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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zum Zerreißen angespannten Nerven nicht beruhigen.

DRITTER TAG
Substanz Z , 22. August, 6.03 Uhr In den Höhlen
    Anden, Peru
    Im schwachen Schein der einzigen Taschenlampe musterte Sam die Goldklinge des Dolchs. Er hatte die letzte Nachtwache. Die anderen hatten sich hinter ihm auf dem flachen Steinboden der Höhle zusammengerollt und benutzten Hemden und Rucksäcke als Kopfkissen. Ralph schnarchte leise, aber er schlief wenigstens. Sam hatte zuvor nicht einschlafen können, abgesehen von einem kurzen Nickerchen, während dem er Bilder von herabstürzenden Felsbrocken und geisterhaften Ungeheuern vor sich gesehen hatte. Er war erleichtert gewesen, als ihn Norman angestoßen hatte, er solle seine Wache antreten.
    Sam hob den Blick vom Dolch und schaute sich in der Höhle um. Dutzende von Säulen standen ringsumher und aus silbernen Augen musterten ihn Kreaturen, die halb menschlich und halb tierisch waren. Inkagötter und -geister. Der goldene Pfad in der Nähe reflektierte das schwache Licht, eine leuchtende Ader im dunklen Fels. Sam stellte sich die Generationen von Inka-Indianern vor, die über diesen Weg gewandert sein mussten. Der Pfad führte am Ufer des Flusses entlang und ging dann tiefer in die Höhlen hinein. Sam wollte ihm unbedingt weiter folgen. Aber die Gruppe war übereingekommen, hier, in der Nähe einer Wasserquelle und der Felsöffnung, das Lager aufzuschlagen und auf Rettung zu warten. Die Höhlen könnten sie später immer noch erforschen.
    Nach einem Blick auf seine Uhr nahm Sam an, dass die Sonne gerade über die Berge der Anden stieg. Hier unten jedoch schien die Schwärze tiefer und endloser zu werden. Die Zeit verlor jegliche Bedeutung; sie erstreckte sich bis in die Ewigkeit.
    Obwohl Sam alles tat, sein Hungergefühl zu ignorieren, knurrte ihm laut der Magen. Wann hatte einer von ihnen zuletzt etwas zu essen bekommen? Aber er sollte sich nicht beklagen. Dank des Flusses hatten sie wenigstens Wasser.
    Er musste sich halt nur weiter ablenken.
Sam befingerte die Klinge des Dolchs und grübelte über die Geheimnisse seines Mechanismus nach. Wie war die Umwandlung gestern vonstatten gegangen? Er fand einfach keine Erklärung, wie aus dem Dolch ein gezackter Blitz hatte werden können. Der Übergang, dieses scheinbare Umschmelzen in die neue Form, war so glatt und ohne jegliche mechanische Reibung erfolgt. Der Trick war verdammt noch mal zu überzeugend. Was für eine komplizierte Technologie war hier entwickelt worden? Bruder de Almagros Warnung vor der Schlange von Eden deutete auf eine Quelle verbotener Kenntnisse hin, einen Born des Wissens, das die Menschheit verderben konnte. War das Ding hier ein Beispiel dafür?
Ein Husten erregte seine Aufmerksamkeit. Maggie kam barfuß auf ihn zu. Sogar zerzaust war sie atemberaubend. Ihre Brüste, die lediglich von einer dünnen, locker geknöpften Bluse bedeckt waren, wippten unter dem Stoff und Sam bekam einen trockenen Mund. Er senkte den Blick, um nicht in Verlegenheit zu geraten, doch der blieb doch nur wieder an den sanften Rundungen von Taille und Beinen hängen.
»Du musst aufhören, mit dem Ding da herumzufummeln, Sam«, sagte sie leise. »Die Leute fangen schon an zu tuscheln.«
»Was?«, fragte Sam schockiert und sah zu ihr auf.
Maggie lächelte ihn müde an und nickte zu dem Dolch hin.
»Oh …« Er steckte ihn weg. »Also … also hast du auch nicht schlafen können?«
Schulterzuckend ließ sie sich neben ihm nieder. »Stein gibt keine besonders tolle Matratze ab.«
Sam nickte. Er ließ ihr diese kleine Schwindelei durchgehen, obwohl er den Verdacht hatte, dass ihre Ruhelosigkeit dieselbe Ursache hatte wie bei ihm: abgrundtiefe Sorge und der allgegenwärtige Druck der Finsternis ringsumher. »Wir werden hier rauskommen«, sagte er schlicht.
»Indem wir auf den guten alten Philip Sykes vertrauen?«, fragte sie und verdrehte die Augen.
»Er ist ein Armleuchter, aber er wird uns hier rausholen.«
Schweigend starrte sie eine Säule in der Nähe an. Nach einiger Zeit meinte sie: »Sam, ich möchte dir noch mal dafür danken, dass du auf die Fliesen rausgegangen bist, als ich diesen letzten … diesen letzten Anfall hatte.«
Er wollte abwinken, aber sie hinderte ihn daran, indem sie ihn an der Hand berührte. »Aber du musst etwas wissen … das bin ich dir wohl schuldig.«
Er drehte sich leicht, um ihr Gesicht ganz vor sich zu haben. »Was?«
»Ich bin keine echte Epileptikerin«, erwiderte sie leise.
Sam legte das Gesicht in Falten. »Was soll

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