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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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ebenfalls verbrennen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Möglicherweise konnte sie ihr irgendwann einmal von Nutzen sein. Danach ging sie zu Bett und schlief deutlich besser als in der Nacht zuvor.
    In der Schenke Zum Schwanen, etwas später
    Die Musiker hatten inzwischen aufgehört zu spielen und stärkten sich bei einem Bier. Für heute hatten sie genug verdient und beschlossen, den Abend im Schwanen ausklingen zu lassen. Niemand war bisher auf den Toten aufmerksam geworden, der nach wie vor in seiner ursprünglichen Position verharrte. Schließlich sackte er aber nach vornüber und fiel mit Kopf und Oberkörper auf den Tisch, wobei die Becher und der Krug hinunterkullerten. Das machte den Wirt aufmerksam, der es nicht duldete, dass Betrunkene ihren Rausch in seiner Schenke ausschliefen. Er ging zu Wolff, um ihn hinauszuwerfen, und schüttelte ihn an der Schulter.
    Als keine Reaktion erfolgte, brüllte er ihn an. „He, das ist nicht dein Bett. Steh auf und geh nach Hause!“, forderte er barsch.
    Schließlich wurde es dem Wirt zu bunt. Er wollte ihn vor die Tür schaffen. Doch kaum berührte er ihn am Rücken, griff er in etwas Klebriges, Warmes. Erschrocken zog er die Hand zurück um zu sehen, was es war und erbleichte augenblicklich. Rasch ging er einen Schritt zurück und bekreuzigte sich.
    „Jesus, Gottesmutter Maria und all ihr Heiligen, der Kerl schläft nicht! Der ist tot“, rief er entsetzt. „Seht her, sein Hemd ist voller Blut!“
    Schlagartig kehrte Ruhe ein. Jeder starrte nun auf dieStelle, wo der Leichnam lag. Diejenigen, die in unmittelbarer Nähe saßen, sprangen auf und wichen erschrocken zurück, denn sie fürchteten den Tod wie der Teufel das Weihwasser. Dennoch war ihre Angst nicht groß genug, um sie ganz aus der Schenke zu treiben. In sicherem Abstand bauten sie sich um den Tisch auf.
    „Und der ist wirklich tot?“, raunte einer.
    „Ja, toter geht‘s nicht“, entgegnete der Wirt. „Und so wie‘s ausschaut, hat jemand nachgeholfen. Das ist ein Fall für die Gerichtsbarkeit“, stellte er fest, bereute aber sofort, es laut ausgesprochen zu haben.
    Der Mord an sich war schon schlimm genug, aber wenn es zu einer Untersuchung kam, hielt das die Gäste für Tage fern. Und tatsächlich stahlen sich die Ersten bereits davon, denn sie verspürten aus verschiedenen Gründen keine Lust auf eine Begegnung mit Gernots Männern.
    Hanno war beim vorletzten Musikstück in die Schenke gekommen. Er schob sich jetzt durch die Menge nach vorn und ergriff das Wort. „Ich bin Hanno und unterstehe direkt dem Erzbischof“, was maßlos übertrieben war, aber die gewünschte Wirkung erzielte und ihm sofort Gehör verschaffte. „Wenn du willst, helfe ich dir. Ich kann dafür sorgen, dass du möglichst wenig Scherereien bekommst.“
    „Sag mir, was ich tun soll“, sagte der Wirt geflissentlich.
    „Zuerst sehe ich mir den Toten an, dann stehst du mir Rede und Antwort und danach befrage ich deine Gäste. Sieh zu, dass nicht noch mehr verschwinden“, trug er ihm auf.
    Der Wirt nickte und verstellte die Tür. „Ich mache alles, was du verlangst.“
    Hanno begann mit seiner Untersuchung und fühlte zuerst am Hals des Mannes nach dessen Puls. Sein Herz schlugnicht mehr, aber lange konnte er noch nicht tot sein, denn sein Körper war noch so warm wie der eines Lebenden. Als er sich über ihn beugte, bemerkte er den starken Alkoholgeruch. Seine Kleidung war schäbig und er wirkte überhaupt recht ungepflegt. Mit spitzen Fingern zog er das Hemd hoch und entdeckte im Rücken eine nicht sonderlich große, einzelne Stichwunde. Sie befand sich genau auf Höhe des Herzens und war nicht breiter als ein Finger. Wer immer diesen Kerl getötet hatte, wusste genau, wie er vorzugehen hatte. Dieser Mord zeugte von Kühnheit und Geschick und verlangte Hanno Respekt ab, obwohl er Mord nicht billigte.
    Schließlich wandte er sich wieder an den Wirt. „Hast du irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?“
    „Er war ein Zecher wie viele, hat etwas gegessen und getrunken. Zunächst saß er allein, bis ein anderer Kerl zu ihm kam“, bemerkte der Wirt.
    „Das ist nicht viel“, stellte Hanno fest. „War er schon mal hier?“
    „Einmal.“
    „Wer von Euch hielt sich in seiner Nähe auf?“, fragte Hanno in die Runde.
    Zwei Männer traten vor.
    „Habt Ihr etwas gesehen oder gehört? Hat er geschrien, gab es einen Streit oder sonst etwas?“
    „Nein, es war alles völlig normal. Aber er schien mit dem anderen verabredet zu

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