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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Kaviar von der Wolga, Foie gras aus dem Périgord, Taubenpastete aus der Gascogne – sie scheut keine Kosten, um das Beste auf ihrer Tafel zu haben, was im Umlauf ist. Und ich entnehme diesem Schlaraffenland ab und zu ein paar Kleinigkeiten.«
    Fulminacci gluckste mit vollem Mund.
    »Du meinst, all das Zeug hier ist geklaut!«
    »Diesen groben Ausdruck würde ich nicht gebrauchen. Sagen wir, ich partizipiere an den Genüssen meiner Herrin, und zwar aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft. Schließlich bin ich ihr Leibarzt sowie ihr Vertrauter und Astrologe. Auch wenn sie es nie ausdrücklich zur Sprache gebracht hat, bin ich doch sicher, dass ihr mein Wohlergehen genauso am Herzen liegt wie mir das ihre. Außerdem quellen ihre Vorratskammern über von allen guten Gaben Gottes, und ich glaube nicht, dass jemand eine kleine Reduzierung bemerken würde, zumal sie sehr unauffällig geschieht.«
    »Mit anderen Worten«, mischte sich Beatrice ein, »wir tun uns hier an gestohlenen Dingen gütlich.«
    »Bereitet dir das irgendwelche Probleme?«
    »Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, ich denke, es liegt eine gewisse Gerechtigkeit darin. Da draußen sind die meisten Menschen froh, wenn sie wenigstens eine anständige Mahlzeit am Tag zusammenkratzen können. Ich hoffe, es kommt bald eine Zeit, in der es nicht nur den paar wenigen Adeligen gut geht.«
    »Ach, solche Reden langweilen mich immer. Der Reichtum ist für den, der ihn sich nimmt, meine Teuerste. Um zu überleben, muss man gewitzt und rege sein, das ist die erste Lektion, die ich in der harten Schule des Lebens gelernt habe. Alles andere sind Dummheiten. Viele sogenannte religiöse Reformer haben im Laufe der letzten Jahrhunderte versucht, mit Predigten dieser Art das Volk aufzuhetzen, und was ist dabei herausgekommen? Ein Haufen Muttersöhnchen ist massakriert worden oder hat seine letzte Ansprache von der Höhe eines Scheiterhaufens aus gehalten. Viel Geschrei um nichts, sie haben die Welt weder in besserem noch in schlechterem Zustand zurückgelassen. So viel verschwendete Energie!«
    Beatrice wollte gerade etwas entgegnen, als Salinari hereingestürmt kam und ein Gesicht machte wie einer, der gerade eine böse Überraschung erlebt hat.
    »Meister, verzeiht, dass ich Euch bei Eurer Mahlzeit störe, aber es ist etwas Schwerwiegendes passiert.«
    Melchiorri legte seine Gabel auf dem Teller ab und bedeutete ihm, frei zu sprechen.
    »Der Gefangene ist nicht mehr in seiner Zelle, Meister. Ich bin in den Keller gegangen, um ihm etwas zu essen zu bringen, und habe die Tür weit offen und den Kellerraum leer vorgefunden.«
    »Verflucht, was sagst du da? Bist du ganz sicher?«
    »Ja, Meister. Jemand muss ihm bei der Flucht geholfen haben, denn die Tür war nicht aufgebrochen. Jemand, der unter diesem Dach lebt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass ein Bewohner dieses Hauses einen solchen Verrat begehen würde…«
    »Gerlando ist verschwunden, Meister«, unterbrach ihn der Gehilfe. »Ich habe alles abgesucht, aber er ist weg.«
    Melchiorri sackte sichtlich zusammen unter dem Gewicht dieser bösen Nachricht.
    »Heilige Madonna, Ard… äh, Baldassarre, was machen wir jetzt?«, rief der Maler, dem der Ernst der Lage ebenfalls klar war.
    »Hab ich nicht gleich gesagt, dass es am besten ist, ihm die Kehle durchzuschneiden und ihn in den Fluss zu werfen?«, sagte Beatrice mit zornfunkelnden Augen. »Ihr wolltet ja nicht auf mich hören. Jetzt haben wir den Salat.«
    »Ganz ruhig«, erwiderte Fulminacci. »Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Schließlich hat der Kerl keinen von uns gesehen. Als ich ihm eins übergezogen habe, hatte ich die Kapuze auf, und ihr seid erst auf der Bildfläche erschienen, als der verdammte Aasgeier schon selig schlief.«
    »Das macht keinen Unterschied, Giovanni«, murmelte Melchiorri trostlos. »Dieser… Dieser verdammte Aasgeier, wie du ihn nennst, ist das Haupt des Heiligen Offiziums, verstehst du das nicht? Einer der mächtigsten Männer Roms. Er wird nicht lange nachdenken müssen, um darauf zu kommen, wer ihn entführt hat.«
    »Aber er hat keine Beweise…«, versuchte der Maler einzuwenden.
    »Die Inquisitoren brauchen keine Beweise«, schnitt ihm die Wahrsagerin das Wort ab. »Diese Schweinehunde können tun und lassen, was sie wollen. Ich finde, wir sollten schleunigst die Stadt verlassen, solange noch Zeit ist. Außerdem – wenn es wirklich Gerlando war, der diesem Teufel in Menschengestalt zur Flucht verholfen hat, könnt ihr

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