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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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zwei Pferden gezogen und einem Kutscher in Livree gelenkt wurde. »Allein diese Kutsche muss dich mindestens zweihundert Dukaten gekostet haben.«
    »Sie kostet eher fünfhundert«, antwortete Ponzani, »aber sie gehört nicht mir. Sie gehört Christine, der Königin von Schweden. Ich habe die Ehre, ihr Astrologe und Leibarzt zu sein.«
    »Donnerwetter, du hast es ja wirklich weit gebracht! Leibarzt einer Königin! Ich sehe dich noch in den Spielhöllen der Porta Ticinese.«
    »Ja, auch das ist eine lange Geschichte. Nachdem ich Mailand so… überstürzt verlassen musste, habe ich mich hier und dort ein bisschen umgetan, mich von meinem Gespür leiten lassen. Glück war auch dabei im Spiel, muss ich zugeben. In Ferrara zum Beispiel…«
    »Komm, erzähl«, unterbrach ihn Fulminacci. »Wie hast du es geschafft, ausgerechnet eine Königin hinters Licht zu führen?«
    »Also, hinters Licht führen ist ein zu harter Ausdruck, scheint mir. Wenn die Welt voller gutgläubiger Einfaltspinsel ist, kann ich schließlich nichts dafür. Ich tue nichts anderes, als etwas anzubieten, nach dem eine große Nachfrage besteht. Im Übrigen nenne ich mich zur Zeit Baldassarre Melchiorri, Ehrwürdiger Großmeister des höchsten Ordens der Erleuchteten. Hämmer dir das gut in deinen Schädel ein, damit du dich nicht verplapperst.«
    »Der höchste Orden der Erleuchteten… noch nie gehört, ehrlich gesagt.«
    »Natürlich nicht, mein junger Freund. Der höchste Orden ist meine Erfindung. Ein klangvoller Name, findest du nicht?«

KAPITEL XXIII
     
    Befindet sich Königin Christine noch im Theater?«, fragte Bischof de Simara.
    »Nein«, anwortete Azzolini, »ich habe persönlich dafür gesorgt, dass sie in ihre Kutsche stieg und in den Palazzo zurückfuhr, ehe ich hierherkam. Ich wüsste nicht zu sagen, ob sie außer sich war vor Angst über das Geschehen oder vor Wut über den unvermeidlichen Abbruch der Oper.«
    Der Kardinal schwieg einen Augenblick und betrachtete die traurigen sterblichen Überreste des Ermordeten.
    »Wieder ein Jesuit«, bemerkte er schließlich, »und wieder ein Deutscher. Der dritte innerhalb weniger Tage. Und wir sind kein Stück weiter. Wie kommen Eure Ermittlungen voran?«
    »Ich habe jeden Mann eingesetzt, der mir zur Verfügung steht, aber im Moment gibt es nichts Neues. Keine Spur, keinen Hinweis, nichts. Eine meiner Informantinnen hat versprochen, mir alsbald eine Nachricht zukommen zu lassen, aber bis jetzt tappen wir noch im Dunkeln.«
    »Ich dagegen glaube, auf etwas gestoßen zu sein«, sagte der Kardinal, »auch wenn ich nicht sicher bin, ob es in einem direkten Zusammenhang mit diesen Vorfällen steht. Kurz vor Beginn der Aufführung habe ich mit Pater Kircher gesprochen. Der Gute hat mir anvertraut, dass sowohl Pater Stoltz als auch Pater Klamm mit ihm zusammen im Novizeninternat von Paderborn studiert haben. Er kannte die beiden Jesuiten, versteht Ihr? Ich weiß nicht, ob das etwas zu bedeuten hat, aber es ist immerhin ein Hinweis, dem nachzugehen sich lohnt. Wisst Ihr etwas über diesen ermordeten Mönch hier?«
    De Simara schüttelte den Kopf.
    »Nur dass Pater Baumgartner aus Köln stammte und seit mehreren Jahren in Rom lebte. Ein eher unauffälliger Mensch, alles in allem. Ein wenig bekannter Altertumsforscher, ein Philologe, um genau zu sein.«
    Der Franzose musterte forschend das ausdruckslose Gesicht seines Gegenübers. »Glaubt Ihr, dass auch er in Paderborn studiert hat?«, fragte er, Azzolinis Gedanken erratend.
    »Darauf kann uns nur Kircher eine Antwort geben, aber im Moment ist er zu verstört, als dass wir ihn befragen könnten.«
    »Wir müssen es aber wissen«, beharrte de Simara. »Es mag taktlos erscheinen, den alten Pater unter diesen Umständen zu belästigen, aber falls er uns eine auch noch so schwache Spur liefern kann, wäre das sehr wichtig. Versucht, mit ihm zu sprechen, ich bitte Euch.«
    Achselzuckend ging Azzolini auf Pater Kircher zu und richtete ein paar knappe Worte an ihn, die de Simara nicht verstand.
    Pater Kircher nickte zweimal langsam.
    »Und wenn…«, überlegte der Franzose laut, als der Kardinal wieder bei ihm war, »wenn… Nein, das ist doch zu weit hergeholt…«
    »Fahrt nur fort, Monsieur«, forderte Azzolini ihn auf. »Was wolltet Ihr sagen?«
    »Haltet mich nicht für verrückt, Eminenz, aber… nun ja, wir wissen, dass der gesuchte Mann sich in den Jahren, in denen Kircher im Novizeninternat in Paderborn war, irgendwo in Deutschland versteckte. Wir

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