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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Inzwischen hatten die übrigen Gäste in sicherer Entfernung einen Halbkreis um die Randalierer gebildet, damit ihnen auch kein Detail der Auseinandersetzung entging. Jeden Fehlschlag kommentierten sie mit bissigem Gejohle und heizten die Stimmung dadurch noch mehr an. Widukindund seine Mitstreiter versuchten zu schlichten und den Kampf zu beenden, doch das war leichter gesagt als getan, denn inzwischen waren die drei rasend vor Wut. Plötzlich blitzte ein Messer in Jobsts Hand auf.
    Johannes sah es und schrie laut: „Vorsicht, passt auf!“
    Doch seine Warnung kam zu spät. Der Fuhrmann machte einen Satz auf Mathes zu und stieß ihm das Messer in die Seite. Der Wirt versuchte zwar noch auszuweichen, doch die Klinge drang knapp unterhalb seines Brustkorbs ein. Augenblicklich quoll Blut hervor und färbte sein Hemd rot. Mathes spürte einen stechenden Schmerz, griff an die Wunde, bemerkte, dass er verletzt war, und sank ohnmächtig zu Boden. Widukind hatte den Angriff zwar nicht verhindern können, stellte sich aber jetzt zwischen Mathes und Jobst und nahm ihm so die Möglichkeit, weiter auf den Wirt einzustechen. Doch der Fuhrmann ließ sich nicht beirren und attackierte jetzt den Steinmetz. Widukind wich dem Angriff geschickt aus und versuchte gleichzeitig, das Messer in seinen Besitz zu bringen.
    Inzwischen hatten die Goldschmiedegesellen mit Hilfe weiterer Gäste wenigstens Sixt und Endris überwinden können, sodass von ihnen keine Gefahr mehr ausging. Mathes war aus der Gefahrenzone gebracht worden und lag nun auf einem Tisch am anderen Ende des Raumes. Der Kampf zwischen Widukind und Jobst dauerte an, aber niemand wagte einzugreifen, denn jeder war sich der tödlichen Gefahr bewusst, die von Jobst ausging. Beide Männer waren ungefähr gleich stark, doch Widukinds Vorteil lag darin, dass er im Gegensatz zu seinem Angreifer praktisch nüchtern war und seine Bewegungen besser unter Kontrolle hatte.
    Der Lärm hatte Sanne aus der Küche gelockt. Als sieMathes blutend und bewusstlos auf dem Tisch liegen sah, stieß sie einen markerschütternden Schrei aus, der alle zusammenfahren ließ. Jobst wurde abgelenkt, Widukind griff blitzschnell nach dessen Hand und bekam sie kurz zu fassen. Jobst konnte sich seinem Griff aber wieder entwinden und fügte ihm einen langen Schnitt an der Innenseite seines Unterarms zu. Der Fuhrmann erschrak über seine eigene Tat und kam zur Besinnung. Widukind packte die Gelegenheit beim Schopf und entriss ihm das Messer. Sofort packten mehrere Arme Jobst und fesselten ihn.
    „Die richten keinen Schaden mehr an“, stellte Arnulf fest. „Aber du und Mathes habt ganz schön was abbekommen“, sagte er zu Widukind, dessen Wunde wild pochte.
    Er war schweißgebadet und schaute auf das Blut, das auf den Boden tropfte. Einen Moment wankte er, wand dann den Blick aber ab. „Wie geht es ihm?“, fragte er besorgt.
    „Er lebt – noch. Lass mich deine Wunde versorgen“, meinte Johannes, der sich eine Leinenbinde von Sanne hatten geben lassen, die er nun um Widukinds Arm wickelte.
    Die Fuhrleute waren inzwischen in den Keller geschafft worden und ein Mann befand sich auf dem Weg zum Schulzen, um ihn von dem Vorfall zu berichten. Widukind trat an den Tisch, wo Sanne Mathes´ Wunde begutachtete. Sie blutete kaum noch, aber der Wirt war bleich wie der Tod und sein Atem ging flach. Sanne, die ebenfalls aussah wie eine gekalkte Wand, hielt sich tapfer. Widukind zögerte keinen Augenblick. Er verließ das Gasthaus und eilte ins jüdische Viertel, um Ibrahim, den Arzt, zu holen, dessen Dienste er selbst schon einmal in Anspruch genommen hatte.
    Als er wenig später in dessen Begleitung Zum wilden Eber zurückkehrte, war die Menge davor angewachsen. DerVorfall hatte sich herumgesprochen und jeder wollte wissen, wie es Mathes ging.
    „Leute, lasst uns durch. Ibrahim will nach ihm sehen“, bahnte Widukind ihnen den Weg. Drinnen stellte der Arzt seinen Beutel mit den Instrumenten ab und wandte sich an die Versammelten. „Ich muss ungestört arbeiten können. Deshalb verlasst jetzt bitte den Raum. Nur Widukind und Sanne sollen hierbleiben, um mir gegebenenfalls zu helfen. Sobald ich Näheres weiß, werdet ihr es erfahren. Ihr könnt aber draußen warten“, beschwichtigte er die Anwesenden, die widerwillig murrend abzogen.
    Jetzt krempelte Ibrahim die Ärmel hoch und wusch sich die Hände, dann bat er um ausreichend Licht und machte sich an die Untersuchung. Zuerst entfernte er den Verband, den Sanne

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