Das Blut Von Brooklyn
Chesters Kleidung, die sich über das Blut hermachen, das ich ihnen übriggelassen habe. Ich spüre die Vibrationen der Autos, die drei Straßen weiter die Brücke hochfahren.
Ich springe auf das Gatter und setze mich.
Ich bin ein Ungeheuer in der nächtlichen Stadt. Scheiße, ich kann alles tun, was ich will.
Brooklyn. Ich werde es niederbrennen und sehen, ob jemand auf die Asche pisst.
Zwei Taxifahrer und der Disponent sitzen in einem kleinen verräucherten Kabuff mit Wänden aus Plexiglas. Sie spielen Domino auf einem Tisch mit wackligen Beinen.
Der Disponent bemerkt meine zerlumpte Gestalt und schüttelt den Kopf.
– Keine Chance.
Ich ziehe das Geld der Society aus der Tasche, lege vier Zwanziger auf die Theke und schiebe sie unter dem Schlitz durch.
Er schüttelt wieder den Kopf.
Einer der Fahrer knallt seinen letzten Stein auf den Tisch, und sie zählen die Punkte zusammen. Der andere Fahrer flucht und schielt nach dem Geld.
– Wohin?
Ich sage es ihm, er schnappt sich die achtzig Mäuse und gibt sechzig davon dem Typen, der ihn gerade abgezockt hat. Dann wirft er sich einen Parka über, und der Disponent drückt auf den Türöffner. Wir gehen durch die Kälte zu seinem Wagen.
Als ich einsteigen will, hebt er die Hand und holt eine Decke aus dem Kofferraum. Er breitet sie über die Rückbank, damit ich den abgewetzten, eingerissenen Lederbezug nicht vollblute.
Ich steige ein, nehme ein Bier aus der Tüte und stecke mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
Er dreht sich um und sieht mich an.
– Rauchen verboten. Alkohol auch.
Ich reiche ihm meinen letzten Zwanziger und ein Bier. Er steckt das Geld ein, macht die Dose auf und fährt los.
Der Fahrer lässt mich am Union Field Cemetery raus. Ich spaziere am Friedhof vorbei und trinke dabei mein letztes Bier. Die leere Dose werfe ich vor das Gitter. Dann springe ich hinüber, lande auf der anderen Seite und schlängle mich durch die Grabsteine.
Als ich die frischen Gräber von Chaim, Selig, Fletcher, Elias und den restlichen Teilen des Muskelprotzes finde, fange ich mit bloßen Händen an zu graben. Zum Glück ist die Erde locker. Außerdem bin ich recht kräftig und brauche nicht lange. Nachdem ich die richtige Leiche gefunden habe, nehme ich ihr das lange Messer und das kleine Beil ab, säubere die Waffen und prüfe die Schneiden. Sie sind frisch geschärft.
Die Cypress Avenue verläuft direkt durch den Friedhof. Ich verstecke mich im Gebüsch neben der Straße. Von hier aus kann ich das Ende der 57ten und die beleuchteten Rückfenster des Hauses sehen, in dessen Garten der kleine Tempel steht. Vor dem Zaun, der das Grundstück vom Friedhof trennt, geht ein junger Mann mit langem schwarzem Mantel und breitkrempigem Hut auf und ab.
Ich denke an Lydia, die mir echt auf die Eier geht.
Ich denke an Predo und Terry und wie es sich anfühlt, als Marionette endlos zu ihrer Melodie tanzen zu müssen.
Ich denke an Daniel und die Dinge, die er mir im Laufe der Jahre erzählt hat, was die Enklave ist und was sie will und dass ich auch dazugehöre.
Ich denke an Rebbe Moishe und an das, was er über die Liebe gesagt hat.
Ich denke an die Liebe, und was man opfern muss, um sie zu erhalten.
Ich denke an Evie.
Ich denke an die einzige Möglichkeit, für immer mit der Person zusammen zu sein, die ich liebe. Und dass der Tod der Preis dafür ist. Ich denke daran, wie nah Evie dem Tod bereits ist. Und wie es sein wird, wenn sie nicht mehr da ist.
Ich denke an das, was von mir erwartet wird. Es ist nicht viel.
Ich denke an siebenhundert linkshändige Krieger.
Dann verlasse ich das Gebüsch und benutze Axt und Messer, um einen von ihnen umzubringen.
Er kämpft lautlos.
Was hauptsächlich daran liegt, dass ich mich von hinten angeschlichen habe und er mich zu spät gerochen hat. Beim Umdrehen hat ihm meine Axt glatt die Luftröhre durchtrennt. Anstatt zu schreien röchelt er pfeifend und verspritzt sein Blut. Als er nach etwas greift, das an seiner Hüfte hängt, ramme ich ihm das lange Messer durch den Handrücken und in die Eingeweide. Seine rechte Hand schießt auf meine Kehle zu, doch ich hole mit der Axt aus und schlage sie tief in seine Schulter. Ich muss wohl etwas Wichtiges durchtrennt haben, denn seine Finger schließen sich nicht mehr richtig. Dann schleudere ich ihn gegen den Metallzaun. Er gurgelt und blutet alles voll. Schließlich gelingt es ihm, seine Hand von dem Messer zu befreien, wobei er einen Daumen verliert. Jetzt bleibt
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