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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Henry schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, als sich das Modem abschaltete. Obwohl es tausende anderer Entschuldigungen dafür geben konnte, dass keine Verbindung zustande kam, wusste Henry tief im Innern, dass etwas nicht stimmte. Er spürte etwas Bedrohliches auf sie zukommen. Ein ähnliches Gefühl der Furcht hatte er schon einmal gehabt, und zwar an dem Tag, als sein Bruder Frank – Sams Vater – bei dem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Er erinnerte sich an besagten Telefonanruf um vier Uhr morgens, an das kalte Gefühl des Entsetzens, als er nach dem Hörer gegriffen hatte. Jetzt spürte er etwas Ähnliches.
    Da unten in Peru war etwas geschehen. Er wusste es einfach. Erneut griff Henry nach dem Laptop, aber ehe er eine Taste berührt hatte, schrillte laut das Telefon und ließ ihn hochschrecken. Das Herz schlug ihm im Halse, während er den Hörer anstarrte und erneut die Erinnerung an jenen entsetzlichen Morgen vor Jahren in ihm aufblitzte. Er ballte die Hand zur Faust. »Reiß dich zusammen, Henry«, sagte er und zwang seine Finger, sich zu entspannen. Er schloss die Augen, wappnete sich innerlich, hob den Hörer hoch und hielt ihn ans Ohr. »Hallo?«
Es antwortete die Stimme einer Frau. »Henry? Ich bin’s,
    Joan.«
    Trotz der Erleichterung darüber, dass es bloß seine Kollegin war, hörte Henry die Anspannung aus ihrer Stimme heraus. Das war kein Höflichkeitsanruf. »Joan, was ist? Stimmt was nicht?«
    Seine plötzliche Sorge musste sie unvorbereitet getroffen haben. Einen Moment lang geriet sie ins Stottern, dann sagte sie: »Ich … ich habe nur gedacht, dass du es wissen solltest. Ich habe nach unserem Treffen … äh, nach unserem gemeinsamen Abend … bei mir im Büro vorbeigeschaut und erfahren, dass jemand versucht hat, ins Leichenschauhaus einzubrechen, wo die Überreste der Mumie aufbewahrt werden. Der Wachmann hat sie überrascht, konnte sie jedoch nicht fassen.«
    »Was ist mit der Mumie?«
     
    »Alles in Ordnung. Die Diebe haben nicht mal die Tür erreicht.«
    »Anscheinend hat dieser Bericht im Herald mehr Fliegen angezogen, als wir erwartet haben.«
»Vielleicht auch dieselben«, fügte Joan hinzu. »Vielleicht sind sie, nachdem sie in deinem Hotelzimmer nichts gefunden haben, als Nächstes hierher gekommen. Was hat die Polizei gesagt?«
»Nicht viel. Da nichts gestohlen worden ist, schienen sie nicht sonderlich interessiert.«
»Haben sie Fingerabdrücke oder so genommen?«
Henry lachte. »Du hast zu viele Krimiserien gesehen. Nein, sie haben nur die Videos in den Überwachungskameras im Flur überprüft.«
»Und?«
»Nichts. Die Kameraobjektive sind mit Farbe übersprüht worden.«
Mehrere Atemzüge lang schwieg Joan.
»Joan?«
»Genau das haben sie hier auch getan. Deswegen ist der Wächter aufmerksam geworden. Er hat den geschwärzten Monitor bemerkt.«
»Also meinst du, dass es dieselben Diebe waren?«
»Ich weiß nicht.«
»Na ja, bestimmt hält es sie davon ab, weiterzumachen, dass sie dem Wachmann nur so knapp entkommen sind.« Aber Henry glaubte selbst nicht daran.
Joan seufzte laut. »Ich hoffe, du hast Recht. Tut mir Leid, dich damit belästigt zu haben.«
»Du hast mich nicht belästigt. Ich bin wach gewesen.« Henry erzählte ihr nichts davon, dass er Sam nicht erreichen konnte. Obwohl das überhaupt keinen Sinn ergab, hatte er das Gefühl, dass die Ereignisse dieses Abends etwas miteinander zu tun hatten: der Diebstahl im Hotel, der Einbruchsversuch im Leichenschauhaus, seine Schwierigkeiten, Sam zu erreichen. Natürlich war das Unsinn, aber die kleinen Härchen in seinem Nacken hatten sich aufgestellt.
»Ich sollte auflegen«, meinte Joan. »Dann also bis morgen.«
Verwirrt runzelte Henry die Stirn, dann fiel ihm das geplante Treffen im Labor wieder ein. Nach dem nächtlichen Tohuwabohu und seiner nagenden Sorge um seinen Neffen war ihm das geplante Rendezvous mit Joan entfallen. »Ja, natürlich. Bis dann. Gute Nacht.« Kurz bevor er auflegte, fügte er noch rasch hinzu: »Und vielen Dank für deinen Anruf.« Aber die Leitung war bereits tot.
Zögernd legte er auf.
Er starrte seinen Laptop an und schaltete ihn dann ab. Es gab keinen Grund mehr für einen weiteren Versuch, das Lager zu erreichen. Er wusste, dass es nicht funktionieren würde. Während er den Laptop zuklappte, gab er sich flüsternd ein Versprechen: »Wenn ich das Lager bis morgen Abend nicht erreiche, bin ich mit dem ersten Flieger von hier weg.« Aber selbst dieser Entschluss konnte seine bis

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