Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
hinter Wänden und Decke. Um die nächste Goldfliese zu erreichen, musste Miguel eine silberne überspringen. Wieder geschah nichts.
Während ihm Gil folgte, entspannte sich Miguel immer mehr, hörte aber nicht auf zu beten. Langsam arbeiteten die beiden Männer sich durch die Kammer vor. Fliese um Fliese, Reihe um Reihe näherten sie sich der goldenen Inkafigur. Schließlich erreichten sie die letzte Reihe, die noch zwischen ihnen und dem Schatz lag. In ihr waren alle Fliesen aus Silber. Der Inkakönig stand auf der einzig verbleibenden goldenen Fliese.
Miguel drehte sich zu Gil, auf seinem Gesicht ganz deutlich die Frage: Was jetzt?
Gil musterte die Figur. Vor dem Hintergrund aus schwarzem Granit sah es aus, als würden die goldenen Augen der Statue seinen Blick erwidern und sich über ihn lustig machen. Er wurde wütend. Von einer Bande Götzenanbeter würde er sich keinen Strich durch die Rechnung machen lassen.
Nicht so kurz vor dem Ziel.
Er stellte sich neben Miguel auf die Fliese. Keiner von beiden wagte den Sprung über den silbernen Fluss zum Schatz hinüber, was jedoch nicht bedeutete, dass Gil sich den angehäuften Reichtum zu Füßen der Statue nicht angeln könnte. Er nahm den Kolben der Waffe in die Hand und streckte den Arm über die Silberfliesen zu der Statue aus.
Die Spitze des Gewehrs berührte so gerade eben den Schatz. Mit angehaltenem Atem stieß Gil gegen einige der Kostbarkeiten. Was, wenn dort eine weitere Falle eingebaut war? Er spitzte die Ohren – war da nicht eine leise Veränderung in der Kadenz des Getriebes? Er wich zurück, doch nichts geschah.
Gil fluchte vor sich hin. Das Gewehr in seiner ausgestreckten Hand schwankte. Er wurde zu nervös. Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und konzentrierte sich dann auf seine Aufgabe. Er wollte keinen Fehlschlag erleiden, biss die Zähne zusammen und ignorierte das zunehmende Brennen in seiner Schulter. Endlich zahlten sich seine Anstrengungen aus. Zwei Kelche kamen ans Tageslicht, ein goldener und ein silberner. Jeder war mit Rubinen und Smaragden im Muster einer Schlange besetzt. Doch Gil widmete seine gesamte Aufmerksamkeit den gekrümmten Griffen.
Dort konnte er etwas einhaken!
Er schob den Lauf durch den Griff des einen Gefäßes und hob es daran hoch. Im nächsten Moment kippte er das Gewehr zurück, der silberne Becher rutschte den Lauf hinab und kam am hölzernen Griff zum Halten. Gil zog die Waffe zurück und richtete sich auf. Den Schatz gab er Miguel. »Weil du so tapfer gewesen bist, mi amigo .«
Miguel hielt den Becher in seinen noch immer zitternden Händen. Dieses eine Geschenk verhieß genügend Reichtum, dass er und seine Familie für den Rest ihres Lebens ihr Auskommen hätten. Miguel flüsterte ein Dankgebet. Stirnrunzelnd wandte sich Gil ab. Sein Gefährte sollte ihm danken, nicht seinem Gott. Erneut kniete er nieder und streckte das Gewehr aus, um den goldenen Becher zu holen. Bald war das zweite Trinkgefäß in seinen Händen. Seine eigene Belohnung. Er kannte einen Händler für gestohlene Antiquitäten, der für ein unversehrtes Inkakunstwerk das Dreifache dessen zahlen würde, was allein das Gold in dem Becher wert wäre. Gil schob das Gefäß in seine Jacke und wandte der Statue den Rücken zu.
Er überlegte, was als Nächstes zu tun war, und tätschelte die Handgranate in seiner Weste. Er musste den Schatz schützen, bis er einen Sprengtrupp herbeiholen konnte, der die Fallen lahm legte. Sobald der verdammte Apparat nicht mehr funktionierte, könnten er und sein Team die übrigen Kostbarkeiten einsammeln. Er dachte an das einzige Hindernis bei der Verwirklichung seiner Pläne: die Gruppe americanos , die behaglich in den Zelten schlief. Er packte sein Gewehr. Sie durften das Licht des Morgens nicht mehr erblicken.
Da sein Plan nun feststand, winkte Gil Miguel zum Ausgang hinüber. Sein Gefährte musste nicht weiter überredet werden. Ganz offensichtlich war er erleichtert, mit seinem kleinen Schatz die unheilvolle Stätte verlassen zu dürfen. Miguel sprang auf das nächste goldene Quadrat.
Unter dem Aufkreischen von Getrieben und Gängen schoss es augenblicklich in die Höhe. Ein Baumstamm hob die Fliese in Richtung Decke, während gleichzeitig die entsprechende Silberfliese oben zurückglitt und silberne Stacheln herabschossen.
Im Angesicht des bevorstehenden Todes versuchte Miguel, sich von der Fliese zu wälzen. Lieber wollte er den Sturz riskieren – aber er war nicht schnell genug. Von den Knien abwärts

Weitere Kostenlose Bücher