Das Blut-Skelett
anderen begrüßen wollte.
Ich muß etwas tun! schoß es Warlock durch den Kopf. Ich kann einfach nicht so stehenbleiben und nichts machen. Das ist verkehrt. Ich muß ihm zeigen, wie sehr ich mir seine Ankunft und auch sein Werden gewünscht habe.
Er tat etwas, was jeder Mensch wohl tut, der sich in einer gewissen Verlegenheit befindet.
Warlock lächelte!
Es war kein lockeres und freundliches Lächeln. Es sah eher verkrampft aus und sehr gezwungen, wie bei einem Menschen, der sich zusammenreißen muß.
Warlock behielt das Lächeln bei. Er ging davon aus, daß auch das Skelett dieses Zeichen kannte und entsprechend reagierte. Obwohl er es zum Leben erweckt hatte, fühlte sich Warlock nicht als der Chef oder Herr über diese Gestalt. Er würde wohl auch keine Dankbarkeit erleben, wie er es sich vorgestellt hatte.
Dann war es da!
Ein letzter Schritt hatte ausgereicht, um so dicht an den normalen Menschen heranzukommen, daß Warlock nur seine Hand nach vorn drücken mußte, um es anzufassen.
Warlock traute sich nicht. Er hatte plötzlich Angst vor dieser Gestalt und befürchtete, daß ihm alles über den Kopf wachsen könnte. Er war auch nicht in der Lage, die eigenen Gedanken zu ordnen. Es wirbelte einfach zu viel durch seinen Kopf, und dann griff das Skelett zu.
Eine schnelle Bewegung erlebte Warlock von der anderen Seite. Er kam nicht einmal dazu, seine Hand zurückzuziehen oder sich selbst durch den Spalt der beiden Vorhanghälften zu drücken. Die Klauen waren einfach da und griffen zu.
Warlock erlebte einen Alptraum!
Er bekam alles überdeutlich mit, als wären seine Sinne besonders geschärft worden. Dabei wollte er es nicht. Er hätte sich lieber versteckt. Diesmal stimmte die Formel des Zauberlehrlings auch. Die Geister, die er gerufen hatte, wurde er nicht mehr los, denn das Blut-Skelett sah ihn als seine Beute an.
Es blieb nicht bei dem ersten Kontakt. Die blutverschmierten Knochenhände rutschten an seinen Armen hoch und näherten sich seiner Schulter. Gleichzeitig drückte es den Kopf nach vorn, und der blutverschmierte Schädel tauchte dicht vor seinen Augen auf, so nahe, als sollte er einen Kuß empfangen.
Die Hände hatten die Schulter erreicht und glitten dem Kopf entgegen. Von zwei Seiten streichelten sie seine Wangen, fuhren weiterhin darüber hinweg und erreichten schließlich Warlock’s Haare, die ihre Glätte verloren, als die skelettartigen Finger sie in die Höhe streiften.
Der Mann war in einen Zustand hineingeraten, in dem es ihm schwerfiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Die andere Kraft hatte die Macht über ihn bekommen, denn sie sorgte für einen weiteren Abfall in seinem Leben.
Er konnte nichts mehr tun für sich. Sich nicht bewegen, nicht einmal schreien oder flüstern. Er war dieser furchtbaren Gestalt voll und ganz ausgeliefert, die jetzt ihren knochigen Blutkörper gegen seinen preßte, als wäre er der Geliebte dieser Gestalt.
Die Finger und der Druck der blutverschmierten Knochen waren überall. Die Hände konnten nicht ruhig sein.
Sie strichen über Warlock’s Körper hinweg und erforschten jede Stelle wie ein makabrer Scanner, der Informationen sammelt.
Ihn schützte keine Jacke mehr und später auch kein Hemd. Die Kleidung wurde ihm von blutigen Fingerspitzen vom Körper gerissen und fiel zerfetzt zu Boden.
Das Skelett zog den Mann aus.
Der Lehrling hatte den Meister längst übertrumpft. Doch wer war hier noch Lehrling und wer war Meister?
Die Vorzeichen hatten sich verändert oder waren wieder zurechtgerückt worden.
Er hing im Griff des blutenden Knöchernen, ohne etwas unternehmen zu können.
Der Druck des Körpers war einfach zu stark, und der Knöcherne hatte zudem seine blutigen Arme um ihn gelegt und ihm die Spitzen der Finger in den Rücken gedrückt.
Gleichzeitig zerrte ihn das Skelett noch dichter an den Körper heran. Es war ein Ablenkungsmanöver gewesen, denn ein irrer Schmerz flutete durch Warlock’s Rücken.
Warlock glaubte, innerlich und äußerlich zerrissen zu werden.
Er hielt den Mund weit offen, doch Luft bekam er nicht mehr. Sein Leib wurde zusammengequetscht, und aus seinem Rücken rann das eigene Blut, das sich mit dem des anderen vermischte.
Der Alptraum verwandelte sich für Warlock in eine Hölle.
In diesem von grauem Licht erfüllten Kellerraum ereignete sich etwas unbeschreiblich Schreckliches und Unerklärliches, das von Warlock’s jammernden Schreien begleitet wurde.
Keiner schaute zu, keiner war Zeuge, als die
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