Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
ich habe da etwas überreagiert. Ich fühle mich so hilflos. Diese unverschämte Lüge, die er über mich erzählt hat, zwängt mich ein, und ich sehe nicht, wie ich da wieder herauskommen kann. Das ist fast so, als wäre ich wieder in diesem Keller eingesperrt. Ihn zu töten schien mir der einfachste Ausweg.«
Jack musste ihr die Sache ein für alle Mal austreiben.
»Ganz im Gegenteil. Nach dem, was zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist, wären Sie die Hauptverdächtige. Selbst wenn Sie ein Alibi vorweisen können. Und falls die den Killer fassen, dann wird er Sie sofort ans Messer liefern. Und was wird dann aus Dawn? Alleinstehend und schwanger und niemand, an den sie sich wenden kann. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
Sie nickte. »Nur zu sehr. Also, wenn wir ihn leben lassen, was unternehmen wir dann gegen ihn?«
Jack hatte keinen Plan in petto. Diese neue Wendung hatte alles verändert. Er brauchte Zeit.
»Warten wir erst mal ab, was bei dieser DNA-Analyse rauskommt. Vielleicht besinnt sich Dawn ja, wenn sie sieht, wie nahe verwandt sie beide sind. Vielleicht lässt sie sich ja davon abbringen, wenn man ihr unter die Nase reibt, wie sehr die Zeugung zwischen nahen Blutsverwandten das Risiko von Geburtsfehlern erhöht.«
»Ich weiß nicht … Sie ist vollkommen auf diesen Mann fixiert.«
»In der Zwischenzeit gehe ich meine Notizen durch und sehe, ob mir noch ein Plan B einfällt.«
Sie starrte ihn unverwandt an.
Er starrte zurück. »Was?«
»Es scheint Sie wirklich zu kümmern.« Sie lächelte. »Egal wie das hier ausgeht, Sie sind davon nicht betroffen, aber es scheint Ihnen doch alles andere als egal zu sein.«
Lady, wenn du nur wüsstest.
18.
Jack saß am Tisch in seinem Wohnzimmer und sortierte seine Notizen, wobei er versuchte, einen zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren.
Jonah Stevens hatte zuerst Hank gezeugt. Dann, weniger als ein Jahr später, Jeremy. Und ein Jahr danach Christy – oder eher Moonglow.
18 Jahre später wird Moonglow von den Jungs entführt und Hank vergewaltigt sie wiederholt, bis sie schwanger ist.
Moonglow versucht abtreiben zu lassen, aber die Jungs ermorden die beiden Abtreibungsärzte, an die sie sich wendet. Jeremy wird geschnappt, bekommt lebenslänglich und landet in der Creighton-Anstalt.
Hank wird in der Zwischenzeit für grenzüberschreitenden Autodiebstahl verhaftet und landet ebenfalls im Creighton.
Zufall? Levy zufolge nein. Sie wurden beide positiv auf anDNA getestet, damit kamen sie zwangsläufig in die Anstalt. Aber der Zeitpunkt …
Hatte Hank sich absichtlich verhaften lassen, damit er seinen Bruder besuchen konnte?
Nein, das passte nicht zusammen. Er wusste nichts von der anDNA-Forschung im Creighton-Institut, also konnte er auch nicht wissen, dass er dorthin verlegt werden würde.
Jack suchte noch einmal in seinen Notizen nach dem Zeitpunkt von Boltons Ankunft im Creighton, dann schlug er sein Exemplar von Kick auf und suchte sich den Teil über Hanks wilde, kriminelle Jugend heraus.
Als er das Datum seiner Verhaftung fand, suchte er in seinem Zeitplan den Zeitpunkt von Jeremys Verhaftung und stellte fest, dass Hank im Creighton einsaß, als Jeremy gefasst wurde – schon seit sechs Monaten.
Jack blieb die Spucke weg.
Er kontrollierte noch einmal die Daten von Moonglows Verschwinden. Als er sie fand, drehte sich ihm der Magen um.
»Ach du Scheiße!«
Dienstag
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1.
Dawn saß allein am Küchentisch und nippte an einer Diät-Pepsi. In den ersten Stunden nach dem Aufstehen konnte sie einfach nichts anderes bei sich behalten.
War Schwangerschaftsübelkeit so früh in einer Schwangerschaft eigentlich normal? Oder bedeutete das, dass mit dem Baby etwas nicht stimmte?
Sie wusste es nicht. Aber schließlich wusste sie auch sonst nichts darüber, schwanger zu sein. Sie wusste nur, dass sie es verabscheute, sich so zu fühlen. Wie lange würde das anhalten? Doch nicht die ganzen neun Monate – bitte nicht!
Und die Schule. Sie hatte gestern schon gefehlt und brachte es auch heute nicht über sich, hinzugehen. Es würde zwar keine Rolle mehr spielen, ob sie einen Abschluss hatte, sobald sie erst einmal das Videospiel fertig und verkauft hatten, aber sie hatte vier Jahre hart daran gearbeitet und sie wollte nun echt auch das Zeugnis dafür haben.
Sie unterdrückte ein Schluchzen. Sie fühlte sich so allein! Was wünschte sie doch, jemanden zu haben, mit dem sie darüber reden könnte. Sie konnte das keiner ihrer Freundinnen
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