Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
Vom Netzwerk:
schlagartig. Jobst, Sixt und Endris, drei Fuhrleute, die für ihr schlechtes Benehmen stadtbekannt waren, traten laut polternd ein. Es war ihnen anzusehen, dass sie bereits woanders gezecht hatten, denn ganz sicher waren sie nicht mehr auf den Beinen.
    Arnulf murmelte leise: „Oh je, so wie die aussehen, schwant mir nichts Gutes!“
    Schon an ihrem Äußeren ließ sich erkennen, dass sie keiner Schlägerei aus dem Weg gingen. Endris fehlte ein Teil seines Ohres, Sixt hatte eine Narbe in der linken Augenbraue und eine schiefe Nase und in Jobsts Gebiss klaffte eine breite Zahnlücke. Alle Verletzungen stammten aus diversen Prügeleien, für die sie sich des Öfteren auch vor Gernot, dem Schultheißen der Stadt, hatten rechtfertigen müssen. Bislang hatte er immer ein Auge zugedrückt und Milde walten lassen, denn trotz ihrer Streitlust zählten sie zu den Besten ihres Berufsstandes. Auf sie war stets Verlass. Egal in welchem Zustand die Straßen waren oder welches Wetter herrschte, die Waren, die sie beförderten, erreichten immer pünktlich, vollständig und unbeschadet ihren Bestimmungsort. Deshalb wurden sie gern von den Geschäftsleuten in Anspruch genommen, denn wenn es ums eigene Geld ging, sahen die meisten über die Charakterschwächen des Trios hinweg.
    Mathes, der aus seiner Abneigung gegen die drei keinen Hehl machte, raunte Widukind zu: „Ich geh mal Sannewarnen, sie soll besser in der Küche bleiben. Die können ihre Finger nämlich nicht von den Weibern lassen, egal ob sie verheiratet sind oder nicht.“
    Die Fuhrleute setzten sich an einen Tisch, an dem bereits Eberhart und Caspar, zwei Kannengießer, saßen. Die leerten rasch ihr Bier und verließen überstürzt den Schankraum, was von Sixt mit derbem Gelächter quittiert wurde. Anfangs benahmen sie sich noch manierlich, aber nach dem zweiten Krug wurden sie laut und unflätig.
    Schließlich rief Endris quer durch den Raum: „He, Mathes, wo hast du denn dein Weib versteckt?“
    „Das ist in der Küche und da bleibt es auch. Ich glaub’, ihr habt genug getrunken. Leert euer Bier und geht dann.“
    Endris überging geflissentlich Mathes‘ Anordnung. „Quatsch nicht rum, hol sie her. Die braucht endlich mal einen richtigen Kerl mit Hoden zwischen den Beinen, der es ihr richtig besorgt, und nicht so einen Schwächling wie dich“, tönte er laut und stand auf, um seine Forderung zu unterstreichen.
    Mathes, den die obszönen Worte des Fuhrmanns erzürnten, baute sich vor ihm auf. Doch da er gut einen Kopf kleiner war, wirkte seine Gebärde eher lächerlich als bedrohlich. Seine Wut ließ ihn seine körperliche Unterlegenheit allerdings vergessen. „Niemand spricht so über mich oder Sanne!“, erboste er sich.
    „Was willst du Hänfling schon gegen mich ausrichten?“, spottete Endris und gab ihm einen Schubser.
    Inzwischen verfolgten die anderen Gäste das Wortgeplänkel, mischten sich aber nicht ein. Jobst und Sixt bauten sich neben ihrem Kumpan auf.
    Doch Mathes ließ sich immer noch nicht einschüchtern und blieb beharrlich. „Dies ist mein Wirtshaus und ichkann entscheiden, wer hier zu Gast ist! Und wenn ich sage, ihr sollt gehen, dann geht ihr gefälligst!“
    Widukind, Johannes, Arnulf und Bardo gesellten sich nun zu Mathes, um ihm beizustehen.
    „So, dann zeig uns mal, wie du dich durchsetzen willst!“, forderte Jobst ihn lachend heraus. „Selbst deine Freunde trauen dir das nicht zu und kommen dir zu Hilfe“, höhnte er weiter.
    „Halt endlich deinen Mund, das Bier lässt dich Unsinn reden“, wies Widukind ihn zurecht. „Außerdem seid ihr in der Überzahl, drei gegen einen. Da könnt ihr leicht den Starken raushängen lassen.“
    Jobst ärgerte sich über Widukinds forsche Zurechtweisung. „Ich rede keinen Unsinn. Und du kümmerst dich besser um deine Sachen. Das geht nur Mathes und uns etwas an.“
    „Ich sehe das anders. Ich will nämlich hier in Ruhe sitzen und etwas essen und trinken, ohne durch eure Pöbeleien gestört zu werden. Also entweder benehmt euch gesittet oder verschwindet.“
    Die Umstehenden stimmten Widukind durch laute Rufe zu, was die drei nur noch mehr aufbrachte. Da ihnen die Worte ausgingen, reagierten sie erwartungsgemäß mit Gewalt. Sie ballten ihre Hände zu Fäusten und schwangen sie drohend. Jobst holte zum Schlag gegen Mathes aus, seine Kumpane taten es ihm gleich, doch das Bier machte sie unsicher und sie verfehlten ihr Ziel. Sixt warf in seinem Zorn den Tisch um und zerbrach dabei das Geschirr.

Weitere Kostenlose Bücher