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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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über Schmerzen in der Brust und in der Schulter. Als er merkte, dass er sterben würde, bestand er auf Anselm als seinem Beichtvater. Sie hatten sich bei der Abendmahlzeit kennengelernt und der Ritter fand ihn wohl vertrauenswürdig, möglicherweise weil sie beide nach Mainz wollten.“
    Hanno überlegte kurz. Sollte etwa Mainz die Verbindung zwischen beiden gewesen sein? Diese Frage könnte ihm höchstwahrscheinlich der Knappe beantworten, da er laut Benedicta die ganze Zeit nicht von der Seite seines Herrn gewichen war.
    „Warst du in dem Zimmer des Ritters?“, fragte er.
    Sie geriet ins Stocken. „Ja, aber nur kurz. Ich habe Anselm für ihn holen müssen, nachdem der Arzt ihm nicht helfen konnte. Dem Ritter war seine Erleichterung deutlich anzusehen, als der Mönch endlich kam. Damals habe ich vermutet, dass irgendetwas auf seiner Seele lastete, das er ihm anvertrauen wollte.“
    „Denkst du das immer noch?“
    „Ja“, gab sie zögernd zu.
    „Hast du eine Ahnung, was es war?“
    „Nein, denn er schickte mich unverzüglich weg.“
    Benedicta machte eine Pause und schaute ihn betrübt an. Plötzlich hellte sich ihre Miene auf. „Aber Landwyn, sein Knappe, könnte mehr wissen. Er durfte bleiben – soweit ich weiß“, schob sie nach.
    Hanno erkundigte sich nach ihm: „Ist er noch hier?“
    „Landwyn? Nein, längst nicht mehr. Das ist über zwei Wochen her. Nach der Beisetzung verließ er uns, weil er nach Italien zurück wollte. Aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.“
    Trotz der geringen Erfolgsaussichten beschloss Hanno, sich in der Stadt umzuhören. Vielleicht irrte sich Benedicta ja und der Knappe hielt sich doch noch hier auf.
    „Ich danke dir für deine Auskünfte. Du hast mir damit sehr geholfen“, lobte er die Novizin, die bis über die Ohren errötete. „Ich werde noch einige Tage euer Gast sein und mich in Speyer umhören.“
    „Dann musst du unbedingt in den Dom gehen“, sagte sie noch, bevor sie ihn verließ.
    Hanno wollte morgen der Reihe nach die Schenken aufsuchen. Sollte er allerdings innerhalb der nächsten beiden Tage nichts über den Knappen erfahren, musste er unverrichteter Dinge nach Mainz zurückkehren, was ihm nicht sonderlich gefiel. Es wäre das erste Mal, dass er einen Auftrag nicht zur eigenen und zur Zufriedenheit des Kämmerers erfüllt hätte.
    Mainz, Conrads Unterkunft
    Conrad beendete die Lateinstunde und verließ die Domschule, um in seine Räume zu gehen, weil er eine Verabredung mit Widukind hatte. Er liebte es zu unterrichten, daihm der Umgang mit den Schülern eine willkommene Abwechslung bescherte. Conrad verstand sich nämlich nicht nur als Lehrer der Schüler, sondern auch als ihr Mentor. Hatte einer seiner Schützlinge ein Problem, versuchte er zu helfen. Am häufigsten musste er Heimweh lindern oder Hänseleien begegnen, denen mancher von ihnen ausgesetzt war. In den letzten Jahren fand er fürs Unterrichten allerdings kaum noch Zeit, denn sein Dienst für den Bischof nahm ihn zunehmend in Anspruch.
    Bedauernd stellte er fest, dass er die Begegnungen mit den Knaben vermisste. Ihn faszinierten nach wie vor ihre Neugier und ihr kindliches Interesse an Dingen, die Erwachsenen alltäglich erschienen. Inzwischen hatte Conrad ein Auge für ihre Begabungen und Schwächen. Geduldig widmete er sich denjenigen, die sich schwertaten, ohne sie dabei zu überfordern. Die meisten seiner Schüler wurden später sowieso nur einfache Priester oder Mönche. Die besonders Talentierten befanden sich in der Minderzahl, stiegen aber nach Beendigung ihrer Ausbildung rasch in der Hierarchie der Kirche auf und ihr Weg führte sie fast immer aus Mainz fort.
    Einer von ihnen war Widukind von Battenheim gewesen, an den Conrad voll Zuneigung dachte. Als zehnjähriger Knabe war er in die Domschule gebracht worden, da sein Vater Bolko von Cankor eine höhere geistliche Laufbahn für ihn angestrebt hatte. Diese Entscheidung war sowohl über den Kopf des Jungen wie auch über den seiner Mutter Alheyt getroffen worden und beruhte auf rein rationalen Überlegungen.
    Bolkos ältester Sohn Otto lebte bei seinem Onkel in Worms, der ihn an Kindes statt angenommen hatte, da seine Ehe kinderlos geblieben war. Der zweite SohnFriedrich sollte später das Anwesen und das Land in Battenheim erben. Um den Besitz nicht zu schmälern, sollte Widukind deshalb Geistlicher werden und später ein hohes Kirchenamt bekleiden. Bolko folgte damit nur dem allgemein üblichen Brauch des Adels, dass der

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