Das Blut Von Brooklyn
wollten. Und wenn man was wirklich will, dann tut man alles dafür.
Sie beobachtet, wie ich den Zigarettenanzünder aus dem Armaturenbrett ziehe und auch benutze.
– Leck mich, Joe.
Ich stecke den Zigarettenanzünder zurück und konzentriere mich auf die Straße.
– Ja, leck mich.
Am Horizont geht langsam die Sonne auf.
Ich halte am Bordstein. Wir sind wieder auf Societygebiet.
– Wo sind wir hier?
– Ich muss noch was erledigen. Du kannst das Auto haben.
Lydia starrt aus dem Fenster.
– Nein. Auf gar keinen Fall.
Ich öffne die Tür.
Sie packt meinen Arm.
– Wir haben darüber gesprochen. Ich dachte, du weißt, wie ich über die Sache denke.
Ich reiße mich los und steige aus. Den Zündschlüssel lasse ich stecken.
Sie steigt ebenfalls aus, umrundet das Auto und baut sich vor mir auf.
– So geht das nicht. Du kannst nicht mehr klar denken. Außerdem ist es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Diskussion. Wir müssen Terry alles erzählen. Egal, wer Schuld an der ganzen Sache hat, was da draußen passiert ist, war ein Fiasko, das Konsequenzen haben wird. Wir müssen Vorbereitungen treffen.
Ich ramme ihr den Colt des Rebbe in den Magen.
– Aus dem Weg, Lydia.
Sie sieht auf die Waffe herunter.
– Mach dich nicht lächerlich, Joe.
Ich schieße.
Sie fällt auf den Gehweg. Ich hebe sie auf und stolpere schreiend durch die Tür der Notaufnahme. Sie stürmen auf uns zu und ziehen sie von mir weg. Ich halte sie fest, bis jemand einem anderen befiehlt, mich endlich loszuwerden. Ich lasse mich in einen kleinen Raum neben dem Empfang zerren. Ein Sicherheitsmann sagt mir, ich soll mich beruhigen, und ich schlage ihn k. o. Dann humple ich zu den Aufzügen und fahre nach oben. Das Handgelenk der Nachtschwester steckt in einem Stützverband. Sie starrt mich an, und ich starre sie an. Dann wendet sie sich wieder ihrem Computer zu, und ich gehe in das Krankenzimmer zu meinem Mädchen.
Ich entferne alle Schläuche und Kabel, und langsam wacht sie aus ihrem Medikamentenrausch auf. Sie schaut zu mir hoch und berührt mein Gesicht.
Ich lege einen Finger auf das Ende des Luftröhrentubus, und sie lächelt. Krächzend bahnt sich ihre Stimme einen Weg durch ihre Kehle.
– Hallo, Liebster.
– Hallo.
– Du siehst nicht gut aus.
– Ja.
– Du musst ins Krankenhaus.
– Ja, das wäre gut.
Ich schlage die Bettdecke auf. Sie zuckt zusammen, als ich den Katheter entferne. Luft pfeift aus der Röhre in ihrem Hals.
Ich helfe ihr, sich aufzusetzen.
– Tut mir leid.
Sie hält das Ende der Röhre zu.
– Jetzt werde ich wohl eine Sauerei veranstalten.
– Schon okay.
Ich öffne den Schrank, nehme die Lederjacke heraus, die ihr viel zu groß ist, und wickle sie darin ein.
– Wollen wir abhauen?
– Ja.
Sie deutet auf den Nachttisch.
– Mein Geschenk, mein Geschenk. Ich will es tragen.
Ich hebe die Kette aus Brausebonbons auf, reiße die Verpackung mit den Zähnen auf und ziehe die Kette weit genug auseinander, damit sie über ihren Kopf und um ihren dünnen Hals passt.
Sie legt den Kopf schief und berührt die Kette mit den Fingerspitzen.
– Bin ich schön?
– Himmel, Baby. Klar doch.
Ich hebe sie auf und setze sie in den Rollstuhl neben dem Bett.
Die Nachtschwester ist nicht mehr an ihrem Platz. Wahrscheinlich hat sie sich versteckt. Der Assistenzarzt im Aufzug ignoriert uns, lehnt den Kopf gegen die Wand und schließt die Augen. Die Wachmänner im Erdgeschoss stehen vor der Tür und sehen der Frau mit der Schusswunde hinterher, die plötzlich von ihrer Trage aufgesprungen ist, einen von ihnen gegen die Wand geschleudert hat, aus der Tür gerannt und in einem alten Cadillac davongefahren ist. Offensichtlich muss sie eine gewaltige Menge PCP intus gehabt haben. Der Taxifahrer, den wir anhalten, weiß nicht, wie man den Rollstuhl zusammenklappt, also lassen wir ihn am Bordstein stehen. Er lässt uns auf der Little West 12th Street raus, und ich trage Evie bis zum Tor und trete so lange dagegen, bis es jemand aufschiebt. Auf meinem ruinierten Bein stolpere ich weiter, bis mich jemand auffängt und mir mein Mädchen wegnimmt. Ich will sie zurückholen, doch dann hat Daniel sie in den Armen, streichelt sie und lächelt.
– Simon. Du hast es ja doch noch geschafft.
– L’chaim.
Daniel reicht mir einen mit Blut gefüllten Pappbecher.
– Findest du das witzig?
Er gibt den kleinen Krug mit Blut an ein Mitglied der Enklave zurück.
– Tut mir leid. Wie
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