Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Ein Teil der Klangcollage seiner Jugend. Ein Schauer von Melancholie strich über ihn hinweg. Seine Mutter … er konnte fast ihre Stimme von der anderen Seite des Korridors hören … wie sie mitsummte.
»Na, jedenfalls schien mir der Name so gut wie jeder andere, und so wurde aus mir Christy Pickering und aus meiner Tochter Dawn Pickering.« Sie seufzte. »Und ich bin so froh, dass ich sie behalten habe. Sie war mir immer eine Freude … Bis jetzt.«
Jack brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass das, was er vermutete, viel schlimmer war als das, was sie dachte: dass Christy und ihre Tochter Teil eines inzestuösen Zuchtexperiments waren, bei dem Dawn von einem Mann geschwängert worden war, der tatsächlich ihr Onkel war, nicht nur ein Halbonkel.
Und er konnte ihr auch nicht sagen, dass er die Antwort auf die Frage wusste, wieso Bolton von ihrer Tätowierung wusste: Er hatte sie nackt gesehen, als er und sein Bruder sie gefangen gehalten hatten.
»Also das ist meine Leidensgeschichte«, sagte Christy.
Und das war wirklich eine dramatische Geschichte. Sie hatte grauenhafte Dinge durchmachen müssen – war entführt, gefangen gehalten und viele Male vergewaltigt worden. Und trotzdem hatte sie sich davon wieder erholt. Sie hatte ihren Namen geändert, ihr Leben geändert, war zu einer liebenden Mutter und erfolgreichen Finanzmaklerin geworden.
»Sie sollten stolz darauf sein, dass Sie so damit fertig geworden sind. Sie hätten davon auch Ihr Leben bestimmen lassen und sich selbst als Opfer definieren können. Aber das haben Sie nicht. Sie haben es überwunden.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Meinen Sie? Ich habe nur das getan, was ich meiner Meinung nach tun musste, um zu überleben. Meine Mutter ist ausgeflippt, weil ich mein Leben verpfuscht habe, um das Baby zu behalten. Ich schätze, ich hätte ihr von der Vergewaltigung erzählen können, aber damals bin ich davon ausgegangen, sie würde es mir sowieso nicht glauben, und selbst wenn sie das täte, dann würde sie nur umso mehr darauf bestehen, dass ich Dawn weggäbe. Sie machte mich wahnsinnig, also beschloss ich, zu gehen. Ich und mein Baby … Wir würden es schaffen. Aber ich habe jahrelang furchtbare Angst gehabt, dass das noch einmal passieren könnte. Ich bin nie zu Fuß gegangen, wenn ich auch fahren konnte, selbst wenn es nur einen Block weit war. Und wenn ich auf der Straße war, dann ging ich immer so nah an den Häusern entlang, dass meine Schultern schon fast den Putz streiften, und behielt immer jeden Transporter im Auge, egal ob er an der Straße parkte oder an mir vorbeifuhr.«
»Tun Sie das immer noch?«
»Ich bin da etwas ruhiger geworden, aber nicht völlig. Ich habe in meinem Schlafzimmer eine Pistole versteckt und ich weiß, wie man sie benutzt.«
»Das ist gut für Sie.«
Wenn Jack Gia doch dazu bringen könnte, schießen zu lernen. Er konnte nicht jeden Tag 24 Stunden um sie herum sein, und eine Pistole, selbst eine ganz kleine, glich viele Nachteile wieder aus. Aber was Pistolen anging, hatte sie schon fast eine Phobie davor.
»Aber ich träume immer noch von ihnen – von diesen Wochen. Dann und wann sehe ich Dawn immer noch an und rätsele über die unbekannte Hälfte ihres Erbgutes und was für Krankheiten sich da verstecken mögen. Krebs? Herzprobleme? Diabetes? Wahnsinn?« Sie sah ihn an. »Meinen Sie, dass sich solche Risikofaktoren in den genetischen Untersuchungen zeigen werden, die Sie da durchführen lassen?«
Jack suchte hastig nach einer Antwort. »Ich … Ich glaube eher nicht. Ich habe nur darum gebeten, auf Verwandtschaftsgrade zu testen. Ich weiß nicht einmal, ob es Tests für diese anderen Sachen gibt.«
»Nun, wenn es sie jetzt noch nicht gibt, eines Tages wird es das. Und vielleicht können wir dann auch ihren Vater aufspüren.«
Jack wagte es nicht, sie anzusehen. »Und wenn Sie ihn finden würden … Was dann? Würden Sie sich erneut auf die Suche nach einem Auftragsmörder machen?«
»Ich weiß es nicht. Wäre mein Leben anders verlaufen, wenn er nicht getan hätte, was er getan hat? Ganz sicher! Wäre es besser gewesen? Ich weiß es nicht … Ich weiß es wirklich nicht.« Sie schüttelte sich. »Aber genug von der Vergangenheit, was ist mit der Gegenwart? Was tun wir jetzt wegen diesem Mann?«
»Bevor wir darüber reden, will ich nur noch mal sichergehen, dass ihn zu töten keine Option mehr ist. Können wir uns darauf einigen?«
Sie seufzte lang und ausgiebig. »Ja, gut. Ich fürchte,
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