Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
ausreichend, um die praktische Erprobung zu beenden.
Andererseits, wenn Aaron Jack vorwarnte, dann würde der vielleicht seine Beschattung aufgeben, was die Chance einer Konfrontation verminderte oder sogar ausschloss. Aaron wollte liebend gern sehen, wie Bolton wehgetan wurde.
Er zuckte zusammen und quiekte wie ein kleines Mädchen, als jemand gegen das Beifahrerfenster klopfte. Er drückte sich gegen seine Tür, als er aufsah.
Jack.
Erleichterung durchströmte ihn. Gott wusste, was er getan hätte, wenn das Bolton gewesen wäre.
Er drückte auf den Schalter, der die Türen freigab, und Jack glitt auf den Beifahrersitz.
»Schreckhaft?«
Aaron nickte. »Kann man wohl sagen.«
»Ich dachte, ich würde Sie drin finden. Aber eigentlich ist es besser hier draußen. Mir ist nicht nach Essen.«
»Mir auch nicht. Vor allem nicht, nachdem ich den Vergleich der DNA zwischen Dawn und Bolton gesehen habe.«
»Sie meinen die Vater-Tochter-Sache.«
Aaron holte heftig Luft und starrte ihn an. Er hatte das so beiläufig ausgesprochen.
»Sie wissen das?«
Ein Nicken. »Seit gestern Abend.«
»Aber wie konnten Sie das? Und wie kann das überhaupt sein? Wie kann so etwas passieren? Wie kommt es, dass die Mutter nichts davon weiß?«
Ihm wurde klar, dass er vor sich hin plapperte, aber die Fragen waren in seinem Schädel hin und her gerast, seit er die Ergebnisse gesehen hatte.
99,99-prozentige Wahrscheinlichkeit der Vaterschaft.
Aaron hörte mit fasziniertem Entsetzen zu, als Jack ihm erzählte, wie Moonglow Garber entführt, wochenlang wieder und wieder vergewaltigt worden war und dann freigelassen wurde, als sie schwanger war. Und dann begriff er.
»Die Abtreibungsmorde! Jetzt ergibt das endlich einen Sinn!«
Jack nickte. »Endlich.«
»Aber das erklärt noch nicht, woher Sie wissen, dass Bolton Dawns Vater ist. Hank Thompson könnte der Vergewaltiger gewesen sein.«
»Das hatte ich eigentlich angenommen. Dann habe ich gestern Abend den zeitlichen Verlauf aufgeschrieben und festgestellt, dass Hank während der Wochen von Moonglows Verschwinden im Creighton eingesessen hat.«
Aaron lehnte sich zurück. »Mein Gott.«
Er dachte an Moonglow. Das arme Mädchen. Entführt, tagtäglich vergewaltigt, wahrscheinlich in Todesangst. Und dann Bolton, der Vater ihres Kindes … Er dachte an seine eigene Tochter und ihm wurde übel. Das bestätigte nur, was er immer schon gewusst hatte: Bolton war ein Monster.
Jacks Finger waren zu Fäusten verknotet. »Dieses kranke, widerliche, unmenschliche Schwein. Wie kann jemand so etwas tun?«
Aus keinem erklärlichen Grund fragte Aaron: »Haben Sie eine Tochter?«
Jack sah zu ihm hoch und Aaron schauderte es bei dem, was er in seinen Augen sah. Er wusste nicht, was es war – sicherlich Schmerz, aber vergraben in einer schrecklichen, brodelnden Dunkelheit, die ihn dazu drängte, davonzulaufen und sich nie wieder umzusehen.
»Hätte ich beinahe gehabt«, sagte er mit leiser, kaum hörbarer Stimme. »In gewisser Weise habe ich das auch.« Er schloss diese erschreckenden Augen, holte tief Luft und öffnete sie wieder. Die Dunkelheit war verschwunden. »Haben Sie einen Ausdruck des Vergleichs bei sich?«
Der plötzliche Themenwechsel erwischte Aaron unerwartet. »Äh, ja. Wieso?«
»Ich will ihn sehen.«
Aaron zog ihn aus der Tasche und sah zu, wie Jack ihn auseinanderfaltete, studierte und dann aufsah.
»99,99-prozentige Wahrscheinlichkeit. Da bleibt nicht mehr viel Deutungsspielraum.«
Aaron schüttelte den Kopf. »Gar keiner. Aber ich verstehe das nicht. Wenn Moonglows Kind später von einem ihrer Onkel geschwängert werden sollte, warum hat es dann nicht Thompson getan? Mit einem Halbonkel als Vater sind die Wahrscheinlichkeiten autosomal-rezessiver Erbmerkmale zwar erhöht, aber bei Weitem nicht so groß, wie bei dem, was mit dem Kind passieren könnte, dessen Vater nicht nur sein Großvater, sondern auch noch ein Onkel ist. Das ist nicht nur krank … Es ist sogar kontraproduktiv.«
»Erklären Sie mir das mit diesen autosomal-rezessiven Erbmerkmalen.«
»Autosomal-rezessiv ist ein Gendefekt, den man von einem der beiden Elternteile erbt. Weil ich keine bessere Bezeichnung dafür habe, sagen wir mal, es ist eine Hälfte einer genetisch übertragenen Krankheit. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie haben die Veranlagung für Mukoviszidose von Ihrer Mutter geerbt. Sie zeigen keine Anzeichen für Mukoviszidose, weil diese Veranlagung mit einem normalen Gen Ihres Vaters gepaart
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