Das Blut-Skelett
keinen guten. Ich gehe einmal davon aus, daß jeder Mensch, der einen Namen besitzt, auch ein Schicksal hat. Das Schicksal mag mit dem Tod abgeschlossen sein, aber nicht die Vergangenheit. Es sind zwölf Gräber geschändet worden, und wir haben zwölf Namen. Also zwölf Personen, die auch dieser Sekte angehört haben.«
»Gut!« lobte ich sie. »Und diese Namen haben Sie natürlich geordnet. Sie kennen mittlerweile die Berufe der Leute, ihre häuslichen Verhältnisse und so weiter...«
»Nur grob«, gab sie zu. »Ich denke aber, daß es genug Stellen gibt, bei denen wir nachhaken sollten.«
»Fallen welche aus dem Rahmen?«
»Nein.«
Das hörte sich nicht gut an. Purdy sah mein nicht eben glückliches Gesicht und wiegte den Kopf. »Ich habe nicht zu genau hinschauen können«, sagte sie. Es ist nur zu einer ersten kurzen Überprüfung gekommen. Die Zeit, um alles in die Länge zu ziehen, blieb mir leider nicht. Aber jetzt sind wir zu zweit.«
Der Job gefiel mir nicht. Er bedeutete viele Gespräche, viel Hin- und Herfahren, Protokolle aufnehmen und sich Lügen und Tatsachen anhören. »War denn nichts Auffälliges an den Personen? Sie haben Ehefrauen, Verwandte und auch Kinder hinterlassen. Die müssen doch etwas gemerkt haben oder etwas wissen, verdammt noch mal. Oder haben es die Verstorbenen geschafft, ein perfektes Doppelleben zu führen?«
»Anscheinend.«
Ich legte meine Stirn in Falten. »Das heißt, Sie haben noch keine richtige Spur.«
Purdy Prentiss lächelte mich kokett an. »Ich dachte mir, daß wir uns morgen in aller Ruhe zusammensetzen und die Namen einzeln durchgehen. Es kann sein, daß Sie den einen oder anderen Verstorbenen gekannt haben. Das ist zumindest eine Möglichkeit.«
»Auch«, gab ich zu.
»Aber sie gefällt Ihnen nicht?«
»Nein. Das bedeutet Arbeit. Nicht, daß ich dagegen etwas hätte, aber diese Arbeit ist mit einem großen Zeitaufwand verbunden. Mit Nachforschungen, mit Befragungen, so daß wir beschäftigt sind und uns nicht um die wichtigen Dinge kümmern können.«
»Welche meinen Sie da?«
»Aus dem Grab ist ein Schädel geholt worden. Der letzte Teil, der noch fehlte. Wer auch immer dahintersteckt, er hat sein Ziel erreicht. Er ist perfekt. Er kann jetzt die zweite Phase seines Plans beginnen. Man holt nicht einfach Gebeine aus den Gräbern, ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Und dieses Ziel könnte irgendwie mit Atlantis Zusammenhängen. Sonst hätte sich die Gruppe nicht diesen Namen gegeben. Sie, Purdy, haben schon einmal auf diesem Kontinent existiert, und wenn ich den Gedanken weiter spinne, dann kann ich mir vorstellen, daß es denjenigen, von denen Knochen geraubt wurden, ebenfalls so ergangen ist.«
»Alles klar. Aber warum hat man ihnen die Knochen geraubt?«
»Was kann man daraus herstellen?«
»Ein Pulver.«
Ich mußte lachen und fragte dann: »Wieso?«
»Ja, man kann sie in eine Knochenmühle stecken und zermahlen. Das wäre eine Möglichkeit.«
Ich schüttelte den Kopf. »Meine Güte, du hast aber eine wahnsinnige Phantasie.«
»Die du eigentlich haben müßtest.« Sie lächelte mich an. »Bleiben wir beim Du? Jetzt, wo wir Partner sind?«
»Ich habe nichts dagegen.«
»Dazu gehört ein Kuß!«
»Gern.«
Purdy beugte sich vor. Ich kam ihr entgegen. Zuerst spürte ich ihre weichen Lippen auf meinen Wangen, dann berührte sie flüchtig meinen Mund, und dabei hörten wir das Räuspern vom Rücksitz her. Suko hatten wir ganz vergessen. Er uns jedoch nicht.
»Ja, so ist das Leben. Erst die Grüße aus Blei und danach die Küsse. Ist ja wie im Kino.«
»Ruhe auf dem billigen Platz«, sagte ich. »Hast du unsere Unterhaltung mitbekommen?«
»Ihr seid nicht zu überhören gewesen.«
»Ich dachte, dir geht es schlecht?«
»Jemand wie ich erholt sich schnell. Ich brauchte ja nicht zu laufen. Die Ruhe tat gut. Aber ihr habt recht. Da könnte sich einiges zusammenbrauen, das in einem Zusammenhang mit Atlantis steht. Jetzt wäre es wichtig, wenn wir Kontakt mit Kara oder Myxin hätten.«
»Aber Vampire werden es nicht sein«, meinte Purdy und spielte dabei auf den letzten Fall an.
Das glaubten wir auch nicht. Vampire hatten nichts mit Knochen zu tun, und auf sie kam Suko zu sprechen.
»Wenn jemand Knochen stiehlt, will er sie bestimmt nicht zu Pulver zermahlen. Mir ist etwas anderes in den Sinn gekommen. Man kann daraus etwas herstellen.«
»Was denn?« fragte ich.
»Einen
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