Das Blut-Haus
oder?«
»Ja.«
Ich war mit ihm durch das Haus gelaufen und näherte mich der Eingangstür. Draußen entwickelte sich das Gewitter. Es fiel kein Regen, aber die grellen Blitze zerrissen das dunkle Wolkenband des Himmels, als wollten sie alles zerfetzen.
Dazwischen schlug der Donner wie gewaltige Paukenschläge und malträtierte unsere Trommelfelle.
Keuchend erreichte ich die Haustür. Daneben stand eine schmale Holzbank. Auf ihr ließ ich mich nieder und nickte Todd mit schweißüberströmtem Gesicht zu.
»Sorry, ich muß mich ausruhen.«
»Tut mir auch leid. Die nächste Diät wollte ich erst in einigen Lagen anfangen.«
Wir lauschten dem Donner. Ich kam langsam wieder zu Atem. Den Rest der Strecke wollte ich mir den Verletzten wieder über die Schulter legen. Es war nicht einfach, und beim Wurf schrie er wieder auf, weil er mit seinen verletzten Füßen in meine Kniekehlen gestoßen war. Im Haus roch es nach Blut. Auch jetzt quoll es noch aus Wänden und Decke.
Für mich auch ein Beweis, daß es mit der magischen Rache erst angefangen hatte.
Mit einer Hand zerrte ich die Tür auf. Ich mußte Kraft einsetzen, weil der Wind ungünstig stand.
Er peitschte mir ins Gesicht. Ein warmer Strom, vom Donnerschlag geführt. Für einen Moment war ich irritiert. Ich nahm die Gestalt kaum wahr, aber sie war vorhanden.
»Hier bin ich!« sagte Mondrian.
Und diesmal zeigte er mir seine Hand.
In der Rechten hielt er einen Stab. Lang, blitzend und dabei leicht rötlich schimmernd.
Nicht mich berührte die Spitze, sondern Mason Todd. Der war plötzlich von meiner Schulter verschwunden!
Ich stand da, suchte nach ihm und auch nach Mondrian. Beide zeigten sich nicht mehr. Das magische Loch zwischen den Zeiten hatte sie innerhalb kürzester Zeit aufgesaugt.
Vor mir tobte eine Hölle aus Blitz und Donner. Ich schaute in den Garten hinein, über den sich bei jedem Blitz fahlgelbe Schleier legten. Ich spürte den Wind, der an mir rüttelte und ließ mich von den Blitzen blenden und fühlte mich so verdammt hilflos. Mondrian, der Zauberer, hatte mir bewiesen, zu was er fähig war. Trotz der Schwüle wurde mir auf einmal kalt.
Vor mir lag eine fremde Welt, die ebenfalls unter einer fremden Kontrolle stand. Das war eine magische Insel innerhalb der normalen Welt. Ein irrlichternder Garten mit zahlreichen Verstecken, Bäumen und Büschen, die von den Blitzen zu den seltsamsten Gespenstern gemacht wurden. Ich ging langsam wieder zurück und schleuderte voller Wut die Haustür ins Schloß.
Einmal hatte ich Mason Todd retten können. Ob es mir ein zweitesmal gelingen würde, war fraglich. Mondrian hatte ihn einfach entführt, aus meinen Armen weggerissen.
Diese Tatsache machte mich so wütend. Ich hoffte jetzt, daß er sich wieder zeigen würde, um mit mir das gleiche zu versuchen. Wenn das geschah, so schwor ich mir, würde er mir ins Messer laufen. Meine Sinne waren gespannt, als ich in den großen Wohnraum zurückging. Wieder einmal erfuhr ich, wie allein man doch sein kann. Umlauert von Feinden, würde mir nichts anderes übrigbleiben, als den Kampf gegen die Horde aufzunehmen.
Blitz und Donner folgten aufeinander. Das Gewitter tobte über dem Meer, wo der Himmel aussah, als hätte ihn jemand gemalt und sich auf die dunklen Farben besonnen.
Da fegte der Wind die Wolken zusammen oder riß gewaltige Lücken in sie hinein, so daß sie an manchen Stellen wie Glotzaugen wurden, in denen die Schwärze des Alls lag.
Gelb und auch grünlich angehaucht wischten Lichtexplosionen über das Firmament. Noch war kein Tropfen Regen gefallen, ein trockenes Gewitter gehörte zu den schlimmsten.
Hin und wieder sahen die Wolken aus wie Figuren, die sich frisch gebildet hatten. Monster, Mutationen, die aufquollen und vom nächsten Blitz oder Windstoß wieder zerstört wurden.
Ein superscharfes Naturschauspiel, das manche Fans angelockt hätte. Leider nicht den Zauberer.
Aus der Küche holte ich mir etwas zu trinken. Dann nahm ich wieder Platz und kam mir jetzt vor wie jemand, der allein im Zimmer und im Dunkeln auf seine Geliebte wartet.
Die Magie war hier, das wußte ich. Ich hätte sie möglicherweise auch durch die Aktivierung meines Kreuzes verscheuchen können. Das wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Das Haus sollte weiterbluten, es sollte unter der Kontrolle des Zauberers stehen, denn es ermöglichte ihm eine Rückkehr in die Gegenwart, die für ihn Zukunft war.
Ich hatte mich so hingesetzt, daß ich von den Blutstropfen
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