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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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ich verlange, und schreibe die Stellen auf. Dann verberge das Dokument an einem sicheren Ort. So hat die Kirche die Gewissheit, dass ihr Schatz nicht verloren geht.“
    „Ich erledige das, sobald ich zu Hause bin“, versprach er halbherzig, denn der Befehl Ruthards deckte sich nicht mit seinen eigenen Plänen.
    „Wo ist übrigens das Vermögen der Juden?“, wollte Ruthard noch wissen.
    „Auf Säcke verteilt in der Schatzkammer. Alles wird gut bewacht und sie werden es wohlbehalten zurückbekommen, wenn sie in ihre Häuser zurückkehren“, versicherte Embricho.
    Der Erzbischof spürte eine wachsende Unruhe. Er stand auf und stellte sich vor das Kruzifix. „Ich empfinde eine Hoffnungslosigkeit wie nie zuvor in meinem Leben. Es ist, als ob all meine Kraft schwindet und meine Schultern unter einer ungeahnten Last zusammenbrechen. Mein Amt wird mir immer mehr zur Bürde. Nie zuvor musste ich eine solch schwere Prüfung bestehen. Ich fühle, dass die nächsten Stunden mir eine Entscheidung abverlangen werden. Was ich auch tue, muss genau bedacht werden“, bekannte er ungewohnt offen.
    „Du hast alles unternommen, um die Bürger zu schützen,und befolgst die Anordnungen Heinrichs, was die Juden betrifft. Bisher hast du keine Schwäche erkennen lassen. Woher also deine Selbstzweifel?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich werde sie einfach nicht los. Und ich habe sie nicht erst seit der Belagerung, sondern schon seit Wochen. Eine einzige Fehlentscheidung kann meinen Untergang und womöglich auch den der Stadt besiegeln. Und nun geh bitte, ich möchte allein sein“, meinte er überraschend und Embricho verließ ihn.
    Hanno und Widukind hatten im Wilden Eber gegessen, waren aber nicht lange geblieben. Da Essen und Getränke rationiert waren, war das Gasthaus halbleer und die Stimmung dementsprechend gedrückt. Widukind taten Mathes und Sanne leid, denn seit Tagen liefen die Geschäfte schlecht. Wenn die Belagerung andauerte, mussten sie bald schließen. Doch die beiden besaßen einen unerschütterlichen Optimismus und hofften auf bessere Zeiten.
    Widukind und Hanno gingen noch ein Stück gemeinsam, bis sich ihre Wege trennten. Beide waren müde und wollten möglichst schnell nach Haus. Widukind machte sich nicht die Mühe, noch einmal ein Feuer anzufachen, sondern schlüpfte direkt in sein Bett.
    Als Hanno sich dem Anwesen des Kämmerers näherte, war es schon fast dunkel. Aus der Entfernung sah er, wie sich Waldemar davonstahl. Zu Hannos Verwunderung trug er die Kleidung eines Pferdeknechts. Das erschien ihm äußerst seltsam, denn abends verließ der Diener fast nie das Haus, da ihn Embricho dann meist benötigte. Waldemar schien es eilig zu haben und Hanno überlegte kurz, ob er ihm folgen sollte. Nach der Entdeckung, die er beim Verstecken der Kisten gemacht hatte, wäre es vielleichtsinnvoll gewesen. Aber er entschied sich dagegen, denn er konnte sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten. Was immer der Diener des Kämmerers vorhatte, interessierte ihn in dieser Nacht nicht.
    Im Haus selbst war es still und Hanno ging leise die Treppe hoch. Im Schreibzimmer seines Herrn brannte Licht. Ungewohntes Ächzen drang bis hinaus auf den Flur und machte ihn neugierig. Da die Tür etwas offen stand, schlich er sich hin um zu sehen, was dort vor sich ging. Sachte drückte er den Spalt etwas weiter auf und lugte hindurch.
    Der Kämmerer war gerade dabei, das schwere Kruzifix aus Ebenholz von der Wand abzuhängen, und hatte ihm deshalb den Rücken zugewandt. Dabei stellte er sich aufgrund seiner Körperfülle nicht sonderlich geschickt an und geriet gehörig ins Schwitzen. Unter erheblichen Mühen legte er es nach einer ungelenken Vierteldrehung auf dem Tisch ab und entfernte, ohne hochzublicken, mit zittrigen Händen die vordere Abdeckung des linken Armes. Da seine Aufmerksamkeit ganz seinem Tun galt, bemerkte er den stillen Beobachter nicht. Dem Hohlraum, der sich unter der Abdeckung auftat, entnahm der Kämmerer zwei Säckchen. Beide waren prall gefüllt und als Embricho eines von ihnen schüttelte, erklang Münzgeklimper. Er legte es zurück, schnürte dann das andere auf und ließ den Inhalt auf seine Handinnenfläche gleiten. Schimmernde Edelsteine unterschiedlicher Größe kamen zum Vorschein. Beinah zärtlich strich er mit seinen Fingern über jeden einzelnen. Er schien sich nur schwer von ihnen trennen zu können. Denn bevor er sie wieder versteckte, betrachtete er sie eine Zeit lang mit einer gewissen Erregung.

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