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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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was ein. Wart‘s ab!“
    Jobst, der keine Lust mehr zum Disputieren hatte, stand auf. „Ich geh’ jetzt nach Hause“, meinte er. „Wenn ihr klug seid, tut ihr das auch.“
    „Behalt deine Belehrungen für dich!“, rief Sixt ihm nach. „Ich weiß selbst, was ich zu tun hab’.“
    Die Ansichten von Sixt und Endris fanden auch an weiteren Tischen Zustimmung. Nicht nur die Fährleute teilten ihre Meinung, es gab noch etliche andere. Viele von ihnen störten sich zusätzlich an der Landbevölkerung, die auf den Wiesen und unbebauten Flächen von Mainz ihre Lager hatten. Bauern gehörten nun mal aufs Land und nur am Markttag in die Stadt! Schließlich krakeelte einer lauthals: „Warum geben wir den Kreuzfahrern nicht einfach,wonach sie verlangen? Wenn sie es bekommen, werden sie gehen!“
    Seine Äußerung ließ alle verstummen, denn der Gedanke war naheliegend, aber gefährlich. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Waldemar trat ein. Er schaute sich prüfend um, und als er Sixt und Endris erblickte, kam er geradewegs auf sie zu. „Euch habe ich gesucht“, sagte er. „Wenn ihr bereit seid, einen bestimmten Auftrag zu erledigen, bekommt ihr das hier“, flüsterte er und zeigte ihnen einen Beutel mit Münzen.
    Die Fuhrleute bekamen große Augen. „Wer schickt dich?“, wollte Endris wissen.
    „Wer sagt, dass mich jemand schickt? Ich könnte doch aus freien Stücken kommen, oder? Außerdem hat euch das nicht zu interessieren. Wollt ihr meinen Vorschlag hören?“
    „Ja.“
    „Dann kommt mit nach draußen, es muss nicht jeder mitbekommen, was ich euch zu sagen habe.“
    Endris und Sixt folgten ihm. Nachdem Waldemar ihnen alles erklärt hatte, wurden sie ruhig. Dieser Vorschlag brachte sie ins Grübeln. Es klang alles so unglaublich einfach.
    „Du bist dir wirklich sicher, dass wir das tun sollten?“, fragte Sixt verwundert.
    „Sonst wäre ich nicht hier. Das bringt doch vor allem euch Vorteile. Nehmt euch ein paar Helfer, zu zweit ist das nicht zu bewerkstelligen. Wenn alles vorüber ist, bekommt ihr auch noch einen Zuschlag in Form von etlichen Fuhren, die euch viel Geld einbringen werden.“
    „Und für wen machen wir diese Fahrten?“, bohrte Endris weiter.
    „Das erfahrt ihr frühzeitig genug. Aber der Pakt gilt nur, wenn alles wie geplant abläuft. Sind wir uns einig?“
    „Das sind wir“, bestätigte Endris und grabschte nach dem Beutel. „Du kannst dich auf uns verlassen, alles geschieht so, wie du es vorgeschlagen hast.“
    Kaum war Waldemar weg, berieten sich die beiden. „Hältst du das für klug? Ich habe so meine Zweifel“, zögerte Sixt.
    „Wir müssen es ja nicht selbst tun“, erwiderte Endris mit verschlagenem Gesichtsausdruck. „Es reicht, wenn wir jemanden anstiften. Es gibt genügend, die sich für uns die Hände schmutzig machen, wenn wir sie mit einem Bruchteil des Geldes bezahlen, das wir soeben eingesackt haben. Du hast doch bemerkt, wie die Stimmung in der Schenke ist. Wir müssen nur den richtigen Ton treffen und sie werden springen. Und wenn doch keiner anbeißt, können wir behaupten, wir hätten es versucht, wären aber gescheitert.“
    „Du bist ganz schön durchtrieben“, lachte Sixt.

Dienstag, 27. Mai 1096, 3. Siwan 4856
    Vor den Toren
    Emich war nicht zufrieden mit der getroffenen Übereinkunft. Die anderen Anführer missachteten den Willen des Herrn und das konnte er nicht hinnehmen. Er hatte sich zwar gefügt, aber nur um den Schein zu wahren. Tief in seinem Innern widerte ihn ihre Käuflichkeit an, sie erschien ihm wie Verrat an der heiligen Sache. Er würde an seinem Vorhaben festhalten und nicht umfallen, selbst wenn sie ihm alles Gold der Welt anböten. Sollten die anderen damit glücklich werden, er würde sich nicht beschmutzen.
    In der Nacht hatte er wieder eine Vision gehabt, eindringlicher und schmerzhafter als alle zuvor. Das Flammenschwert des Erzengels hatte hell gelodert, als es ihm das Kreuz auf die Brust brannte. Seine Spitze war danach getränkt von Blut. Lange vor dem Morgengrauen war er aufgewacht und hielt sich seitdem bereit. Erst betete er zu Gott und bat um seinen Beistand, dann rüstete er sich. Jetzt saß er im Kettenhemd mit dem Schwert in der Hand im Zelt und wartete, dass der Tag anbrach.
    Sein Diener Albrecht war überrascht, als er seinen Herrn marschbereit antraf. „Dann ziehen wir also weiter?“, fragte er hoffnungsvoll.
    Emich antwortete ihm lächelnd. „Wir brechen auf, wenn es Zeit ist, und die ist noch nicht

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