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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgestanden, und er traf auch keine Anstalten, sich zu erheben, und doch sah er aus wie jemand, der auf seine Art und Weise lebte. Dieser Eindruck mußte durch das Blut entstanden sein, denn es bewegte sich auf der Unterlage und kroch über die Knochen hinweg, als wollte es noch letzte Lücken suchen, um darin zu verschwinden.
    Warlock fühlte sich nicht mehr als der große Meister. Er war fasziniert und abgestoßen zugleich. Aber er dachte auch nicht an Flucht. Das hier war erst der Anfang. Er vertraute noch immer auf seine Beschwörung. Er konnte nichts falsch gemacht haben. Das Buch log nicht. Er hatte etwas in Bewegung gebracht, das sah er schließlich mit eigenen Augen.
    Auf den Knien war er nach hinten gerutscht und spürte schon die Berührung des Vorhangs an seinen Schuhen, Selbst das aus den Strahlern fallende graue Licht hatte dort einen roten Schimmer erhalten, wo es mit dem Blut Kontakt bekam.
    Er stand auf. So konnte er, wenn er plötzlich verschwinden mußte, schnell reagieren. Andererseits faszinierte ihn dieser unerklärliche und magische Vorgang so stark, daß er nicht daran dachte, hinter dem Vorhang zu verschwinden.
    Der erste Ruck!
    Das Skelett hatte den Kopf angehoben. Es war der Beginn seines erneuten Lebens und das wurde Warlock in diesen Augenblicken drastisch vor Augen geführt.
    Er hatte durch den Zauber der Worte etwas Totes zum Leben erweckt. Daran ging kein Weg mehr vorbei. Seine Furcht verwandelte sich bei ihm in tiefes Staunen, als er zuschaute, wie sich der blutbeschmierte Knöcherne langsam in eine sitzende Position erhob und das Blut dabei in Tropfen von seinen Knochen fiel, um in der großen Pfütze auf der Samtdecke zu landen.
    Mit der nächsten Bewegung zog die Gestalt ihre Beine an. Warlock starrte auf die spitzen Knochenknie, und er schaute auch zu, wie sich die skelettierten Hände rechts und links des Körpers abstießen, um so den nötigen Halt zu bekommen.
    Der nächste Ruck!
    Es klappte immer besser. Mit einer schon gleitenden und auch normal wirkenden Bewegung stemmte es sich hoch und stand plötzlich auf den eigenen Beinen.
    Warlock konnte kaum fassen, was er da sah. Aber er täuschte sich nicht. Er hatte die Gestalt hergestellt, er hatte sie letztendlich erweckt, und nun stand sie vor ihm.
    Er wußte nicht, wie er sie einordnen sollte. War sie ihm feindlich oder freundlich gesonnen? Nichts spürte er davon. Der Knöcherne, der noch immer wie in Blut eingetaucht und wieder herausgezogen wirkte, besaß keine für Warlock erkennbaren menschlichen Eigenschaften.
    Das Skelett schüttelte sich. Beinahe schon wie ein Hund, der Wassertropfen aus dem Fell schleudern wollte. In diesem Fall war es Blut, das in Tropfenform zu allen Seiten hin wegflog.
    Dann bewegte sich der Kopf. Der Blick richtete sich direkt auf Warlock.
    Ein Blick?
    Warlock konnte es so nicht nachvollziehen. Die Augen des Schädels waren leer gewesen. Er hatte sie zudem noch gut gereinigt. Nun aber sahen sie tatsächlich so aus, als hätten sie einen Blick bekommen. Dabei war nur das Blut von verschiedenen Seiten her in die Augenhöhlen gesickert.
    Die Augenhöhlen hatten sich gefüllt. Sie quollen sogar über. So rannen einige Tropfen wie dicke Tränen aus den Augen hervor und an den knöchernen Wangen herab.
    Es hatte sich hingestellt. Es lebte. Es würde nicht hier unten im Keller bleiben wollen, davon ging Warlock einfach aus. Er hatte sich nicht getäuscht, denn nach einem weiteren Ruck bewegte sich das Blut-Skelett nach vorn.
    Es kam auf Warlock zu!
    Er wußte nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Er überlegte. Er hätte ausweichen und verschwinden können, und doch traute er sich nicht. Es wäre ein Weglaufen vor dem Erfolg gewesen, und den hatte er zweifelsohne erreicht.
    Deshalb ließ er es kommen.
    Gegen seinen Rücken stieß der weiche Druck des Vorhangs. In der Mitte trafen die beiden Hälften zusammen. Dort befand sich auch der Spalt, durch den er schlüpfen konnte, wenn er sich nur rasch genug umdrehte. Das tat er nicht. Er blieb einfach stehen und starrte seinem Geschöpf entgegen. Ja, es war sein Geschöpf. Er konnte sich wie Frankenstein fühlen, doch dieser große Triumph wollte sich einfach nicht einstellen. So groß war er nicht, und er war sich noch immer nicht darüber klar, ob er auch alles beachtet und richtig gemacht hatte.
    Das Blut-Skelett war auf dem Weg. Es wollte zu ihm, denn es traf keinerlei Anstalten, seine Richtung zu verändern. Es kam wie jemand, der einen

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