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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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nicht entgehen zu lassen. Die Angst von vorhin war Jagdfieber und Erregung über das bevorstehende Aufeinandertreffen gewichen.
    »Da ist er, Sergeant!« Eine Gestalt in einem dunklen Domino huschte gerade durch das große Portal, das in den Park führte.
    »Mir nach!«, brüllte Bruyère. »Fünf Gulden für den, der ihn als Erster fasst!«
    Die Musketiere stürmten durch die Tür und versetzten sich dabei gegenseitig Rippenstöße.
    Die verhüllte Gestalt lief direkt vor ihnen her und hielt einen Vorsprung von ein paar Dutzend Schritten, wobei der schwarze Umhang um ihre Schultern flatterte. Bruyère versuchte, schneller zu werden, aber sein Atem ging bereits keuchend. Renard dagegen, der mindestens fünfzehn Jahre jünger war, hatte keine Schwierigkeiten, sein Tempo zu beschleunigen, und verringerte bald den Abstand zu dem Flüchtigen.
    Der rannte auf das Zentrum des Festes zu, offenbar mit der Absicht, in der Menge unterzutauchen.
    »Marchand«, wandte sich Bruyère keuchend an einen der beiden Soldaten, die ihm folgten, »lauf zurück und bewach das Schmuckstück.«
    In der Hitze des Gefechts hatte Bruyère nicht daran gedacht, den Saal weiter unter Beobachtung zu stellen, doch jetzt, da das lange Postenstehen sich offenbar einem dramatischen Abschluss näherte, fiel ihm ein, dass er den Bernstein nicht länger unbewacht lassen durfte. Falls jemand das Schmuckstück entwendete, würde ihm Capitaine de la Fleur persönlich das Fell über die Ohren ziehen, Stück für Stück.
    Renard war dem Flüchtigen inzwischen dicht auf den Fersen, als der plötzlich nach links ausscherte und in eine Gruppe ordentlich beschnittener Büsche eindrang, um kurz darauf wieder die Richtung zu wechseln und auf den äußeren Bereich des Parks zuzulaufen.
    Renard verlor durch dieses jähe Hakenschlagen an Schwung, rutschte auf dem Kies aus und brauchte ein paar Sekunden, um die Verfolgung wieder aufzunehmen. Dieser Zeitverlust ermöglichte es dem anderen, beinahe seinen gesamten verlorenen Vorsprung zurückzugewinnen. »Bleib an ihm dran, Renard«, rief der Sergeant völlig außer Atem.
    Der Musketier hörte den anfeuernden Zuruf, beschleunigte noch einmal, obwohl er selbst der Erschöpfung nahe war, und gewann wieder an Terrain.
    Der Domino des Flüchtigen flatterte nur noch wenige Spannen vor seiner ausgestreckten Hand, sosehr dieser auch weiter Haken schlug und ihn abzuhängen versuchte.
    Renard mobilisierte seine letzten Kräfte, legte noch einen Spurt ein, bekam den Mantel zu fassen und riss grob daran.
    Der Verfolgte, der gerade wieder einen Ausfall nach links machen wollte, wurde durch den Ruck abrupt gebremst und fiel der Länge nach hin.
    Mit einem Satz war der stattliche Renard über ihm und packte ihn an den Armen, während er noch über den Kies des Pfades schlitterte.
    »Ich habe ihn, Sergeant«, schrie er. »Ich hab ihn geschnappt!«

KAPITEL LXVII
     
    Die zischenden, bunten Leuchtschweife der Feuerwerkskörper stiegen vom Flussufer in den Himmel auf, wo sie ein funkelndes Kaleidoskop bildeten und als gewaltige Kaskaden wieder herabfielen, die sich im Tiber spiegelten und ausbreiteten.
    Das Feuerwerk enttäuschte die hohen Erwartungen der Gäste nicht, und sie reckten bis zum großen Finale die Nasen in die Höhe, bei dem ein hellblauer und goldener Sternenregen in unvorstellbarer Höhe explodierte und den Himmel in den Farben der Vasa einfärbte.
    Nur zwei unter ihnen hatten weder Zeit noch Muße, dieses Ereignis zu genießen.
    Capitaine de la Fleur und Fulminacci eilten auf den Palast zu, getrieben von dem Gedanken, dass das, was sie befürchtet hatten, schon eingetreten sein könnte.
    Der Offizier ging etwas steif, weil ihn der feste Verband um seine Schulter immer noch behinderte, legte aber, soweit es ihm möglich war, ein zügiges Tempo vor, und der Maler, der kräftig unter seiner schweren Maske schwitzte, tat es ihm gleich. Die Lichter des Feuerwerks warfen ihre Schatten auf die Kieswege und zeichneten die Umrisse der Männer als groteske Karikaturen, die eine verrückte Sarabande tanzten, auf die Hecken und Sträucher.
    Die beiden umrundeten eine Gruppe blühender Sträucher, überwanden die Barriere einer hohen Buchsbaumhecke und sahen sich endlich dem Eingang zum Ausstellungssaal gegenüber, vor dem sich eine kleine Menschenansammlung gebildet hatte. In deren Mitte wand sich eine Gestalt in einem nachtschwarzen Umhang.
    »Capitaine, Capitaine«, schrie Sergeant Bruyère, als er seinen Vorgesetzten herbeilaufen

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