Das Blut des Teufels
Maggies Schulter.
Heftig paddelnd hob Maggie die Taschenlampe aus dem Wasser.
Sofort fiel die Fledermaus wieder über sie her. Maggie spürte, wie etwas an ihren Haaren riss, das hinter ihr im Wasser trieb. Wie ein Fisch an der Angel hatte sich die Fledermaus darin verbissen. Sich windend und drehend kletterte sie die Strähnen hoch. Winzige Klauen kratzten über Maggies Kopfhaut. Das Tier quietschte ihr wild ins Ohr.
Das Angstgeschrei der Kreatur wurde von oben erwidert. In der Höhle brach ein Höllenlärm los, überall ertönte Quietschen und schrillstes Pfeifen. Es hörte sich an wie Fingernägel, die über eine Schiefertafel gezogen wurden. Dann sah es so aus, als würde die Decke herabfallen: Die gesamte Kolonie hob ab und tauchte zu der quietschenden Fledermaus hinunter, die in Maggies Haar verstrickt war.
O mein Gott! Maggie hieb mit der Taschenlampe nach der geflügelten Kreatur und versuchte, sie herunterzuschlagen, erreichte damit aber lediglich, dass sie sich weiter in den Strähnen verwickelte. Klauen rissen über ihren kalten Nacken und zogen eine sengende Spur.
Plötzlich erschien eine Hand und schob ihre Taschenlampe weg. »Halt still!«
Es war Sam. Er packte die sich windende Fledermaus, riss die bösartige Kreatur zusammen mit Hunderten von Haarwurzeln aus dem Nest aus Haaren heraus und warf sie weg. Das Tier knallte mit einem feuchten Schmatzgeräusch ans Ufer.
»Da kommen sie!«, schrie Sam.
Maggie blieb kaum ausreichend Zeit, die dunkle Wolke auf sich zukommen zu sehen, geschweige denn, Luft zu holen, da hatte Sam ihren Kopf schon unter Wasser gedrückt. Sie wäre wohl in Panik geraten, aber Sam hielt sie fest in den Armen und seine Berührung war das einzig Warme im eisigen Strom. Sie überließ sich ihm, ließ sich von ihm tragen und hielt die Luft an.
Bald begradigte sich das Flussbett wieder und das Wasser strömte glatt und zielstrebig dahin. Maggie wagte es, die Augen zu öffnen. Die Taschenlampe, die immer noch brannte, beleuchtete Sams Gesicht. Sein blondes Haar, das normalerweise unter seinem Stetson klebte, schwebte wie feiner Tang um ihn her. Sein Blick begegnete dem ihren. Die Unerschütterlichkeit, die sie darin erkannte, machte ihr wieder Mut. Er zog sie enger an sich und sie wehrte sich nicht.
Die Strömung zerrte sie zügig weiter und warf sie hierhin und dorthin. Maggies Lungen schrien nach Luft. Sie konnte nicht länger den Atem anhalten, entwand sich ein wenig Sams Griff und stieß zur Oberfläche vor. Sie würde bloß kurz nach Luft schnappen.
Als sie die Wasseroberfläche durchbrach, sog sie die Luft in ihre eiskalten Lungen. Sie wollte schon wieder untertauchen, da fielen ihr zwei Dinge auf – die Luft hatte sich geklärt und trug nicht mehr den brennenden Gestank mit sich und unmittelbar vor ihnen erhellte ein purpurfarbener Schimmer das linke Ufer.
Sam tauchte neben ihr auf und stieß heftig den angehaltenen Atem aus.
Maggie hob ihre Taschenlampe und zeigte damit nach vorn. »Da!«
Sam fuhr herum. Als sie sich der Stelle näherten, entdeckte Maggie Norman, der Ralph aus dem Wasser half. Der riesige Footballspieler kroch auf allen vieren ans Ufer, wo Denals Konturen in dem unheimlichen Schein der UV-Lampe zu erkennen waren. Seine Zähne schimmerten helllila, während er mit der Lampe über seinem Kopf winkte und ihnen Zeichen gab.
Gemeinsam stießen sich Maggie und Sam ab, aber es war nicht mehr weit bis zum Ufer. Das Flussbett vollführte eine Biegung, dann kam noch ein tiefer natürlicher Strudel und schließlich trug die Strömung die beiden in die schlammige Bucht. Da ihre Gliedmaßen durch die Eiseskälte wie abgestorben und ihre Kleider mit Wasser vollgesogen waren, hatten sie alle Mühe, hinauszuklettern. Wie Ralph kroch Maggie auf allen vieren ans Ufer und ließ sich erschöpft auf den Rücken fallen.
Sam warf sich auf den Felsen neben sie und stieß seine Winchester höher das steinige Ufer hinauf. »So viel zum Thema trockene Gewehre.«
Norman trat neben Maggie und sagte mit klappernden Zähnen: »Ihr … ihr beiden müsst in Bewegung bleiben. Und … und zieht euch die nassen Kleider aus.« Er zerrte sich das eigene klatschnasse Hemd herunter.
Denal hatte sich bereits bis auf die Unterhose ausgezogen und Ralph trat gerade langsam seine Hose herab, die ihm an den Beinen klebte.
»Wir sind noch nicht außer Gefahr«, fuhr Norman fort. »Die Temperatur dieses Wassers lag nur knapp über dem Gefrierpunkt. Wir werden sterben, wenn wir nicht einigermaßen trokken und
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