Das Blut des Teufels
beeindruckt. Sie hielt der Statue den Rücken zugekehrt und starrte zu der dunklen Totenstadt hinüber. In der Ferne ertönte sporadisch das Geheul der Bestien. »Was sind diese Bestien, zum Teufel?«, murmelte sie.
Sam trat zu ihr. »Ich hab keine Ahnung. Aber sie besitzen meiner Ansicht nach eine rudimentäre Intelligenz. Ein paar benutzen zum Angriff Werkzeuge. Steine und Knüppel.«
»Ist mir aufgefallen. Aber da waren auch noch die Dickeren«, meinte Maggie. »Hast du die bemerkt?«
Stirnrunzelnd hob Sam sein Gewehr. »Ich bin reichlich damit beschäftigt gewesen, sie auf Distanz zu halten.«
»Na ja, stimmt. Die anderen haben bloß mit Zähnen und Klauen gekämpft. Es hat fast so ausgesehen, als wäre die Bande in vier verschiedene Klassen aufgeteilt. Jede hatte ihre bestimmte Funktion und ihre bestimmten Fähigkeiten.«
»Wie bei den Bienen? Arbeiter, Drohnen und Königin?«
»Genau. Zunächst mal waren da diese Dünnen, Hageren.«
»Ja, einen von denen habe ich gesehen. Sie sind flink wie Schimpansen.«
»Hast du bemerkt, dass die nie in den Kampf eingegriffen haben?«
»Ja, jetzt, wo du es sagst. Sie kamen als Erste und hingen dann einfach so am Rand herum.« Sam warf Maggie einen Blick zu. »Meinst du, sie sind so eine Art Kundschafter?«
Maggie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
Schweigend grübelte Sam über ihre Theorie nach. In Gedanken ließ er erneut die Schlacht vor sich ablaufen. »Was ist mit diesen Dingern, die wie Pitbulls ausgesehen haben? Die sich von den Flammen nicht abschrecken ließen?«
»Eine weitere Klasse. Ist dir aufgefallen, dass sie keine Genitalien haben?«
»Dahin habe ich nun wirklich nicht geschaut. Aber wenn sie geschlechtslos sind, dann weiß ich, worauf du hinauswillst – Drohnen.«
Maggie nickte. »Unfruchtbare Arbeiter von beschränkter Intelligenz. Ihre Furchtlosigkeit war vielleicht eher auf Dummheit als auf Tapferkeit zurückzuführen. Aber wer weiß?«
»Und die mit den Waffen?«, fragte Sam. »Die Größeren mit den Muskeln und den unheimlichen rudimentären Schwingen? Lass mich raten! Soldaten.«
Maggie schüttelte den Kopf. »Oder vielleicht bloß Arbeiter. Ich weiß nicht. Aber hast du den riesigen Burschen gesehen, der sich im Hintergrund gehalten und anscheinend Befehle gebrüllt hat? Der ist bestimmt so eine Art Anführer der Bande. Einen größeren als ihn habe ich nicht zu Gesicht bekommen.«
»Das sind ziemlich viele Schlussfolgerungen und Vermutungen für einen einzigen flüchtigen Blick.«
»Das hat uns dein Onkel beigebracht. Extrapolieren. Die winzigen Splitter eines alten Volks nehmen und daraus eine Zivilisation konstruieren.«
»Dennoch wäre ich ohne weitere Informationen ziemlich in Verlegenheit, wenn …«
Plötzlich zupfte Denal an Sams freiem Arm.
Sam sah ihn an.
Denal starrte in die dunkle Totenstadt hinaus. »Mister Sam, ich hören keine Gewehrschüsse.«
Sam drehte sich um, ebenso Maggie, deren Stirn tief gefurcht war. »Denal hat Recht«, sagte sie. »Wir haben schon eine ganze Weile kein Gewehrfeuer mehr gehört.«
Sam musterte die Nekropolis und suchte nach einem Hinweis auf Norman und Ralph. Immer noch schallten Schreie über die dunkle Stadt hinweg. »Vielleicht sind sie ihnen entkommen.«
Maggie drehte sich langsam im Kreis und durchsuchte die Grabmale. Von dieser Stelle aus stieg die Totenstadt in jede Richtung an. Sieben Gassen lagen wie Speichen in dem Labyrinth aus Gräbern. »Ich kann da draußen nirgendwo Normans Fackel erkennen.«
Sam stellte sich neben sie. Schweigend. Wo waren sie? Hatte es sie erwischt? Die Furcht um seine Freunde zog ihm den Magen zusammen.
»Sie müssen irgendwo da draußen sein«, sagte er leise. »Sie müssen.«
Von einer Meute der Bestien gehetzt duckten sich Norman und Ralph durch den niedrigen Eingang einer Grabstätte. Ein modriger Gestank sowie Zimtgeruch erfüllte den vollgestopften kleinen Raum und unterstrich zusätzlich die unangenehme Enge. Draußen wimmerten und knurrten bleiche, ausgehungerte Kreaturen.
Um sie vom Eingang zu vertreiben, schwang Norman die lodernde Fackel, die inzwischen bis zum Knie des mumifizierten Beins abgebrannt war. Bislang hielten die Flammen, so klein sie waren, die Biester in Schach. »Mach schon, Ralph«, bettelte Norman und riskierte einen Blick nach hinten, wobei ihm seine Brille die schweißnasse Nase hinunterrutschte.
Weiter im Innern der Grabstätte kämpfte Ralph mit dem Gewehrschloss. »Gottverdammtes wertloses Stück Scheiße!«, fluchte er. »Noch
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