einen Gefallen zu tun. Gebt her.«
    Fulminacci nahm das Kleiderbündel und verschwand mit gemessenen, würdevollen Schritten hinter dem Paravent, der in einer Ecke des Zimmers aufgestellt war.
    Die anderen mussten geraume Zeit warten und lauschten gespannt auf sein Herumhantieren und Grunzen beim Umziehen.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er schließlich, als er hinter dem Wandschirm hervortrat.
    »Einfach fantastisch, Messer Sacchi«, antwortete Salinari prompt. »Es sitzt wie angegossen.«
    Der Maler drehte sich um die eigene Achse und breitete den weiten Domino aus weicher Seide aus. Unter dem Cape trug er einen schwarzen, mit fächerartig angeordneten Federn geschmückten Rock, der bis zur Mitte der

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