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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Krumen und auch vom klebrigen Lehm befreit und mit spitzen Fingern Würmer aus seinen Augenhöhlen gezupft.
    Danach hatte er ein Tuch genommen und ihn so gut wie möglich poliert. Diese Beschäftigung interessierte ihn. Nicht aber die dunkle Landschaft, die draußen vorbeihuschte. Er wußte ohnehin, wohin sie fahren würden; auf die beiden Männer vor der Trennscheibe konnte er sich hundertprozentig verlassen.
    Der Schädel war der letzte Teil. Genau er hatte ihm noch gefehlt, aber jetzt, und noch in dieser Nacht, würde dem großen und grandiosen Ereignis nichts mehr im Wege stehen.
    Mit seinen Fingerkuppen, über die die Nägel hinwegragten, streichelte er über das bleiche Gebein. Im Licht der Innenbeleuchtung sah er so natürlich aus, und er wußte, daß er bald glänzen würde wie auch die übrigen, die er bereits in den verschiedenen Gräbern gesammelt hatte.
    Warlock fühlte sich gut. Er kam sich vor wie jemand, der eine Tür aufgestoßen hatte, die über Jahre hinweg verschlossen gewesen war. Nun stand sie weit, sehr weit offen, und dahinter lag ein Ziel, das für ihn einfach perfekt war. Eine alte Welt, zu der nur die wenigsten Menschen Zutritt besaßen, und er würde innerhalb kürzester Zeit dazugehören, denn die Wochen und Monate der Vorbereitung waren endgültig vorbei. Dahingeschmolzen wie Schnee in der Sonne.
    Warlock lehnte sich in den Ledersitz zurück und schloß die Augen. Das Licht ließ er brennen. Es strahlte gegen einen Mann von ungefähr 50 Jahren, der sein dichtes blondgraues Haar nach hinten gekämmt hatte. Im Nacken kam es von zwei verschiedenen Seiten zusammen, und dort hatte er es zu einem kleinen Schwanz zusammengebunden. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck eines Genießers. Der weiche und feucht schimmernde Mund mit den etwas zu dicken Lippen. Die hohe Stirn, die dicke Nase, die ein wenig feist wirkenden Wangen. Nur das harte Kinn stand im krassen Gegensatz zu den weichen Gesichtszügen. Wie auch diese langen Hände mit den spitzen Fingernägeln.
    Schwarz ist die Kleidung der Kreativen, heißt es. Das hat niemand bisher bewiesen, aber Warlock trug dennoch Schwarz, obwohl er sich unbedingt als Kreativer im eigentlichen Sinn des Wortes bezeichnete. Er hatte sich für diese Farbe entschieden, weil sie ihn in der Dunkelheit beinahe unsichtbar machte. Auch am Tag wich er davon nicht ab, aber das sollte andere nicht kümmern. Zudem würde es in wenigen Stunden oder in einem Tag gar nicht mehr wichtig sein, denn er hatte sein Ziel erreicht.
    Es hätte auch alles wunderbar und perfekt sein können, wenn in dieser Nacht nicht etwas schiefgelaufen wäre. Ihm war schon in der letzten Zeit aufgefallen, daß die Friedhöfe bewacht wurden, denn das Aufbrechen der Gräber konnte einfach nicht verborgen bleiben, doch in dieser Nacht waren noch zwei Typen hinzugekommen, denen er nicht traute. Sie waren anders gewesen als die übrigen Aufpasser, die sie bisher immer umgangen hatten, bis eben auf den einen vor ein paar Stunden, denn er war dabeigewesen, andere zu holen.
    Er hatte es sogar geschafft, und Warlock wußte nicht, was mit den beiden tatsächlich passiert war.
    Seine Leute – Kulik und Madson – hatten zwar auf die beiden geschossen, und er hatte auch einen zu Boden fallen sehen, aber Warlock war sich nicht sicher, ob der Typ auch durch die Kugeln gestorben war. Er hatte ihm nur einmal einen kurzen Blick zuwerfen können. Da allerdings hatte er wie ein Toter auf dem Boden gelegen. Also bestand im Prinzip noch Hoffnung.
    Daß der zweite Mann nicht erwischt worden war, davon ging er aus. Das war sicher. Er hatte versucht, den Kugeln zu entkommen und schließlich sogar noch Deckung gefunden. Sicherlich hätte er seine Leute noch losgeschickt, um die beiden endgültig zu killen, wenn es denn hätte sein müssen, aber er hatte nicht gewußt, wie viele noch auf dem Weg waren, die der Aufpasser alarmiert hatte.
    Ihm war sowieso der Schädel am wichtigsten gewesen, und der befand sich nun in seinem Besitz. Der letzte Teil, das wichtigste Utensil, das ihm noch gefehlt hatte.
    Wieder schaute er sein Beutestück an, und wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen. Passieren konnte ihm nichts mehr. Er hatte alle Bedingungen erfüllt.
    Es war nur ungewöhnlich, daß er sich immer wieder an die beiden Männer erinnerte. Den dritten hatte er schnell vergessen. Da hatte Kulik sein Messer eingesetzt, doch bei den anderen hätte es nicht so geklappt. Trotzdem hätten sie eigentlich aus seinen Gedanken

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