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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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ein mächtiger Schutzwall vor ihm aufragte. Dieser Abschnitt war besonders wehrhaft und besaß die meisten Wachtürme, was sich in der Vergangenheit schon bewährt hatte, da das davorliegende Areal beste Voraussetzungen für ein feindliches Heerlager bot. Ungefähr auf der Höhe von St. Stephan schwenkte die Stadtmauer bogenförmig hinunter zum Rhein, wo sie die Stadt vom Vorort Selenhofen trennte. In diesem unteren Teil verstärkte ein Wassergraben zusätzlich die Umfriedung.
    Auch im Norden erschwerten Wassergräben das Eindringen potentieller Feinde und der Rhein mit seinem morastigen Ufer bot im Osten ein natürliches Hindernis. Innerhalb der Stadt hielten die sumpfigen Wiesen des Gartenfeldes, die im Frühjahr und Sommer Brutstätten für Myriaden von Mücken waren, sowie die Bleichwiesen Eindringlinge auf.
    Jonah musste sich eingestehen, dass David nicht ganz Unrecht hatte, was die Wehrhaftigkeit der Stadt betraf. Vielleicht trübten die Vorfälle in seiner Heimatstadt seine Urteilsfähigkeit und er sah wirklich zu schwarz. Dieser Gedanke besänftigte ihn etwas, auch wenn er seine Befürchtungen nicht ganz ablegen konnte. Das änderte jedoch nichts an seinem Entschluss, Sara vor seiner Abreise ins Gewissen zu reden.
    Große Scheffergasse
    Wolff hatte während der letzten Tage weitere Beobachtungen gemacht, die ihm Griseldis und den Erzbischof endgültig auslieferten. Zwar hatte er die Notiz von Bruder Anselm noch immer nicht entschlüsselt, aber seit er vonder Liebesbeziehung zwischen den beiden wusste, hatte er das Interesse daran verloren. Jetzt hielt er den Zeitpunkt für gekommen, die Früchte seiner Nachforschungen zu ernten, und wollte Griseldis einen entsprechenden „Vorschlag“ machen. Wenn sie in der Stadt nicht in Ungnade fallen wollte, konnte sie diesen nicht ablehnen.
    Er hatte ihr nach dem Gottesdienst aufgelauert, aber Dithmar begleitete sie nach Hause, sodass er sein Vorhaben aufschieben musste.
    Er harrte Stunden in Nähe ihres Hauses aus, um eine günstige Gelegenheit abzupassen. Endlich öffnete sich die Tür und Dithmar trat mit dem Lächeln eines glücklich Verliebten ins Freie. Wüsstest du, was ich weiß, würde deine Miene zu Stein erstarren, dachte Wolff bei sich. Als Dithmar außer Sichtweite war, klopfte er an, woraufhin ihm Margreth öffnete.
    Mit verschränkten Armen musterte sie ihn abschätzend. „Jetzt kommen die Bettler schon an die Haustür! Scher dich weg, du dreister Kerl!“, fauchte sie ihn an und wollte die Tür zuwerfen, doch Wolff drückte dagegen.
    „Ich bin kein Bettler, sondern muss deine Herrin sprechen“, grinste er und drückte ihr eine Münze in die Hand.
    Margreth blickte erstaunt auf das Geldstück und schien sich auf den Handel einzulassen. „Du siehst aber aus wie einer“, erwiderte sie schnippisch. „Warte hier, ich werde sehn, was ich tun kann.“
    „Du bist auch nicht gerade ansehnlich“, zischte er ihr hinterher.
    Wolff wartete in der festen Erwartung, empfangen zu werden, doch dieses Mal öffnete ein bärbeißiger Bertram. „Meine Herrin ist müde und fühlt sich nicht wohl. Du sollst morgen früh wiederkommen. Dann wird sie dichvielleicht anhören“, wimmelte er ihn ab und schloss die Tür, ohne dass er Einwände hätte erheben können.
    Wolff ließ sich nicht gern wie Abschaum behandeln und ärgerte sich über das vergeudete Geldstück. Wenn Griseldis glaubte, sie könne ihn so leicht loswerden, irrte sie sich. So schnell gab er nicht auf. Aufgrund seiner Beobachtungen wusste er, dass Bertram sich nachher aus dem Haus in die nächste Schenke schlich und Margreth nach getaner Hausarbeit zu Bett ging. Deshalb würde er später wiederkommen. Das einzige Risiko war, dass der Erzbischof Griseldis holen ließ, aber das musste er in Kauf nehmen.
    Die Zeit bis dahin vertrieb er sich in einem Wirtshaus. Als er mitten in der Nacht zurückkehrte, war das Haus dunkel. Auch in der Gasse war niemand zu sehen – beste Voraussetzungen für sein Vorhaben. Binnen weniger Augenblicke hatte er sich geräuschlos Zutritt verschafft. Zunächst schaute er sich im unteren Stockwerk um. Die Küche war verwaist, Margreth befand sich also in ihrer Kammer. Bevor er nach oben ging, blieb er an der untersten Treppenstufe stehen und lauschte. Es war totenstill. Stufe um Stufe tastete er sich nach oben. Zunächst warf er einen Blick in die Zimmer der Bediensteten. Margreth schlief selig, Bertrams Schlafstelle war, wie vermutet, leer.
    Schließlich stand er vor Griseldis‘

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