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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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nisch erkannd“, entgegnete er etwas zungenfertiger.
    „Das war ja auch meine Absicht. Ich wollte zuerst sehen, ob du allein bist. Außerdem würde ich ohne Verkleidung nur unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen und das will doch keiner von uns, oder?“
    „Schtimmd. Vorausschauend biss du auch. Hasd du das Geld?“
    Griseldis nickte. „Zuerst will ich Wein.“
    „Der Krug iss aber leer!“
    „Dann geh und hol einen neuen“, forderte sie und beobachtete, wie er unsicher an den Schanktisch wankte.
    Wolff kehrte mit einem frischen Krug und einem weiteren Becher an den Tisch zurück und ließ sich schwerfällig auf der Bank nieder. „Und du verschwindest morgen aus der Stadt, wie du es mir versprochen hast?“, vergewisserte sich Griseldis.
    „So sehr eild‘s nun auch wieder nich. Eigentlich lässt‘s sisch in Mainz reschd gud aushalden“, meinte Wolff mit feistem Grinsen. Der Weg an den Tresen hatte ihn deutlich nüchterner gemacht.
    Griseldis hatte mit dieser Antwort schon gerechnet. „Das habe ich nicht anders erwartet. Aber falls du dir mehr Gelderhoffst, muss ich dich enttäuschen“, zischte sie erbost.
    „Mach mir nix vor. Isch weiß, woher du es bekommsd, und da ist noch einiges mehr zu holen.“
    „Da irrst du dich.“
    „Wir werden sehn. Und nun rück‘s schon raus“, meinte Wolff und vergewisserte sich, dass niemand die kleine Transaktion bemerkte. Aber seine Vorsicht erwies sich als überflüssig, denn genau in diesem Augenblick kamen Musikanten herein und begannen aufzuspielen. Alle Köpfe wandten sich ihnen zu, denn die Sängerin war ein vollbusiges Weib mit glockenheller Stimme.
    „Die kommn genau im reschdn Augenblick“, bemerkte er.
    „Wie bestellt“, bestätigte ihm Griseldis und lüpfte ihr weites Hemd, um eine Börse hervorzuholen. „Willst du nachzählen?“
    „Selbstverschdändlich!“, meinte Wolff und grapschte gierig danach.
    Er drehte sich zur Wand und kehrte ihr dabei halb den Rücken zu. Umständlich nestelte er an den Bändern, die Griseldis extra fest zugeschnürt hatte. „Isch krieg das verdammde Ding nich auf“, ärgerte er sich.
    „Nicht so ungeduldig, du bekommst gleich, was du verdienst“, raunte sie ihm zu.
    Wolff war so beschäftigt, dass er weder ihre leise Drohung hörte noch sah, wie sie mit ihrer Rechten in den linken Ärmel fuhr und einen Gnadendolch hervorzog. „Unterschätze niemals ein Weib“, stieß sie hervor, während sie ihm mit einer gezielten Bewegung den Dolch von hinten genau zwischen die Rippen jagte.
    Wolff spürte ein kurzes Stechen und rülpste laut. Aber der Rülpser ging in den Klängen des Dudelsacks und der Rebec unter. Griseldis zog das Messer heraus, wischte esan seinen Beinkleidern ab und schob es wieder unter ihren Ärmel. Wolff drehte sich mit letzter Kraft zu ihr um. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Verwunderung, Schrecken und Erkenntnis ab. Er wollte noch etwas sagen, brachte aber kein Wort mehr über seine Lippen, denn sein Herz hörte augenblicklich auf zu schlagen.
    Bevor er in sich zusammensackte, drückte Griseldis ihn nach hinten und lehnte ihn an die Wand. Sie schloss ihm rasch die Augenlider, damit er wie ein Schlafender aussah. Dann löste sie die Börse aus seinen Fingern und steckte sie wieder ein. Sie nahm noch seinen Geldbeutel an sich, leerte in aller Gemütsruhe ihren Becher, stand auf und verließ unbehelligt die Schenke.
    Draußen atmete sie tief durch. Sie hätte gern laut gelacht, weil alles so perfekt geklappt hatte und so unglaublich einfach gewesen war. Aber sie unterdrückte diesen Impuls und gratulierte sich lieber zu der Idee, die Musikanten angeheuert zu haben. Ihr Auftritt hatte ihr die Ablenkung verschafft, die sie benötigte, um Wolff unbemerkt ins Jenseits zu befördern. Dank ihrer Verkleidung war auch keiner der Zecher in der Lage, sie identifizieren zu können. Sie hatten nur gesehen, wie sich ein zerlumpter Kerl neben Wolff setzte. Gewiss würde keiner vermuten, dass es eigentlich eine Frau gewesen war.
    Zu Hause säuberte sie Gesicht und Zähne und verbrannte unbemerkt Hemd, Hose und Hut. Sie blieb so lange vor dem Feuer sitzen, bis alles komplett vernichtet war, dann erst öffnete sie Wolffs Börse und fand Anselms Liste. Sie erkannte augenblicklich die Gefahr, die von ihr ausging, und fragte sich, woher der Mönch davon wusste. Jetzt war sie froh, dass die Gier Wolff blind gemacht und er den wahren Wert dieser Information nicht erkannt hatte. Sie überlegtekurz, ob sie die Notiz

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