Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
konnte.
Aber Jack hatte es nicht so damit, der Welt Gefallen zu tun.
Andererseits würde er so zweifellos Christys Problem lösen.
Natürlich wäre sie die Hauptverdächtige. Falls sie kein Alibi hatte – falls sie von ihrer Gesangsprobe schon wieder zu Hause war und allein dasaß und auf einen Anruf von ihrer Dawn wartete –, dann wäre sie in großen Schwierigkeiten.
Auch wenn sich irgendwann doch ihre Unschuld erweisen würde, konnte er ihr das nicht zumuten.
Und wenn sie dann keine Verdächtige mehr wäre, könnte es sein, dass die Behörde, die das Creighton leitete, dann hinter ihm her wäre. Er hatte sich hier nicht sorgfältig vorgesehen. Ursprünglich sollte es nur ein simpler Einbruch sein, den niemand bemerken sollte. Der Tatort eines Mordes war da ein ganz anderes Kaliber. Wer wusste, was er an Spuren hinterlassen hatte?
Er nahm die Hand von der Glock und rieb sich das Gesicht. Früher hatte er die Geduld gehabt, so etwas auszusitzen. In letzter Zeit fiel es ihm jedoch schwer. Er wollte hier raus. Und das in Bälde.
Es musste einen Weg geben.
Jack versuchte durch Gedankenübertragung Bolton dazu zu bewegen, seinen Arsch in die Küche zu schaffen, aber das funktionierte nicht.
Er blickte auf den Schuhschrank direkt neben der Tür zur Abstellkammer hinüber. Er war leer bis auf Boltons Schlüsselbund. Er musste die Schlüssel dort hingeworfen haben, als er ins Badezimmer stürmte. Die halfen ihm nicht weiter. Jack wollte raus, nicht rein.
Dann fiel ihm der rote Knopf an der Fernbedienung des Wagens auf. Der Panikknopf. Das war vielleicht einen Versuch wert.
Er ging auf ein Knie herunter. Dann, so langsam wie nur möglich, öffnete er den Spalt in der Tür Zentimeter für Zentimeter, bis er eine Hand hindurchstrecken konnte. Geduckt streckte er sich zu dem Schränkchen hin, dann zu den Schlüsseln. Er zog sie vorsichtig näher zu sich heran. Als die Funkbedienung in Reichweite war, drückte er auf den roten Knopf.
Vor der Tür begann das Alarmsystem von Boltons Wagen zu schrillen und zu plärren.
Er duckte sich nach hinten, als Bolton sich aus dem Sessel hochstemmte und schwankend in den Flur stolperte.
»Verfluchter Scheißkerl! Verfluchter Scheißkerl! Ich bringe das Arschloch um!«
Die Stufen hinunter, zur Haustür hinaus und in der Nacht verschwunden.
Jack setzte sich in Bewegung, kaum dass Bolton außer Sicht war. Geduckt rannte er zu der Schiebetür hinüber, ließ sich auf die Terrasse hinaus und schloss sie wieder hinter sich. Er stellte den heruntergefallenen Stuhl wieder auf, schob den Tisch an seinen ursprünglichen Platz zurück und sprang dann auf den Rasen.
Eine Minute später hatte er den Zaun hinter sich gelassen und schlängelte sich durch die Bäume seinem Auto entgegen.
Aber die Frage verfolgte ihn trotzdem: Was war an Dawn Pickering so besonders? Boltons ›Daddy‹ Jonah Stevens, der Ursprung der abnormen DNA seines Sohnes, hatte ihm etwas versprochen.
Was?
12.
Da. Er hatte ihn gefunden.
Jack saß allein im Wohnzimmer seiner Wohnung über das Kompendium von Srem gebeugt, das auf dem runden Eichentisch mit den Klauenfüßen lag. Der Schein der Hängelampe leuchtete den Tisch aus, aber nichts weiter sonst. Der Rest der Wohnung um ihn herum war dunkel.
Er hätte das lieber bei Gia im Haus getan.
Er zog sich sein Exemplar von Kick heran und verglich das Bild auf dem Umschlag mit der Zeichnung in dem Buch.
Sie waren identisch. Vollkommen gleich. Aber unter der Abbildung in dem Buch standen die Worte: Das Zeichen der Q’qr.
Es sah unaussprechlich aus. Que-quer? War das die Art, wie das gesprochen wurde?
Alles andere war auf Englisch. Warum das nicht? Es sei denn, das war ein Wort, das keine Übersetzung hatte. Ein Name zum Beispiel.
Die Zeilen darunter waren noch frustrierender:
Und dann wurden die Sieben eins
Aber der Eine konnte sich nicht behaupten
Und alle mit ihm wurden unterworfen
Aber obwohl der Q’qr besiegt ward, blieb er bestehen
Der Q’qr starb und lebte doch fort
Der Q’qr ist vergangen und doch anwesend
Dem Auge entzogen
Aber gegenwärtig in der Tat
Gegenwärtig im Geiste
Gegenwärtig im Körper
Was hatte das zu bedeuten? Die Zeilen hatten sich vielleicht in der ursprünglichen Sprache gereimt oder hatten ein bestimmtes Versmaß besessen, jetzt waren sie aber nur eine sperrige Aneinanderreihung von widersprüchlichen Aussagen über … Ja, was? Ein Strichmännchen?
Der Verfasser erzählte damit offenkundig eine Geschichte, schien aber davon
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