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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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sorgten für Unmut und brachten die Anwesenden gegen ihn auf. Wie konnte er es wagen, ihre Entscheidung so offen zu kritisieren? Er gehörte nicht zu ihrer Gemeinde, woher also leitete er sich dieses Recht ab? Zwischenrufer machten ihrem Ärger Luft. Kalonymos, der von der Standhaftigkeit des jungen Mannes beeindruckt war, versuchte die Wogen zu glätten. „Woher nimmst du diese Gewissheit?“
    „Vor dem Haus des Parnass erhielt ich ein Zeichen, das ich bisher verschwieg. Ihr mögt es für eine Ausgeburt meiner Fantasie halten, aber es geschah wirklich. An dem Tag, an dem ich Kalonymos das Schreiben brachte, blies mir ein scharfer Windhauch entgegen, obwohl sich eigentlich kein Lüftchen regte. Für einen Moment sah ich euer Viertel in Schutt und Asche liegen und die Plätze der Stadt getränkt von eurem Blut. Mir schien, als sei der Tod durch die Gasse gegangen.“
    Diese Äußerung vermehrte die Unruhe unter den Anwesenden, doch David beschwichtigte sie. „Wie du selbst sagtest, entspringt das allein deiner Einbildungskraft. Missverstehe uns nicht, wir danken dir für die Mühsal, die du auf dich genommen hast, um uns zu warnen. Aber wir haben nichts zu befürchten. Bleibe noch einige Zeit in der Stadtund sammle Kräfte, bevor du nach Rouen zurückkehrst“, meinte er besänftigend.
    Jonah hätte am liebsten erwidert, dass er ein dummer Esel sei, aber David war eine Respektsperson, und wie borniert er sich auch verhielt, Jonah hatte ihm Achtung zu zollen. Deshalb schwieg er.
    „Ich gebe dir ein Schreiben an eure Ältesten mit, in dem ich ihnen unseren Beschluss mitteile“, sagte Kalonymos noch, bevor sich die Versammlung auflöste.
    Jonah nickte nur und verließ wortlos die Synagoge, während Kalonymos nachdenklich zurückblieb. Als Parnass trug er besondere Verantwortung für die Gemeinde. Ihr galt seine ganze Fürsorge, und im Gegensatz zu David und den anderen teilte er Jonahs Befürchtungen mehr als im lieb war. Aber wenn die Mehrheit diese Entscheidung getroffen hatte, konnte er sie nicht einfach umstoßen. Um nicht untätig zu sein, beschloss er, dem Kaiser zu schreiben. Gewiss würde Heinrich einen Weg finden, Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen. Er eilte nach Hause und setzte den Brief auf, den er noch am gleichen Tag per Boten nach Italien sandte. Mit einer raschen Antwort rechnete er aufgrund der Entfernung nicht, aber er hatte wenigstens alles in seiner Macht Stehende getan.
    Auch überlegte er, mit der Nachricht aus Rouen zum Erzbischof und Stadtgrafen zu gehen, um sie auf einen möglichen Ansturm vorzubereiten. Beide hatten sich schon Geld von seiner Gemeinde geliehen und sie kannten sich daher recht gut. Während Ruthard häufig größere Summen in Anspruch nahm, beschränkte sich Gerhard meist auf kleinere Beträge.
    Doch gerade in den letzten Wochen hatte der Stadtgraf zwei Kredite gefordert, die ungewöhnlich hoch waren. AlsKalonymos sich nach dem Grund erkundigte, bekam er eine ausweichende Antwort. Aber Gerhard legte ihm ein Schreiben des Kaisers vor, in dem dieser für ihn bürgte. Deshalb wurden keine Einwände erhoben und der Kredit gewährt.
    Sowohl Erzbischof wie auch Stadtgraf würden ihn aufgrund seines Status´ und dieser Geschäftsverbindungen gewiss empfangen. Aber wäre ein solches Handeln nicht verfrüht? Noch hatte keiner der Pilger seinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt und es war keineswegs sicher, dass sie überhaupt nach Mainz kamen. Deshalb entschied er, erst um Hilfe zu bitten, wenn Anlass dazu bestand.
    In der Stadt
    Jonah verließ in seiner Erregung den Stadtkern und ging hinauf in die Weinberge. Dort war es um diese Jahreszeit meist einsam und er konnte die Ruhe finden, die er brauchte, um mit sich ins Reine zu kommen. Selbstzweifel nagten an ihm, weil er unverrichteter Dinge nach Rouen zurückkehren musste. Er fragte sich, ob mangelnde Überzeugungskraft oder fehlende Einsicht der Ältesten dafür verantwortlich war und hoffte, dass ihm zu Hause Schuldzuweisungen erspart bleiben würden. Er hatte wirklich alles Erdenkliche unternommen, um die Gemeinde zu überzeugen, dennoch war er gescheitert. Auch wenn sie seine Warnung in den Wind schlugen, wollte er wenigstens Immanuels Familie retten. Bevor er abreiste, musste er mit Sara sprechen, damit sie, Rachel und Isaac vor einem schlimmen Schicksal bewahrt wurden.
    Er war so in seine Überlegungen vertieft, dass er gar nicht merkte, wohin er lief. Unvermittelt fand er sich vor derwestlichen Stadtmauer wieder, die wie

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