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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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warten.
    Dennoch erneuerte er das Angebot. „Überleg es dir! Willst du wirklich das Leben Hunderter opfern?“
    „Gott verlangt es von mir. Meine Forderung gilt nach wie vor: Taufe oder Tod!“
    In den Gassen der Stadt
    Vier Soldaten eskortierten den Kämmerer und Hanno auf dem Weg zum Dom. Trotz der Gefahr bewahrte Embricho erstaunlich kühlen Kopf und im Gehen erteilte er Hanno seine Anweisungen. „Wenn ich sicher angekommen bin, kehrst du ins Anwesen zurück. Du musst das Haus mit allem, was darin ist, verteidigen. Sorge dafür, dass meinem Gesinde und vor allem den Gästen nichts geschieht. Aber beschütze auch das Kreuz in meinem Gemach. Es enthält eine kostbare Reliquie, die für mich von unschätzbarem Wert ist“, trug er Hanno auf.
    Hanno ließ sich nicht durch die Lüge des Kämmerers täuschen. Von einer Reliquie hatte er nämlich nichts bemerkt, als er den Inhalt des Kruzifixes untersuchte, dafür aber andere Dinge „von unschätzbarem Wert“ gefunden. Auchwenn es ihm schwerfiel, unterdrückte er seine Empfindungen und spielte das Spiel mit. „Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Graf Bolko, Friedrich, die Diener und die Knechte haben sich schon gewappnet und werden bis zu meiner Ankunft die Stellung halten.“
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als jemand Hannos Namen rief. Es war Widukind, der zufällig auf sie stieß. „Wie konnten sie nur hereingelangen?“, fragte er entsetzt.
    „Das wissen wir nicht“, wich der Kämmerer aus. „Nun, da du schon einmal da bist, kannst du uns begleiten. Der Erzbischof verlangt nach mir. Am besten, du gehst voraus“, verfügte er über ihn, ohne sein Einverständnis abzuwarten.
    Widukind kam seinem Wunsch nach und bahnte ihnen den Weg. Um den Dombezirk drängten sich inzwischen die Pilger. Bald gab es kaum noch ein Durchkommen und die dröhnenden Jubelgesänge zerrten an ihren Nerven. Mit weitausholenden Schritten ging er voran und wegen seines Auftretens und seiner imposanten Statur blieben sie unbehelligt. Der Kämmerer konnte mit dem Tempo kaum mithalten. Wo der Steinmetz einen Schritt machte, musste er zwei tun. Bald war er außer Atem und schweißgebadet.
    Am Domportal, das streng bewacht wurde, entließ er die beiden. „Gott schütze euch. Und, Hanno, tu das, was ich dir auftrug!“, erinnerte er ihn nochmals.
    „Das werde ich. Der Herr sei mit Euch“, sagte Hanno kalt, bevor das Portal hinter dem Kämmerer und den Soldaten zufiel. Widukind wollte gleich wieder zu seiner Familie, doch Hanno hielt ihn zurück. „Bevor wir zurückgehen, muss ich erst Griseldis holen.“
    Der Steinmetz blieb unvermittelt stehen, sein Gesicht verfinsterte sich. „Was hast du mit diesem Weibsbild zu schaffen?“
    „Absolut nichts“, versicherte Hanno rasch. „Aber sie schuldet mir noch einen Gefallen, den ich nun einfordern will. Möglicherweise bekomme ich sonst nie mehr die Gelegenheit dazu.“
    „Wenn das so ist, begleite ich dich natürlich.“
    Sie nahmen den kürzesten Weg dorthin und Hanno pochte entschlossen an die Tür. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie sich vorsichtig öffnete. Ein einfältiges Gesicht mit verweinten Augen spähte hindurch.
    „Hab keine Angst“, beschwichtigte Hanno Margreth. „Ich bin gekommen, um euch alle in Sicherheit zu bringen. Wo ist deine Herrin?“
    Nun ging die Tür ganz auf. „Sie ist mit Bertram zur Burg gegangen. Mich wollte sie auch mitnehmen, aber ich habe mich nicht getraut, das Haus zu verlassen.“
    „Wie dumm von ihr!“, entfuhr es Hanno. „Weiß sie denn nicht, dass sie sich geradewegs in das dichteste Getümmel stürzt? Vor Gerhards Burg versammeln sich immer mehr Krieger.“
    „Auf mich hat sie ja nicht gehört. Sie meinte, sie wüsste, wie sie sicher hineingelangt“, schluchzte Margreth laut auf.
    In diesem Moment bog Dithmar um die Ecke. Sein Gesichtsausdruck war ungewohnt entschlossen. Er hatte zwar einige Zeit gebraucht, seine Angst vor den Kreuzzüglern zu überwinden, aber seine Zuneigung zu Griseldis hatte schließlich gesiegt. Er trug ein Schwert, dessen Griff er fest umklammerte. Mit grimmiger Miene näherte er sich ihnen. „Was wollt ihr denn hier?“, fragte er barsch.
    „Griseldis in das Haus des Kämmerers in Sicherheit bringen“, antwortete Hanno.
    „Was haben du oder der Kämmerer mit ihr zu schaffen?“
    „Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen, vor allem, da sie nichthier ist, sondern sich unnötig in Gefahr begeben hat. Sie ist auf dem Weg zur Burg. Wir wollten gerade

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