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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dringen, der nach der Treppe begann.
    Licht gab es hier auch. Er schaltete es ein, zog die Tür zu und blieb auf der zweiten Stufe stehen, wie jemand, der sich erst noch über etwas klarwerden will und nachdenken muß.
    Nur eine Lampe war unter der Decke befestigt worden. Eine traurig wirkende Glühbirne, die einen düsteren Schein auf die Treppe warf und von Warlock’s Gestalt einen Schatten erzeugte, als dieser in den Keller hineinschritt.
    Es war still hier unten. Feucht ebenfalls. Die Wände glänzten. An einigen Stellen schimmerten sie heller, denn dort hatte sich klebriger Schimmel abgesetzt.
    Er ließ auch die letzten Stufen hinter sich und blieb nicht vor einer Wand stehen, sondern vor einem dunklen Gegenstand, der weich war und die gesamte Breite des Kellers einnahm.
    Es war ein Vorhang aus schwerem Stoff, der Ankömmlingen den Blick verwehrte.
    Der Vorhang bestand aus zwei Hälften, die sich in der Mitte trafen. Dort war auch die Lücke, durch die sich Warlock schob und endlich sein Refugium erreichte.
    Mit dem Einschalten des Lichts sorgte er auch jenseits des Vorhangs für eine gewisse Helligkeit. Es wurde strahlend hell. Hier erlebte er die Beleuchtung, die ihm paßte und auch angemessen war.
    Ein dunkles, schon graues Licht strahlte aus Lampen, die schräg an der Decke hingen. Man konnte auch von einem schmutzigen Licht sprechen, das sich an einer Stelle verteilte.
    Es war die breite Decke. Aus rotem Samt hergestellt. Weich und wärmend.
    Daran dachte Warlock nicht. Für ihn bedeutete die Decke etwas anderes. Sie war dazu drapiert worden, um das aufzunehmen, was für ihn am wichtigsten war.
    Auf ihr lagen die Knochen!
    Genau die Gegenstände, die er aus den Gräbern geholt hatte. Sorgfältig gereinigt, geputzt und wie poliert. Aber sie besaßen ihre ursprüngliche Farbe nicht mehr. Er hatte sie dunkel angestrichen. Der Lack schimmerte im Licht der Scheinwerfer, und er hatte sie so drapiert, daß sie ein Skelett bildeten.
    Noch gab es keine Verbindung zwischen den einzelnen Knochenstücken. Zwar lagen sie zusammen und berührten sich auch, aber es fehlte das wichtigste Stück: der Skelett-Schädel, der diese Gestalt erst perfekt machen würde.
    »Bald«, flüsterte Warlock, »bald habe ich es geschafft. Darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Wen er damit meinte, war aus seinen Worten nicht zu entnehmen. Warlock steckte voller Optimismus. Er war nur noch einen Schritt von seinem großen Ziel entfernt, und er war so aufgeregt, daß seine Hände zitterten.
    An einer Wandseite war ein altes Waschbecken angebracht worden. Daneben stand ein Bord, ungefähr so hoch wie das Becken, darauf verteilten sich die Töpfe mit den Farben.
    Warlock stellte seinen Schädel auf das Holz des Bords. Dann öffnete er einen Farbtopf und griff zu einem handlangen Stück Holz, mit dem er die Farbe durchrührte. Er ließ sich Zeit dabei, weil er wußte, daß ihn jetzt niemand mehr stören würde. Dafür sorgten schon Madson und Kulik.
    Wie unter Trance rührte er die Farbe an, bis sie so weich und flüssig war, daß er zufrieden sein konnte. Dann holte er einen Pinsel aus der Lösung, tunkte ihn in die schwarze Farbe und zeichnete die ersten Striche auf den Schädel.
    Er lächelte. Die Farbe hielt. Er würde nicht einmal nachstreichen müssen, und schon jetzt fiel ihm der schwache Glanz auf. Der gleiche wie bei den Knochen auf der roten Samtunterlage.
    Mit dem ersten Teil seiner Arbeit war er sehr zufrieden. Wie ein Künstler behandelte er das wertvolle Stück. Er malte, er strich an, er schob die Pinselhaare in die leeren Augenhöhlen hinein und versuchte so, jeden Fleck zu erreichen. Schließlich wollte er seinem großen Vorbild, dem Schwarzen Tod, sehr nahe kommen.
    Das Streichen dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann war der Schädel für ihn perfekt.
    Er lächelte und zog sich zurück. Jetzt mußte die Farbe noch trocknen, dann war alles perfekt. Und wenig später würde seine große Stunde beginnen...
    ***
    Eine gewisse Zeit mußte Warlock schon verstreichen lassen, doch er hatte keine Eile. Er hatte sich auf einen Klappstuhl gesetzt und das wertvolle Buch an sich genommen, das für ihn so etwas wie eine Bibel war. Ein Heiligtum, denn erst durch das Buch war er auf die Idee gekommen, alles so einzurichten, wie es geschrieben stand.
    Er blätterte es durch. Wieder war nur das Geräusch des Umschlagens zu hören. Ein geheimnisvolles Schaben und Knistern von altem Papier, auf dem die Zeichnungen, Bilder, Buchstaben und

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