Das Blut des Teufels
worden«, erklärte Ralph und zog sich das Hemd aus. »Warum hast du die Dekkung verlassen?«
Norman stöhnte und winkte mit einem Arm zu dem Spalt in den Deckenplatten hinauf. »Ich wollte sichergehen – oh, zum Teufel! –, ich hab nicht nachgedacht.« Während Ralph vorsichtig die Wunde untersuchte, spannte sich Normans Gesicht an. »Zwar ist es nicht so, als hätte ich als Kind Hände voller Patronen ins Lagerfeuer geworfen, aber ich schätze, mit meiner militärischen Ausbildung hätte ich es besser wissen sollen.«
»Der Querschläger hat wohl keine Hauptader erwischt«, meinte Ralph. »Sonst würde es nur so aus dir raussprudeln, aber dein Knie ist beim Teufel. Ich werde einen festen Verband anlegen müssen, um es zu stützen und den Blutverlust zu stoppen.« Er nahm sein Hemd, das aus dickem Flanellstoff bestand, und riss es in Streifen. Er berührte Normans Bein. »Das wird wehtun.«
»Dann tun wir’s lieber nicht «, sagte Norman säuerlich und schnitt eine Grimasse.
Ralph sah ihn stirnrunzelnd an.
Norman seufzte und winkte ihn näher zu sich. »Ja gut, mach weiter. Tu’s einfach.«
Nickend nahm Ralph sein Bein und bog es gerade. In Normans Knie explodierte ein Schmerz, als wäre eine Stange Dynamit darin hochgegangen. Schlimmer noch war aber das Übelkeit erregende Knirschen von Knochen auf Knochen. Norman keuchte und Tränen traten ihm in die Augen. »Weißt du eigentlich, was du da tust?«
Ralph arbeitete unbeirrt weiter, ungeachtet Normans Qualen. Er wickelte die Streifen seines Flanellhemds mehrmals um Normans Knie, vom Oberschenkel bis zum Schienbein. »Damals, an der Uni in Alabama, haben sich Footballspieler andauernd die Knie ruiniert. Wenn schon sonst nichts, so weiß ich wenigstens, wie man in aller Eile einen Stützverband anlegt.« Ralph zurrte den Verband fest.
Norman ballte die Hände zu Fäusten; er wand sich leicht. Es fühlte sich an, als hielte etwas mit riesigen Klauen sein Knie umklammert. Dann war es vorüber.
Sein Peiniger verzog sich rasch. »Das sollte dafür sorgen, dass du nicht stirbst.«
Norman wischte sich die Tränen aus den Augen. Der Schmerz ließ nach. »Klasse gemacht, Doktor.«
Ralph musterte ihn einen Augenblick mit Sorgenfalten in der Stirn. Schließlich warf er einen Blick zurück zum Eingang. Dort war alles ruhig. Die Patronen waren längst im Feuer zerplatzt. »Jetzt die schlechte Nachricht. Wir müssen hier raus. Mein Kunststück wird diese Ungeheuer nicht lange fern halten.«
Norman sah hinaus. Teile der zerfetzten Mumie glommen draußen vor der Schwelle, während etwas weiter entfernt immer noch Flammen auf dem Felsboden hochzuckten. Aber wenigstens war der Ausgang wieder frei. Er nickte und hob einen Arm. »Hilf mir auf!«
Ralph erhob sich und zog Norman mit einem seiner muskulösen Arme vom Boden hoch.
Norman schnappte heftig nach Luft und achtete sorgfältig darauf, sich nicht allzu sehr auf das verletzte Bein zu stützen. Sobald er stand, legte er sein Gewicht vorsichtig auf eine Ferse und wägte ab, wie viel Druck sie aushalten konnte. In seinem Bein pochte es schmerzhaft, aber dank des Stützverbands blieb sein Knie unbeweglich. Er humpelte ein paar Schritte, wobei er sich schwer auf Ralphs Schulter stützte.
»Schaffst du’s?«
Norman sah auf. Schon bei dieser kleinen Anstrengung war ihm der Schweiß auf die Stirn getreten. Das ständige Pochen im Bein machte ihn ganz benommen. Er lächelte Ralph gequält an. »Bleibt mir eine andere Wahl?«
Oben rührte sich etwas. Es krabbelten wieder Klauen über den Stein. Eine der Bestien schien sich dort versteckt zu haben und sich jetzt, da es in den Straßen wieder ruhig war, davonschleichen zu wollen. Die beiden Männer standen wie versteinert da und horchten, warteten, bis sie sich sicher waren, dass die Bestie sich tatsächlich verzogen hatte. Volle zehn Sekunden lang herrschte absolute Stille.
Länger wollten sie nicht warten. Wo eine der Kreaturen war, mochten andere bald folgen. »Machen wir den Abflug«, meinte Norman.
Ralph hob die Fackel vom Boden auf. Er fächelte die Scheite, bis sie heller brannten, und stellte sich dann neben Norman. »Stütz dich auf meine Schulter!«
Norman widersprach nicht, hielt Ralph aber eine Sekunde zurück. Einen Moment lang war seine Stimme ernst. »Wenn wir in Schwierigkeiten geraten … lass mich zurück.«
Ralph gab keine Antwort.
Norman drückte die Schulter des größeren Mannes fester. »Hast du mich verstanden?«
»Auf das Geschwätz von Blödmännern höre ich
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