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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Schritte entfernt.
    Fulminacci beschloss, das Risiko einzugehen und sich leise hinter dem Mann vorbei zu dieser Tür zu schleichen. Die Gefahr einer Entdeckung war zwar groß, aber er stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand und musste etwas unternehmen. Wenn er erst einmal die andere Tür erreicht hatte, war es egal, ob der Unbekannte ihn bemerkte oder nicht. Da zwischen dem Tisch und dem Ausgang mindestens fünf Schritte lagen, würde der Mann es wohl kaum schaffen, aufzuspringen und ihm den Weg zu versperren, ehe er hinausgestürzt war.
    So leise er konnte, schlich Fulminacci in das Zimmer.
    Er hatte noch kaum den zweiten Schritt getan und befand sich folglich in nächster Nähe zu dem Tisch, als der Geldzähler sich umdrehte und ihn ohne jedes Erstaunen ansah. Fulminacci verharrte mitten in der Bewegung und machte sich bereit, ihm an die Kehle zu springen, doch der andere hob die Hand und lächelte.
    »Wenn Ihr gekommen seid, um mich auszurauben«, sagte er, »mache ich Euch darauf aufmerksam, dass ich meine Haut teuer verkaufen werde. Seht Ihr diese Pistole? Sie ist geladen, und ich bin ein ziemlich guter Schütze.« Wie durch Zauberhand war in der Rechten des Mannes eine Schusswaffe aufgetaucht.
    »Ich habe nicht die Absicht, Euch zu berauben, Signore«, erwiderte der Maler. »Ich suche nur nach einem Weg hinaus aus diesem verfluchten Ort. Im Theater ist ein unbeschreibliches Chaos ausgebrochen, offenbar hat man einen Mann ermordet, in einer der oberen Logen.«
    »Habt Ihr ihn ermordet?«, fragte der andere.
    »Nein, bei meiner Ehre!«
    »Merkwürdig, einen Bettler von Ehre sprechen zu hören wie einen Edelmann«, gluckste der Unbekannte, ohne die Waffe zu senken. »Und Ihr glaubt, Eure Behauptung kann mich beruhigen?«
    »Lasst Euch nicht von meinem Äußeren täuschen, Signore«, entgegnete Fulminacci. »Die Umstände, die mich gezwungen haben, in dieser Aufmachung vor Euch zu erscheinen, sind zu kompliziert, um sie jetzt zu erklären. Mein Name ist Giovanni Battista Sacchi, Kunstmaler, stets zu Euren Diensten.«
    Auf diese Mitteilung reagierte der vornehme Mann so überrascht, dass er nun doch die Pistole senkte. Fulminacci konnte sein Gesicht nicht gut erkennen, weil er im Gegenlicht saß, aber da er anscheinend nicht mehr die Absicht hatte, ihn zu erschießen, wagte er es, sich zu regen und ihn genauer zu mustern.
    »Aber Ihr… Ihr seid… Du bist doch Arduino… Großer Gott, ich traue meinen Augen nicht… Arduino Ponzani, dich schickt mir der Himmel! Was machst du hier in Rom, noch dazu wie ein Edelmann gekleidet? In der Lombardei suchen sie dich immer noch wegen dieser Geschichte mit dem Abt des Kartäuserklosters.«
    »Giovanni, dachte ich’s mir doch, dass du das bist, aber mit diesem Fuhrknechtshut war ich mir nicht sicher«, rief der andere. »Sag du mir lieber, was du im Hinterzimmer eines Theater treibst, die Sbirren auf den Fersen und wie ein Bettler gekleidet?«
    »Verdammt, das ist eine zu lange Geschichte. Weißt du, wie ich hier rauskomme?«
    »Ich denke, ich kann dir helfen – vorausgesetzt, du versprichst, niemandem meine wahre Identität zu verraten. Ich habe zur Zeit Rang und Namen in der besten Gesellschaft Roms und möchte nicht wegen eines Malers mit loser Zunge auf meine Privilegien verzichten müssen.«
    »Ich gebe dir mein Ehrenwort: Ich werde schweigen wie ein Grab. Du brauchst mich nur schnell hier rauszubringen. Wenn es dich interessiert, erzähle ich dir irgendwann alles, aber jetzt ist keine Zeit dazu.«
    »Gut, komm mit.«
    Ponzani führte Fulminacci ans andere Ende des Raums, wo er einen versteckten Mechanismus betätigte und eine kleine, perfekt getarnte Geheimtür öffnete.
    Die beiden schlüpften durch die Öffnung, durchquerten einen Gang, stiegen eine Treppe hinunter und kamen zu einem Portal, das Ponzani mit einem vergoldeten Schlüssel aufschloss. Sie gingen hindurch und fanden sich draußen vor dem Theater wieder.
    »Meine Kutsche steht gleich da hinten«, sagte Ponzani. »Wenn du wirklich in Schwierigkeiten steckst, solltest du besser mit mir fahren. Zu dieser Nachtzeit wäre es nicht klug, zu Fuß zu gehen, du würdest mit Sicherheit an einen Wachtrupp geraten.«
    »Dafür wäre ich dir unendlich dankbar. Ich muss nach Trastevere.«
    »Kein Problem. Das tue ich gern für einen Freund, auch der alten Zeiten in Mailand wegen.«
    »Mir scheint, du hast dich seitdem recht gut herausgemacht«, bemerkte der Maler, als er in die luxuriöse Karosse einstieg, die von

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