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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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heißt entweder Mogontia, Maguntia oder Moguntia“, redete der Alte unbeirrt weiter.
    Dann las er noch drei Namen vor, die Hartwig sich einprägte. Er kannte nur den des Erzbischofs, die anderen sagten ihm nichts.
    „Mehr hast du nicht?“, wollte der Gottesmann wissen.
    „Nein.“
    „Und was bedeuten sie?“
    Hartwig zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es selbst nicht, aber ich werde es schon noch herausfinden“, sagte er, während er den Gürtel wieder anlegte.
    „Du weißt, dass Ruthard ein äußerst mächtiger Mann ist, dessen Arm weit reicht?“
    Hartwig nickte.
    „Und wer Macht besitzt, kann gefährlich werden. Vergiss das nicht“, ermahnte er ihn und gab ihm die Münze zurück. „Da nimm, für die wenigen Worte verlange ich nichts.“
    Das ließ Hartwig sich nicht zweimal sagen. Schnell grapschte er nach dem Geldstück, bedankte sich und ging mit einem Gefühl der Genugtuung. Auch wenn er den Sinn der Worte noch nicht verstand, wusste er, wohin sein Weg ihn führen würde. Nach Mainz. Von dort stammte auch Anselm. Das wusste er von Wolff, der es währendeines kurzen Gesprächs mit ihm während des Abendessens in der Wormser Herberge in Erfahrung gebracht hatte. Falls sein Gefährte ebenfalls vorhatte, dorthin zu gehen, war das für ihn mit einer gewissen Gefahr verbunden. Denn sollten doch Nachforschungen über den Tod des Mönchs angestellt werden, gingen sie von Mainz aus, was bedeutete, dass Wolff sich geradewegs in die Höhle des Löwen begab. Zuzutrauen wäre es ihm, denn ein Feigling war er nicht.
    Bei seiner Rückkehr schlief Wolff immer noch und Hartwig schüttelte ihn unsanft wach. „He, aufstehen, der Tag hat längst begonnen!“
    Er rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Ich hab geschlafen wie ein Stein.“
    „Das hab ich gemerkt. Bleibt‘s eigentlich bei unserer Absicht von gestern Abend?“, fragte er seinen Gefährten.
    „Warum sollten wir unsere Pläne ändern?“, erwiderte Wolff immer noch leicht verschlafen. „Aber erst lass uns etwas essen.“
    Bevor sie aufbrachen, erkundigten sie sich nach dem Weg zum nächsten Hurenhaus, das sie trotz der Wegbeschreibung nur schwer fanden, denn es lag versteckt im Wald. Diese Art Gewerbe wurde selten innerhalb von Ortschaften geduldet, denn weder Stadträte noch Dorfälteste, Pfarrer oder andere gottesfürchtige Mitmenschen wollten die Huren in ihrer Nähe haben. Deshalb hielt man die gemeinen Weiber samt Wirt oder Wirtin meist aus den Städten und Dörfern fern. Um überleben zu können, zogen viele Huren von Ort zu Ort und boten in gebührender Distanz ihre Dienste an. Manchmal kamen sie aber auch in Häusern wie diesem unter, das allerdings recht baufällig wirkte. Es machte nicht gerade einen einladenden Eindruck, aber das schreckte weder Wolff noch Hartwig.
    Die windschiefe Tür und die wackeligen Stufen hinderten sie nicht am Eintreten. Ein fettleibiger, ungewaschener Mann mittleren Alters saß an einem Tisch und schnitt sich gerade ein Stück Speck ab. Als er die Besucher erblickte, bedeckte er seine Mahlzeit rasch mit einem Tuch. An den Wänden brannten zwei Fackeln, doch ihr Licht wurde von der Dumpfheit und Trostlosigkeit des Raumes aufgesogen. Auf einer Bank kauerte eine Frau, die weder hässlich noch hübsch war, aber im Vergleich zu dem Wirt einen recht sauberen Eindruck machte. Als sie Hartwig und Wolff sah, streckte sie ihre Brüste vor und schenkte ihnen ein Lächeln, das aufgrund des lückenhaften Gebisses nicht sonderlich gewinnend wirkte.
    „Euch scheint‘s zu drängen, wenn ihr so früh kommt“, meinte der Wirt schmatzend und wischte sich die Hände am dreckstarrenden Hemd ab.
    „Wir sind nicht zum Reden hier, also hol’ deine Weiber“, verlangte Hartwig. „Oder hast du nur die eine?“
    „Nein, keineswegs!“, erwiderte der Wirt und rief laut: „Barbel, Brit, Fronicka.“ Nacheinander kamen drei Frauen die Stiege hinunter und präsentierten sich ihnen.
    „Die auf der Bank ist Helena“, stellte der Wirt fest.
    Nie hatte Wolff einen Namen für ein Weib unpassender gefunden. Helena gesellte sich zu den anderen, sodass die Männer sie begutachten konnten. Alle waren ziemlich dürftig bekleidet, was ihre Vorzüge zur Geltung bringen sollte, aber eher ihre Schwächen offenbarte. Die eine war zu hager, die andere zu alt. Hartwigs Blick fiel auf eine zarte Rothaarige, die noch keine zwanzig war.
    „Die will ich“, meinte er zum Wirt und fragte Wolff: „Teilen wir sie uns?“
    Das taten sie hin und

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