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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Oberschenkel fiel. Die eng anliegenden, nicht ganz so dunklen Hosen steckten in prächtigen Stiefeln aus glänzendem Kalbsleder, die bis über die Knie reichten und am Spann mit zwei flügelförmigen Metallspangen verziert waren. Über dem Gesicht trug er eine Maske aus Leder und Pappmaschee, welche die Züge eines Raubvogels nachahmte, eines Falken oder Habichts, mit einer Federhaube in schillernden Farben obenauf. Der hohe, steife Kragen des Capes betonte das edle Profil des fliegenden Räubers zusätzlich.
    »Ein prachtvolles Kostüm, Messer Sacchi«, schwärmte der Assistent. »Es hebt, wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt, die edle Kühnheit Eurer natürlichen Haltung hervor. Glaubt mir, Ihr werdet einen großartigen Eindruck machen.«
    »Findet Ihr nicht, dass der Rock hier hinten etwas kneift? Wäre es möglich…«
    »Ich lasse sofort die Schneiderin rufen, Messere.« »Männer, puh!«, ließ sich Beatrice vernehmen.

KAPITEL LII
     
    Endlich war der große Tag da. Der Morgen dämmerte klar und herrlich über den Dächern der Ewigen Stadt herauf und brachte ein strahlendes Frühlingslicht mit sich, das sich über die oberen Etagen der hohen Adelspaläste ergoss.
    Seit Sonnenaufgang herrschte im Palazzo Riario schon wieder hektische Betriebsamkeit. Am Tag zuvor hatten sich die Vorbereitungen für das lang erwartete Fest bis spät in die Nacht hingezogen, sodass den vielen Dienstboten nur wenige Stunden Schlaf vergönnt gewesen waren, bevor sie beim ersten Hahnenschrei erneut an ihre Aufgaben gehen mussten. Die kurze Nachtruhe und die viele Arbeit hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Legionen von Mägden und Hausmädchen, von Köchen und Gärtnern, von Handwerkern und Dekorateuren bewegten sich wie Gespenster durch den Palast und den Park, triefäugig vor Schlafmangel und mit noch steifen Gliedern, und es gab keinen unter ihnen, der sich nicht das Ende der Schufterei herbeiwünschte, um mal wieder ein wenig ausruhen zu können.
    Viel war schon geschafft worden, und es gab immer noch viel zu tun: Tische herzurichten, Blumenschmuck zu verteilen, Gartenpavillons aufzustellen, Spiegel zu polieren, Läufer auszulegen.
    Sei es aus Müdigkeit, sei es aus Angst, nicht rechtzeitig mit den zugewiesenen Aufgaben fertig zu werden, jedenfalls bemerkte niemand die beiden in dunkle Umhänge gehüllten Gestalten, die aus dem großen Pavillon schlüpften, über den Hof eilten und durch den Dienstboteneingang verschwanden.
    Gerlando war auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen, als er sich den Schlüssel zu dem Keller besorgen wollte, in den der Inquisitor eingesperrt war. Am Nachmittag zuvor waren die Schlüssel absolut unauffindbar gewesen, und er hatte schon bezweifelt, sein Vorhaben zur Ausführung bringen zu können. Dann hatte er herausgefunden, dass einer von Melchiorris Assistenten sie verwahrte, der ans andere Ende der Stadt in die Werkstatt eines Goldschmiedes geschickt worden war, um sich einige Geräte zurückgeben zu lassen, die der Großmeister verliehen hatte und die er nun zur Fertigstellung eines seiner verrückten Apparate brauchte.
    Folglich hatte Gerlando auf die Rückkehr des Assistenten warten müssen, der den Palazzo erst lang nach Sonnenuntergang wieder betreten und sich sofort mit dem Großmeister und weiteren Kollegen ins Laboratorium eingeschlossen hatte.
    Es war nicht möglich gewesen, sich der Schlüssel zu bemächtigen, solange dieser verflixte Bursche sich dort aufhielt.
    Nach dem Abendessen hatte Gerlando beschlossen, zu dem Gefangenen zu gehen und ihm zu versichern, dass er alles tat, um ihm zu helfen. Kaum hatte er sich jedoch dem kleinen Luftschacht genähert, durch den er zuvor mit dem Eingesperrten gesprochen hatte, war er mit einem Hagel von Vorwürfen wegen seines angeblichen Verrats überhäuft worden, den er nur mühsam hatte abwehren können.
    Er hatte dem Fremden versprochen, sobald wie möglich zurückzukommen und ihn zu befreien.
    Tatsächlich war es ihm gelungen, die Schlüssel in der Nacht zu entwenden, aber auch er hatte einen anstrengenden Tag gehabt, und so hatte ihn bald die Müdigkeit übermannt. Er hatte sich aufs Ohr gelegt, um zwei Stündchen auszuruhen, und war vom Bellen eines Hundes geweckt worden, als schon das erste Morgenlicht durch die Fenster des Pavillons drang.
    Voll Furcht, dass es zu spät sein könnte, war er in den Keller gerannt und hatte mit zitternden Fingern den Raum aufgeschlossen, in dem sich der Mönch befand.
    Bernardo Muti war mit blutunterlaufenen

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