Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
durchgeführt wurden. Wo genau dieser Punkt lag, wusste er nicht, aber er würde es ganz sicher herausfinden.
Die Sache war doch einfach die: Er durfte nicht mehr von ihrer Seite weichen, er durfte sie nicht mehr aus den Augen lassen, bis dieser Punkt erreicht war. Konnte er das überhaupt? Wie konnte er jede Woche für seine Injektion ins Creighton-Institut fahren, wenn er sie nicht allein lassen konnte? Was sollte er denn tun – sie im Keller anketten?
Er wollte sie jetzt nicht dabeihaben – nicht, wenn er sich diesem Feind entgegenstellen musste, der sich als Joe Henry ausgab –, aber er wagte es nicht, sie zu Hause zu lassen.
»Scheiße!«
»Was ist los?«
Er sah zu Dawn hinüber und wollte sie am liebsten umbringen, weil sie versucht hatte, den Schlüssel zu töten. Sie war so kurz davor gewesen, alles zu zerstören. Er sah die Angst in ihren Augen und begriff, dass das der Schlüssel sein könnte … Der Schlüssel, um den Schlüssel zu beschützen.
Angst.
Er musste dafür sorgen, dass sie solche Angst vor ihm hatte, dass ihr der Gedanke an eine Abtreibung nie wieder in den Kopf kam.
Aber vor der Angst … Die Heirat. Auf die Art bekam er ein rechtliches Mitspracherecht, was das Baby betraf. Aber ihr einen Heiratsantrag zu machen würde gar nicht so einfach werden, nachdem er vorher so explodiert war. Er wusste, er hatte sie heftig verschreckt.
»Nichts, Schatz. Ich bin nur wütend auf mich, weil ich so schrecklich ausgerastet bin. Du musst begreifen, auch wenn ich nie ein Kind wollte, jetzt will ich es. Und wie ich schon sagte: Es ist ein Wunder. Ich …«
Er schielte durch die Windschutzscheibe auf den Mann, der da gerade Auf der Arbeit verließ: Joe Henry. Nein … Das war nicht sein Name … Moonglows Privatdetektiv, John Robertson. Oder vielleicht war er auch gar nicht nur Privatdetektiv. Vielleicht ein Feind der Blutlinie. Und jetzt war er da und lief Jeremy praktisch in die Arme.
Die Anderen müssen über mich wachen.
»Was ist passiert?«
»Ich sehe da einen Kerl, der mir Ärger gemacht hat.«
Dawn beugte sich vor und deutete mit dem Finger: »Der da? Du hast mich ihm gestern vorgestellt. Ich dachte, das sei ein Freund von dir.«
»Das dachte ich auch. Aber ich wurde eines Besseren belehrt.«
Er hörte Veccas Stimme in seinem Kopf, wie sie ihm gesagt hatte, er solle anrufen und dem Typen folgen, bis die Leute von ihrer geheimnisvollen, übermächtigen Behörde sich ihn griffen. Er hörte eine andere Stimme, die ihm sagte, ja, das wäre das Vernünftigste, weil er nicht sicher sein konnte, dass dieser Joe Henry nicht wirklich Joe Henry war. Vielleicht war er gar kein Privatdetektiv oder Feind, sondern nur ein normaler Durchschnittstyp, der Bier und Videospiele mochte und Kick las.
Scheiße! Hanks Buch! Das war der Hinweis. Er trug es als Staffage mit sich rum – als Köder –, weil er dachte, dadurch würde Jeremy weniger vorsichtig sein und ihn so nahe an sich heranlassen, dass er alles versauen konnte.
Und es hätte fast funktioniert. Es hätte verdammt noch mal beinahe funktioniert.
Jeremy spürte, wie sich sein Blut erhitzte.
Wenn man genauer darüber nachdachte, dann verstand dieser Typ wahrscheinlich noch nicht mal was von Videospielen, weil er Jeremy die ganze Zeit hatte spielen lassen.
Das Einzige, mit dem Robertson gespielt hatte, war Jeremy – und er hatte auf ihm gespielt wie Hendrix auf einer Gitarre.
Er wusste, dass er rot anlief.
Und Robertson war nicht nur irgendein aufgeblasener Privatdetektiv, er war ein Feind. Dass er mit Kick herumlief, bewies das, denn nur ein Feind konnte wissen, dass Hank und Jeremy miteinander in Beziehung standen. Er musste auch über die Blutlinie Bescheid wissen, und über den Schlüssel. Deswegen war er hier – um den Plan zu ruinieren.
Sein Gesichtsfeld begann sich rot einzufärben.
»Dieser Drecksack!«
Dawn fuhr in ihrem Sitz hoch. »Jerry! Was ..?«
Jeremy ignorierte sie, drückte auf den Knopf, der den Kofferraum öffnete, und sprang aus dem Wagen. Er rannte nach hinten und zerrte an dem Ring im Boden. Darunter, in der Ausbuchtung für das Reserverad, fand er den Radschlüssel und wog ihn in der Hand. Ein gutes, solides Gefühl, das Ende mit der Nuss schwer und gut ausbalanciert.
Als er sich in Bewegung setzte, hinter Robertson her, ließ Dawn ihre Fensterscheibe herunter.
»Jerry, was tust du da?«
»Warte hier. Das dauert nur eine Minute.«
»Aber …«
»Ich bin sofort wieder da. Ich schulde jemandem noch etwas.
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