Das Blut des Teufels
Grab kriechen, mich an seinen Bewohner schmiegen und darauf warten, dass du diesen Texaner mit seiner großen Büchse holst.«
Seufzend überlegte Ralph. »Vielleicht …« Er stand auf. Er ging sogar einen Schritt davon. Dann drehte er sich plötzlich wieder um. »Scheiß drauf! Du hast mich da am Fluss nicht im Stich gelassen und jetzt lasse ich dich auch nicht im Stich!« Ralph hielt ihm seine Fackel hin. »Nimm sie!«
Norman ergriff die brennende Fackel. »Was hast du …?« Ralph beugte sich herunter und hob Norman mit beiden Armen hoch. Sein Protestgeschrei ignorierte er. »Ich werde deinen Arsch hier raustragen, wenn’s sein muss.«
Einen Moment lang drehte und wand sich Norman und gab dann nach. »Lass mich runter … wenn du so entschlossen bist, halte ich noch ein bisschen länger durch.«
Ralph ließ ihn auf den Boden sinken und zischte ihm ins Ohr: »Ich will nichts mehr davon hören, von wegen, ich soll dich im Stich lassen.«
Norman grinste. Im Grunde war er erleichtert, dass Ralph sich nicht auf seinen Vorschlag eingelassen hatte. »Und ich dachte, es wäre dir egal.«
Ralph zog finster die Brauen zusammen. »Jetzt setz bloß deinen Arsch in Bewegung!«
Norman hüpfte einen Schritt voran, während ihn Ralph stützte. »Hoffentlich hast du Recht, dass es zur Statue nicht mehr weit ist.« Er setzte einen weiteren schmerzhaften Schritt und bemerkte, dass Ralph zögerte. Zwar umklammerte er noch immer Normans Oberarm, folgte ihm aber nicht.
Einen kurzen Augenblick lang krallte sich Ralphs Hand fester in seinen Arm, dann entspannte sie sich wieder.
Norman wandte sich um. »Worauf wartest du?«
Ralphs Hand fiel schlaff von Normans Schulter herab. Er betastete schwächlich seinen dicken Hals. Auf seinem Gesicht zeigte sich Unglauben. Blut strömte ihm über die Finger. Der große Schwarze streckte Norman die andere Hand entgegen und sagte gurgelnd: »L… lauf!«
Norman war außerstande, sich zu rühren. Wie hypnotisiert starrte er den aus weißen Knochen geschnitzten Speer an, der wie ein Zweig seitlich aus dem Hals seines Freundes ragte.
Ralph fiel schwer auf die Knie. »G… Gott verdammt! Lauf!«
Hinter ihm erhob sich eine bleiche Kreatur auf spindeldürren Gliedmaßen. Ihr Verfolger hatte sein Versteck verlassen. Riesige schwarze Augen starrten Norman an. Dann hob die Bestie einen zweiten Knochenspeer und sprang auf ihn zu, hoch über Ralphs Rücken hinweg.
Norman tänzelte rückwärts, war mit seinem verletzten Bein jedoch zu langsam. Mit erhobenem Speer warf sich die Bestie auf ihn.
Norman duckte sich und wappnete sich gegen den Aufprall.
Doch da brüllte Ralph auf einmal wütend, sprang vor und packte den Fußknöchel der Kreatur mitten im Flug: ein Lineman, der einen Pass auffing. Er riss die Bestie von Norman herab, schwang die überraschte Kreatur durch die Luft und knallte sie gegen die Mauer neben sich.
Der Schädel der Bestie zerschmetterte wie eine Eierschale.
Aber ebenso, wie ihr Widersacher in sich zusammenbrach, tat es auch Ralph. Er fiel hart auf den Boden, zu schwach, um den eigenen Sturz abzufangen.
Ungeachtet der Schmerzen eilte Norman an seine Seite. »Nicht bewegen! Ich hole Hilfe! Sam kann nicht weit sein.«
Glasige Augen erwiderten seinen Blick. Leer.
Normans Hand zuckte zurück. Ralph war bereits tot. Norman kroch zurück und Tränen verschleierten ihm den Blick.
Ringsumher schallte erneut das Geschrei der Bestien durch die Höhle. Weitere Verfolger. Sie hatten frisches Blut gerochen und ihr mörderischer Hunger trieb sie voran.
Norman drückte die Stirn gegen den kühlen Stein und holte mehrmals tief Luft. Er war zu müde zum Laufen, zwang sich aber dennoch, aufzustehen. Er würde nicht zulassen, dass Ralph sich für nichts und wieder nichts geopfert hatte. Den Blick auf seine Leiche gerichtet, stand er unsicher da, die Fackel in der Hand.
Er machte auf dem Absatz des gesunden Beins kehrt. Nur drei Meter entfernt hockte eine weitere der elenden Kreaturen: vierschrötig, mit dicken Armen und gebeugtem Rücken. Sie knurrte ihn an.
Seine Augen wurden schmal vor Wut. Er hob seine Fackel hoch in die Luft. »Du Bastard!«, kreischte er. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und zitterte am ganzen Leib. Sein ganzer Hass und seine ganze Trauer legte er in diesen Schrei, während ihm Tränen die Wangen herabliefen.
Die Bestie bekam ganz große Augen, wie ein erschrockenes Reh. Zweifellos war sie überrascht von dieser ungewöhnlichen Reaktion ihres verwundeten Opfers. Völlig aus der
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