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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Fassung gebracht, wich sie kriechend zurück und humpelte dann eine Seitenstraße entlang.
Normans Aufschrei endete in einem erstickten Schluchzen. Er wischte sich das Gesicht, schob die Brille höher die Nase hinauf und humpelte weiter. »Jetzt läuft mir besser keiner von euch mehr über den Weg! Ich bin nämlich verdammt schlecht drauf.«
    Maggie kniete neben der hohen schmalen Tür, die in die Ferse der riesigen Statue eingelassen war. Sie bestand aus Silber, war etwa einen halben Meter breit und zwei Meter hoch und ging fast nahtlos in die Goldwände über. Es überraschte Maggie, dass Sam sie überhaupt entdeckt hatte.
    Während Denal mit seiner Taschenlampe leuchtete, steckte sie erneut die Spitze des goldenen Dolchs in den schmalen Schlitz in der Mitte der Tür. Er musste ein Schlüsselloch sein, aber egal, was sie auch versuchte – das Schloss ging nicht auf.
    »Miss Maggie«, sagte Denal leise. Der Strahl der Lampe zitterte. Sie sprachen selten und wenn, dann nur flüsternd, denn sie hatten Angst, die Jäger dort draußen auf sie aufmerksam zu machen. »Mister Sam sein lange weg.«
    Sie stellte sich Sam vor, der allein durch die Nekropolis schlich, und hämmerte frustriert gegen die unnachgiebige Oberfläche. »Das weiß ich, Denal!«, zischte sie. Abgesehen von einem Geschosshagel, der sich angehört hatte wie ein asthmatisches Maschinengewehr, sowie einem einzelnen Aufschrei hatte es kein Anzeichen dafür gegeben, dass sich außer den Kreaturen noch jemand dort draußen rührte.
    Der Junge murmelte kleinlaut eine Entschuldigung. Mit einem Seufzer lehnte sich Maggie zurück und legte sich den Dolch in den Schoß. »Ich wollte dich nicht anfauchen, Denal. Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Es ist nur … es ist nur so, dass ich dieses verdammte Ding nicht aufkriege und sie rechnen mit mir.« Maggie war den Tränen nahe.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
Selbst diese tröstende Geste brauchte lange, bis sie bei ihren strapazierten Nerven ankam. Schaudernd atmete sie tief ein und zwang sich, wieder ruhiger zu werden. Sie sah zu Denal auf und tätschelte ihm die Hand. »Ich danke dir.« Sie sah dem Jungen in die angsterfüllten Augen und widmete sich dann wieder der Tür. »Tut mir Leid, Denal, dass ich dich in diesen Schlamassel hineingezogen habe.«
»Nicht Leid tun. War meine Entscheidung. Wollte Gil nachspionieren. Wollte Ihnen helfen. Meine Mama, bevor sie gestorben, sie sagen, ich müssen anderen helfen. Tapfer sein, Denal, sagen sie mir.«
»Deine Mutter muss eine wundervolle Frau gewesen sein.«
Denal zog den Schleim in der Nase hoch. »Sie gewesen.«
Nun ja, bei Gott, dachte sie im Stillen, ich werde dafür sorgen, dass der Junge dieser wundervollen Frau nicht hier unten umkommt.
Mit frischer Entschlossenheit hob sie den goldenen Dolch; die gut dreißig Zentimeter lange Klinge glitzerte im Strahl der Taschenlampe. Ihr fiel wieder ein, wie Sam den Dolch verwandelt hatte, und betrachtete eingehend den verzierten Griff, den Gott Huamancantac mit den Fängen. Sie fuhr mit einem Finger den angedeuteten Griff entlang, fand aber keinerlei Hebel. »Wie hast du das gemacht, Sam?«
Maggie sah zur Tür, dann wieder die Statue hinauf. Sie musste überlegen. Warum eine Tür in der Ferse? Der griechische Mythos von Achilles kam ihr in den Sinn. Die einzige Schwachstelle des unbesiegbaren Kriegers war die Ferse. Aber einen entsprechenden Mythos gab es bei den Inka oder einem der peruanischen Völker nicht.
Trotzdem nagte diese Übereinstimmung weiter an ihren Gedanken. Konnte es eine Verbindung geben? Viele Mythen durchliefen verschiedene Kulturen und Kontinente. Nur weil sie von einem derartigen Mythos bei den Inka noch nie gehört hatte, hieß das noch lange nicht, dass es ihn nicht gab. Ohne eine Schriftsprache war über die Äonen hinweg viel vom Erbe der Inka verloren gegangen – vielleicht auch ein mögliches Inka-Äquivalent zu Achilles.
Sie hob den Dolch und rief sich den griechischen Mythos ins Gedächtnis. Der große Achilles war letztlich durch eine Verwundung an seiner Ferse zur Strecke gebracht worden. Aber den magisch geschützten Krieger hatte keine Klinge besiegt, sondern ein Pfeil. Sie schüttelte den Kopf über den nutzlosen Gedankengang.
Wenn du bloß ein Pfeil wärst, sagte sie zu dem Dolch.
Plötzlich kühlte sich der Griff in ihren Händen ab, die goldene Klinge streckte sich, wurde dünner und dünner, bis sich schließlich die Spitze zu einem scharfen Pfeil

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