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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Dann nahm er noch eine kleine Pergamentrolle und verbarg sie bei seinen Schätzen. Nachdem er die Abdeckung befestigt und das Kruzifix an seinenangestammten Platz gehängt hatte, nickte er zufrieden, bekreuzigte sich und kniete nieder zum Gebet.
    Hanno hatte genug gesehen. Er kannte etliche Geheimverstecke seines Dienstherrn, dieses war ihm neu und es beinhaltete seiner Annahme nach sein kostbarstes Gut. Er beschloss, sich später wieder hinunterzustehlen um herauszufinden, was es mit diesem Pergament auf sich hatte. Nachdem der Kämmerer in sein Gemach gegangen war, wartete er noch etwas ab und traute sich schließlich nach unten. Mit wenigen Handgriffen eignete er sich das Schriftstück an, brach das Siegel und überflog den Inhalt. Sofort erkannte er, dass es sich um eine Auflistung der Verstecke des Domschatzes handelte. Einige von ihnen waren dick unterstrichen, sodass er dort die kirchlichen Kostbarkeiten vermutete, andere dagegen waren gar nicht gekennzeichnet, wie der Gallhof, wo sich die Kisten mit den Steinen befanden. Ein Versteck war besonders hervorgehoben und mit einem dicken B und einem Kruzifix markiert. Hier musste das Benna-Kreuz sein.
    Hanno war erschüttert über das Ausmaß dieser dreisten Veruntreuung. Beinah die Hälfte der Kisten enthielt wertlosen Kram. Sein Herr legte stets Regeln und Gesetze zu seinen Gunsten aus und er war deshalb einiges von ihm gewohnt. Das hier aber sprengte selbst Hannos Vorstellungskraft und die Achtung, die er dem Kämmerer über die Jahre entgegengebracht hatte, verschwand zusehends. Was Embricho getan hatte, schadete nicht nur dem Erzbischof und der Stadt, sondern der gesamten Kirche des Abendlandes. Damit durfte er nicht durchkommen. Hanno würde Gleiches mit Gleichem vergelten. Er suchte ein leeres Pergament, das dem aus dem Kreuz zum Verwechseln ähnlich sah, faltete es entsprechend und versiegelte es.Dazu benutzte er eine Kopie des Siegelrings seines Herrn, die er ohne dessen Wissen und für viel Geld hatte anfertigen lassen, und legte das unbeschriebene Pergament in das Kruzifix. Das echte Schreiben nahm er mit. Nachdem er alles wieder in Ordnung gebracht hatte, ging er zurück in seine Kammer, versteckte das Pergament und schlief erschöpft ein.
    Genau wie am Abend zuvor schaute die Äbtissin nach Sara und Rachel. Sie erzählte ihnen, was in der Zwischenzeit vorgefallen war und dass es Isaac gutginge. Ihrem kritischen Blick entging nicht, wie blass Sara war. „Geht es dir nicht gut?“, erkundigte sie sich besorgt.
    „Ich spüre ein Ziehen in meinem Rücken“, antwortete sie ihr.
    „Du hast doch nicht etwa Wehen?“, fragte die Äbtissin bestürzt.
    „Ich weiß es nicht, aber inzwischen sind die Abstände dazwischen regelmäßig.“
    „Das sind eindeutig Wehen“, verschaffte Rachel sich Gehör.
    „Das kann nicht sein, ich habe bis zur Geburt noch zwei Wochen Zeit“, widersprach Sara.
    „Es ist besser, du legst dich hin und entspannst. Möglicherweise hören sie ja wieder auf. Ich werde dir einen Trank bringen, der dich beruhigt“, sagte die Mutter Oberin und eilte davon.
    „Hätte ich das geahnt, wären wir nicht hierhergekommen. Ein jüdisches Kind an einem solchen Ort zu gebären, gehört sich nicht. Was werden dein Vater und Immanuel dazu sagen?“, empörte sich Rachel.
    Sara blickte ihre Mutter grimmig an. Sie war immer einegute Tochter gewesen und hatte sich stets gefügt. Aber hier ging es nicht nur um ihrer beider Leben, sondern vor allem um das des Kindes. Deshalb hielt sie ihre Entscheidung nach wie vor für richtig. „Denkst du, mir gefällt das? Die Natur nimmt keine Rücksicht auf uns. Statt sich zu beschweren, sollten wir dankbar sein. Mir ist es gleich, wo es geboren wird. Hauptsache es ist gesund.“
    Rachel setzte sich neben sie und ergriff ihre Hand. „Ich habe eben einfach nur Angst und da sage ich manchmal Dinge, die ich eigentlich nicht so meine. Die letzten Monate waren schwer für mich und jetzt wird es immer schlimmer.“
    „Ich weiß, Mutter, aber wir beide stehen das gemeinsam durch.“
    Die Äbtissin kehrte mit einem lauwarmen Trank zurück. „Nimm kleine Schlucke. Wie oft hattest du in der Zwischenzeit Wehen?“, erkundigte sie sich.
    Sara nannte ihr die Anzahl.
    „Dann hast du noch Zeit. Nach Matutin komme ich wieder“, sagte die Oberin und ging.
    „Tut es schon weh?“, erkundigte sich Rachel.
    „Nein, ich habe nur ein etwas unangenehmes Gefühl. Der Trank macht es mir etwas leichter.“
    Aber vier Stunden

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