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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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hat.
    – Was ist mit dir, Sportsfreund? War Selig dein Kumpel? Hast du kein schlechtes Gewissen, dass du nichts getan hast, als Junior die Beherrschung verloren und den vielversprechenden jungen Rabbineranwärter gekillt hat?
    Der Kopfkratzer öffnet den Mund, steht auf, setzt sich wieder hin, macht den Mund wieder zu, sieht den Rebbe an, sieht wieder weg.
    – Er lügt, Rebbe.
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Tja, das war’s. Er hat mich bei den Eiern. Bei so einer gewichtigen Zeugenaussage wie seiner, da muss ich ja einfach lügen.
    Axlers Finger, die den Messergriff umklammern, werden weiß.
    – Er lügt. Er hat Chaim getötet.
    Er wedelt mit dem Messer vor Lydia herum.
    – Und sie hat Selig umgebracht. Sie hat Selig getötet.
    Lydia setzt sich auf.
    – Langsam, langsam. Ich gebe zu, dass ich ungezielt um mich geschossen habe und kann beim besten Willen nicht sagen, wo die Kugeln gelandet sind, aber ich habe niemanden erstochen. Ich bin nicht bereit, die Verantwortung für einen Mord zu übernehmen, an dem ich in keinster Weise beteiligt war.
    Stretch wird puterrot.
    – Kann jemand mal dieser Fotze das Maul stopfen, bevor ich durchdrehe?
    Lydia steht auf.
    Sie rast durch den Gang, rammt Stretch mit ihrer Schulter zu Boden und packt seine gefesselten Handgelenke. Dann schleudert sie ihn hoch in die Luft und hämmert ihn Kopf voran gegen den Boden, so dass sein Schädel drei der großen weißen Fliesen splittern lässt. Kleine Risse ziehen sich wie Spinnennetze über ihre Oberfläche. Blut und Knochenstücke fliegen durch die Luft.
    Sie fällt auf die Knie, lässt seine Handgelenke los und beobachtet, wie er zweimal zuckt und sich dann versteift. Dann riechen wir alle, wie sich seine Därme entleeren. Sein Herz hört auf, Blut durch seinen Körper zu pumpen, und das Auge, das noch in seiner Höhle sitzt, rollt herum und wird glasig.
    Lydia starrt den toten Zwerg an. Dann blickt sie zu uns auf.
    – Ich hab ihn gewarnt. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn umbringe, wenn er sich noch einmal auf diese Weise äußert.
     
    Harm flippt völlig aus.
    Vendetta auch, beschränkt sich aber darauf, ihren Vater zu packen, ihn zu schütteln und zu kreischen. Harm dagegen will Lydia allemachen. Schließlich verdient sie ihren Lebensunterhalt dadurch, mit ihrer Schwester die Nagelnummer abzuziehen. Der Rest der Leute im Raum versucht, sie niederzuringen, ohne sie zu töten.
    Es ist ein beschissenes Fiasko.
    Ich tue das einzig Vernünftige, rolle von der Bank, krieche darunter und sehe zu. Lydia sitzt auf dem Boden und starrt Vendetta und den toten Vater in ihren Armen an.
    Harm kommt ziemlich dicht an sie ran, bevor Axlers Jungs sie zu Boden ringen können. Sie müssen ihr dabei ein paar Knochen brechen, obwohl Rebbe Moishe nicht müde wird, sie darauf hinzuweisen, doch etwas vorsichtiger zu sein.
    Als sie versuchen, Stretch aus Vendettas Umarmung zu lösen, beißt sie einem der Jungs den Daumen ab. Sie überlegen, was sie tun sollen, dann heben sie beide vom Boden auf und tragen sie dorthin, wo sie auch Harm und Rachel gebracht haben. In Axlers Wohnung, vermute ich.
    Und während all das passiert, geht Axler auf mich los.
    Er nutzt das Durcheinander, rennt mit gezücktem Messer auf mich zu und zerrt mich unter der Bank hervor. Ich verdrehe die Handgelenke, doch die Lederriemen geben nicht nach. Ich trete um mich, doch die Riemen engen mich ein. Er packt mein Haar und zieht mir den Hals lang, und dann reißt sein Vater ihn von mir herunter und stößt ihn auf die andere Seite des Tempels, wobei er mir Haarbüschel und Kopfhaut abreißt.
    Danach kehrt langsam Ruhe ein. Die Jungs haben die beiden Frauen mitgenommen. Zurück bleibe ich, gefesselt auf dem Boden liegend, der seufzende Rebbe, sein Sohn, der sich wieder aufrappelt und nach seinem Messer Ausschau hält, und Lydia, die immer noch auf die Tür starrt, durch die sie den toten Vater und seine durchgedrehten Töchter getragen haben.
    Lydia sieht Moishe an.
    – Ich habe ihn gewarnt.
    Er geht neben ihr in die Hocke.
    – Ja, das stimmt. Niemand behauptet das Gegenteil.
    – So etwas habe ich noch nie zuvor getan.
    – Natürlich nicht, weshalb sollten Sie auch? Er hat sie herausgefordert. Sie sind verwundet, erschöpft und in Gefahr, und er hat sie herausgefordert.
    – Also, ich, ich habe vorher schon getötet. Aus Notwehr. Aber ich hab nie aus Wut... So was habe ich noch nie getan.
    – Sie sind demnach sehr wohlerzogen. Sie sagen, dass Ihr Vater den Seder abgehalten

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