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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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und woher?“, lächelte sie vieldeutig.
    „Gerhard sagte es mir.“
    Dithmar wurde auf einmal verlegen, denn ihm fiel kein Gesprächsthema ein. Stumm liefen sie eine Zeit lang nebeneinander her. Es war Griseldis, die das Schweigen brach. „Wo befindet sich eigentlich euer Geschäft? Ich werde in absehbarer Zeit Tuch für ein neues Gewand brauchen.“
    „In der Nähe des Doms. Du kannst es nicht verfehlen, es ist der größte Tuchladen. Welcher Schneider wird es dir nähen?“
    „Keiner, ich fertige meine Kleider selbst und Margreth hilft mir dabei. Sie behauptet, geschickt im Umgang mit der Nadel zu sein.“
    Bald hatten sie ihr Haus erreicht, das Dithmar wohlgefällig musterte.
    „Es ist recht neu“, stellte sie fest. „Wie alle Häuser in dieser Gasse.“
    „Ich weiß, darf ich dich wiedersehen?“, fragte Dithmar verlegen.
    „Warum nicht. Wer sollte es dir denn verbieten?“
    Mein Vater, dachte Dithmar, behielt den Gedanken aber für sich. „Niemand außer dir.“
    „Dann erteile ich dir hiermit die Erlaubnis“, äußerte sie feierlich.
    Er starrte noch lange auf die Tür, hinter der Griseldis verschwunden war. Nie zuvor hatte eine Frau seine Gefühle derart durcheinandergebracht und er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Es war nicht nur ihre Schönheit, die ihm den Atem raubte, es war auch ihr forsches Wesen, mit dem sie seine Schüchternheit überging. Selten hatte er sich bei einem Weib so wohlgefühlt. Sie nahm ihn ernst und gab ihm das Gefühl, ein Mann zu sein. Ganz anders als sein Vater, dem er nie etwas recht machen konnte und der stets einen Grund zum Mäkeln fand. Ihm würde Griseldis‘ Auftreten gewiss nicht behagen. Er war herrschsüchtig und duldete keine Widerrede, weder von seinem Sohn noch von jemand anderem und erst recht nicht von irgendwelchen Weibsleuten. Dithmar sah schwere Zeiten auf sich zukommen, sollte sich das Verhältnis zu Griseldis vertiefen.
    Rechts des Rheins
    „Ich bin es satt, immer ziellos durch die Gegend zu streifen“, maulte Hartwig, wofür er von Wolff einen bösen Blick erntete. „Mein Hintern schmerzt vom ständigen Reiten. Von frühmorgens bis in die Dämmerung sind wir unterwegs und nirgends länger als eine Nacht. Hast du eine Ahnung, wo wir uns überhaupt befinden?“
    „Nicht so genau“, gestand Wolff ihm ein.
    Die Stimmung zwischen ihnen war seit Tagen angespannt, was nicht allein an Hartwig lag. Auch Wolff sehnte sichinzwischen nach einem Ort, wo er länger bleiben konnte. Seit er Anselms Notiz kannte, trieb ihn Unruhe um. Er wollte so schnell wie möglich nach Mainz, und das ohne Hartwig. Da er aber noch keinen genauen Plan hatte, wie er seinen Gefährten loswerden konnte, wollte er nicht vorzeitig aufbrechen, um seine Absicht nicht zu verraten.
    Hartwig jammerte weiter. „Gestern waren wir in einem Weiler, dessen Namen zu merken sich nicht lohnt, heute sind wir in diesem einigermaßen großen Dorf, das fast am Ende der Welt liegt, und morgen wird‘s bestimmt auch nicht besser. Beute machen wir auch kaum noch. Ich hab‘s schon einmal gesagt und sag‘s jetzt noch mal: Auf der anderen Seite des Rheins ist mehr zu holen. Ich will dorthin zurück.“
    Hartwig hoffte wohl, dass Wolff sich durch sein ständiges Meckern umstimmen ließe, doch dieser blieb hart. „Wir haben ein festes Dach über dem Kopf, was nicht immer der Fall ist, also hör auf zu nörgeln.“
    „Diese verlauste Unterkunft ist mehr schlecht als recht!“, empörte sich Hartwig weiter.
    „Denkst du, ich fühl mich wohl, so wie es gerade ist? Aber solange ich nicht weiß, ob nach uns gesucht wird, ist es nun mal sicherer, wenn wir unseren Aufenthaltsort ständig wechseln.“
    Hartwig teilte diese Ansicht ganz und gar nicht. „Seitdem sind acht Tage vergangen. Wo wir auch hinkommen, hat keiner etwas von einem Mord gehört, obwohl wir uns noch im Erzbistum befinden. Glaub mir doch endlich, dass keiner das Verbrechen entdeckt hat! Die glauben alle, der Mönch sei friedlich eingeschlafen.“
    Dieser Gedanke war Wolff noch gar nicht gekommen und er schaute seinen Gefährten überrascht an. Bislang hattedieser sich nämlich nicht gerade durch großes Nachdenken hervorgetan. Meist handelte er impulsiv und löste Probleme eher mit der Faust als mit dem Verstand. „Vielleicht stimmt deine Annahme ja“, erwog er.
    „Dann setzen wir wieder über?“
    Wolff entschied endlich nachzugeben. Vielleicht war es einfacher, ihn abzuschütteln, wenn er seinen Willen bekam.

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