Das Blut des Skorpions
um und versuchte, die dunklen Ecken mit seinen Blicken zu durchdringen und irgendeine Bewegung zu erhaschen, aber die wenigen, schwachen Lampen schufen mehr Schatten als helle Bereiche, die wie Inseln in einem großen, dunklen Meer lagen.
Der Unteroffizier wusste, dass es möglich war, die Beleuchtung zu verstärken, aber er hatte am Nachmittag kaum darauf geachtet, wo genau Melchiorri und sein Gefolge von Assistenten bei den letzten Feineinstellungen herumhantiert hatten, und kannte die Vorrichtungen nicht, mit denen man das Licht heller stellen konnte. Der Großmeister hatte wochenlang an einem Beleuchtungssystem gearbeitet, das sich zentral regulieren ließ, ein Zauber, der den Verstand eines armen Sergeanten der königlich-französischen Musketiere überstieg.
Zum Teufel mit den Komplikationen dieser künstlichen, frivolen Welt!
Bruyère konnte es kaum erwarten, in sein ruhiges Burgund zurückzukehren, in sein Heimatdorf, wo er Karten spielen, in den klaren Bächen angeln, guten Wein trinken und einfaches, unverfälschtes Essen fern aller Komplotte genießen würde.
Ich werde langsam zu alt für diesen Beruf, dachte er, während er die dämmerigen Winkel des Saals absuchte, in dem es zu viele Säulen, zu viele Nischen, zu viele Vertiefungen, zu viele schwere Möbel gab. Alles mögliche Verstecke, aus denen man jemanden schwer hervorlocken konnte, wenn man nicht direkt mit ihm zusammenstoßen wollte.
Renard folgte dicht hinter ihm, während die anderen beiden Musketiere sich an den Seiten hielten, bereit, jederzeit einzugreifen.
Bruyère verfluchte die Nachgiebigkeit seines Vorgesetzten, der ihnen die verlässlichen Degen verboten und nur die kurzen Schwerter erlaubt hatte, welche zwar leichter unter den Mänteln zu verbergen, aber weniger schlagkräftig waren. Ihm selbst war das Tragen einer Pistole gestattet worden, jedoch nicht der seiner Wahl. Der Capitaine hatte ihm nicht die übliche Dienstpistole zugestanden, die fast einen halben Meter lang und von beträchtlichem Kaliber war, da sie als zu auffällig galt und nicht unter der Kleidung getragen werden konnte. Stattdessen musste er sich mit einem kleinen Spielzeug von einer Waffe begnügen, die vielleicht für einen Hinterhalt und kurze Distanzen geeignet war, aber praktisch nutzlos bei einem richtigen Duell.
Und irgendwo, ganz in der Nähe, trieb sich der Skorpion herum.
»Hoffen wir, dass sich Brissière beeilt«, murmelte Renard leise. »Ich hab kein gutes Gefühl, solange die Verstärkung nicht da ist.«
Bruyère legte einen Finger an den Mund.
Plötzlich bemerkten die vier eine hastige Bewegung unter einem der schmalen Durchgänge zwischen zwei Säulen am anderen Ende des Saals.
»Jetzt geht’s los«, flüsterte Renard. »Gott steh uns bei!«
Der Sergeant griff sein Schwert fester und deutete mit der linken Hand seinen Männern, sich zu verteilen und dem Eindringling die Fluchtwege abzuschneiden. Die vier Musketiere schlichen sich langsam an, gespannt auf die kleinste Bewegung achtend, als ein lautes Rascheln zu ihrer Linken sie zusammenfahren ließ.
Bruyère blieb abrupt stehen und zeigte Renard zwei Finger.
Der verstand sofort: Es waren zwei Eindringlinge im Saal.
Renard deutete mit dem Kopf nach links und ging in die Richtung, gefolgt von einem der Soldaten, während Bruyère sich mit dem zweiten langsam vorwärtsbewegte.
Eine neue, diesmal kaum wahrnehmbare Bewegung hinter den Säulen veranlasste den Sergeanten zu handeln. Er lief mit großen Sätzen auf die Stelle zu, das Schwert gezückt und mit der anderen Hand den Hahn der Pistole spannend.
Zusammen mit seinem Gefolgsmann rannte er um die Säulen herum und machte einen Ausfall, fand aber nur ein Stück Stoff, das nachlässig um den Tragbügel einer gelöschten Lampe gebunden war und in dem leichten Lufzug aus einem halb geöffneten Fensterchen über ihren Köpfen wehte.
»Hierher, Sergeant!«, rief Renard von der anderen Seite. »Wir haben ihn gesehen!«
Bruyère und sein Musketier eilten ihren Kameraden zu Hilfe; das Klappern ihrer Stiefel auf dem kostbaren Boden erfüllte den großen Raum mit lautem Hall.
»Dorthin, Sergeant«, schrie Renard, »zum Ausgang.«
Bruyère legte noch einen Zahn zu und folgte ihm auf den Fersen.
»Er entwischt uns«, sagte Renard, »ich habe gesehen, wie er zur Tür rannte!«
»Schnell, wenn wir uns beeilen, schnappen wir ihn noch!«, befahl der Sergeant.
Hals über Kopf nahmen die vier die Verfolgung auf, fest entschlossen, sich diese Beute
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