Das Blut des Skorpions
gewollt, dass seine Musketiere Masken trugen, um sich unter die Gäste mischen zu können, aber auch bei diesem Thema hatte sich die Königin vollkommen unvernünftig gezeigt und verlangt, dass sie die kunterbunte Livree ihrer Diener anzogen.
Musketiere gekleidet wie Lakaien!
De la Fleur hatte protestiert, aber der Bischof hatte sich nach langer Diskussion damit abgefunden, den Wünschen der starrköpfigen Königin nachzukommen.
Nun, da fast alles bereit war, spürte der Capitaine, wie die Anspannung in ihm wuchs.
Niemand konnte voraussehen, was der Skorpion unternehmen würde; nur eines war sicher, nämlich dass er etwas unternehmen würde.
Zwischen Erfolg und Fehlschlag der Operation verlief nur ein schmaler Grat.
Die beiden Jesuiten, die letzten Überlebenden von einer langen Liste, hielten sich bereits im Palazzo auf, doch diesmal fand man es zu riskant, sie unter Geleitschutz an einem scheinbar sicheren Ort abzuschotten. Der Skorpion hatte bewiesen, wie leicht er solche Vorsichtsmaßnahmen zu umgehen wusste. Daher war beschlossen worden, dass die beiden Mönche sich zu den vielen Gästen des Abends gesellen sollten. Nach Meinung des Bischofs war es einfacher, ihre Sicherheit zu garantieren, wenn sie sich inmitten der Menschenmenge bewegten, und der Capitaine hatte ihm nach den vorhergehenden katastrophalen Erfahrungen nicht widersprechen können.
Die beiden alten Patres im Auge zu behalten stellte allerdings eine weitere riskante Unwägbarkeit dar, zusätzlich zu den vielen, die ihm bereits den Schlaf raubten.
Zu allem Übel hatte er sich noch nicht wieder von der Schulterverletzung erholt, die ihm der Skorpion zugefügt hatte, und war außerstande, seinen Degen zu benutzen. Aus diesem Grund hatte er sich mit zwei Pistolen bewaffnet, die er unter seinem Wams trug. Sie waren viel kleiner als die langen Pistolen, die man üblicherweise im Kampf verwendete, aber auf kurze Distanz genauso tödlich.
Während er in Gedanken alles noch einmal durchging, machte der Offizier einen letzten Kontrollgang durch den Palast und den Park, um sich davon zu überzeugen, dass nichts übersehen worden war und jeder sich auf seinem Posten befand, um im entscheidenden Moment eingreifen zu können.
Nichts war dem Zufall überlassen worden; jede Möglichkeit war in Erwägung gezogen worden; für jeden eventuellen Vorstoß des Gegners hatte man eine geeignete Abwehrmaßnahme vorbereitet.
Trotzdem ließ die innere Unruhe, die ihn peinigte, nicht nach.
Wie würde der Skorpion sich diesmal verhalten?
Bernardo Muti schritt ungeduldig in seinem Arbeitszimmer auf und ab und wartete auf Nachricht.
Seit seiner Befreiung und Rückkehr in den Palast des Heiligen Offiziums hatte er keine freie Minute mehr gehabt.
Sogar während er sich wusch, um den Mistgestank loszuwerden, war er von einer Schar Mitarbeiter umgeben gewesen, die kamen und gingen und die Befehle ausführten, die er mit rasender Geschwindigkeit erteilte.
Die Zeit war knapp, und es gab viel zu erledigen, aber er bezweifelte nicht, dass im richtigen Moment alles in die Wege geleitet sein würde.
Dann würde er Rache nehmen.
Schon vor einigen Tagen hatte er die Einladung zu diesem Frühlingsfest erhalten, das die Königin von Schweden gab.
Normalerweise wäre das nur eine höfliche Formalität gewesen, und er hätte nicht einmal in Erwägung gezogen, eine solche Einladung anzunehmen. Er verabscheute weltlich-frivole Vergnügungen dieser Art, die für ihn ein Ausdruck des sittlichen Verfalls und der Verderbtheit waren, der sich so viele hohe Würdenträger der Kirche schon allzu lange hingaben.
Umgekehrt erwartete und wünschte die Königin nicht, dass ein sittenstrenger Mönch wie er gewillt war, an den Festlichkeiten teilzunehmen. Diesmal jedoch würde Bernardo Muti zusagen.
Allein die Vorstellung, dem großen Bankett und den darauf folgenden kindischen Belustigungen beizuwohnen, stieß ihn zutiefst ab. Die Hohlheit dieser zügellosen Zerstreuungen stellte für ihn eine Beleidigung des Blutes Jesu Christi dar, das für die Sünden der Menschheit vergossen worden war. Nur die Buße, die Kasteiung des Fleisches und der Verzicht auf weltliche Freuden konnten den Menschen dem unsagbaren Geheimnis des allmächtigen Gottes und der Heiligen Dreifaltigkeit näherbringen.
Dennoch würde er hingehen.
Er würde seine beste Kutte anziehen, würde die Kutsche mit dem Abzeichen seines hohen Amtes besteigen, den prunkvollen Palast betreten und Wohlwollen und freundliche
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