Das Blut des Teufels
alten Mannes. Gut gemacht, Onkel Hank.
Dann wurde alles schwarz.
Einige Meter entfernt hatte Maggie mitbekommen, wie Sam plötzlich aus seinem Versteck ins Freie gestürzt war. Was tat der verdammte Blödmann da? Sie eilte hin, Denal ihr zur Seite. Als sie das Versteck erreichte, dröhnte von der anderen Seite des Farns der Knall eines einzelnen Schusses herüber.
Voller Panik riss Maggie die Farnwedel beiseite. Sam war zusammengebrochen und lag auf der plattgedrückten Wiese; seine Arme zuckten spasmisch. Selbst von ihrem Versteck aus erkannte sie den Blutschwall, der ihm aus einer riesigen Wunde in der Brust quoll. Blindlings verließ sie ihre Deckung. Sie würde sich nie wieder in einem Graben verstecken, wenn ein Freund starb. »Sam!«
Während sie hinüberlief, bemerkte sie schließlich den Kampf auf der anderen Seite des Leichnams. Er kam ihr völlig sinnlos vor. Der Professor saß auf dem Rücken eines um sich schlagenden Mönchs. Die noch rauchende Waffe lag im nassen Gras, gerade außer Reichweite des Mannes. Plötzlich, wie in einem Traum, tauchte anscheinend aus dem Nichts Norman auf. Er hatte einen riesigen Felsbrocken in den Händen und ließ ihn laut krachend auf den Kopf des festgehaltenen Mannes sausen. Sogleich erschlaffte dieser und Professor Conklin stieg von ihm herab.
Dann war es ein Wettrennen darum, wer Sam zuerst erreichte. Sein Onkel war Sieger. Er fiel neben seinem Neffen in die
Knie. »O nein … o Gott!«
Norman und Maggie erreichten ihn gleichzeitig.
Norman fiel auf Hände und Knie, griff nach Sams Handgelenk und fühlte nach dem Puls. Maggie sank langsamer herab. Sie sah Sams glasige Augen, die hinauf in den Himmel starrten, und wusste, dass niemand mehr darin war; der Blick war leer.
Normans Worte bestätigten nur, was sie schon wusste. »Er ist tot.«
Unter vorgehaltener Waffe ging Joan zu der Wand mit den Ketten hinüber. Sie wusste, wenn sie zuließe, dass sie an diese Kerkerwand gefesselt würde, wäre sie eine tote Frau; jegliche Hoffnung auf Flucht wäre dahin. In Gedanken spulten sich verschiedene Pläne und Szenarien ab. Nur eine Idee wäre Erfolg versprechend.
Während Bruder Carlos’ Pistole sie weitertrieb, umklammerte sie mit den Fingern ihren Kragen, ließ die Plastikborte, die ihn versteifte, herausgleiten und kratzte eine der weichen, tränengroßen Proben der Substanz Z in ihre Handfläche. Jetzt kam es auf das Timing an.
Auf dem Weg zur Wand schlenderte sie nahe an dem großen Mönch mit dem nackten Oberkörper vorüber, der nach wie vor in dem brennenden Ofen herumstocherte. Er stand vornübergebeugt und rührte die glühenden Kohlen mit einem der Schüreisen um. Joan fiel die kleine Speichelblase in seinem Mundwinkel auf. Offenbar war dieser brutale Kerl mit den voluminösen Gliedmaßen ganz wild darauf, seine Eisen an ihrem Fleisch zu erproben. Er ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte, und grinste, seine Augen voller Verlangen.
Plötzlich tat es Joan nicht im geringsten Leid, was sie zu tun beabsichtigte.
Sie stieß ihn im Vorübergehen an, warf das Metallkügelchen in den Brennofen, kehrte ihm den Rücken zu und duckte sich – und konnte froh sein, in Deckung gegangen zu sein. Die Explosion war gewaltiger, als sie erwartet hatte. Sie wurde nach vorn geschleudert, schlug krachend auf dem Steinfußboden auf und rutschte auf Händen und Füßen weiter. Ihr Rücken brannte und der Gestank nach angeschmorter Seide drang ihr in die Nase. Sie wälzte sich herum und drückte ihren verletzten Rücken auf den kühlen Stein.
Der Ofen hinter ihr war ein verdrehter Torso. Die Brenneisen lagen überall verstreut; eines steckte sogar in einem der hölzernen Stützpfeiler. Langsam erstarb das Echo der Explosion in ihrem Ohr und das Klingeln wurde durch qualvolles Geheul ersetzt. Ihr Blick glitt zu dem großen Mönch hinüber. Er lag mehrere Meter entfernt auf dem Rücken. Sein nackter Brustkasten war vollkommen verkohlt. Stöhnend hob er eine Hand, stieß eine Kohle vom Bauch und setzte sich auf. Eine Seite seines Gesichts war schwarz. Zunächst hielt Joan das Schwarze bloß für Ruß; dann schrie der Mann auf, seine verbrannte Haut riss auf und das rohe Fleisch trat zutage. Blut lief ihm den Hals herab.
O Gott! Sie wandte das Gesicht ab.
Carlos war unversehrt geblieben und stand schon wieder auf den Beinen. Er ging zu einem Telefon an der Wand und brüllte etwas auf Spanisch hinein. Ein Hilferuf. Gleich darauf knallte er den Hörer auf die Gabel und trat zu dem
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