Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
ihn erstarren.
Nun, dass der Lexus gestohlen war, stand außer Frage, aber sie konnten nicht beweisen, dass ich tatsächlich derjenige gewesen war, der ihn gestohlen hatte, also kam ich um die Anklage wegen schweren Diebstahls herum. Nicht aber um die Bundesanklage. Nicht bei all den mich verfolgenden Alabama-Bullen, die bezeugten, dass ich die Staatsgrenze in einem gestohlenen Auto überquert hatte. Also stand mir eine Haftstrafe in einem Bundesgefängnis bevor, und das ist kein Country-Club. Ich sollte in das Gefängnis von Jesup verlegt werden, als ich völlig unerwartet begnadigt wurde. Nein, nicht die Art von Begnadigung. Ich würde meine Zeit immer noch absitzen müssen, aber in einer erheblich gemütlicheren Umgebung. Fragt mich nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund hatte die Regierung in ihrer Weisheit entschieden, mich zur Ostküste zu verfrachten, an einen Ort in New York, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich wusste es damals noch nicht, aber die Creighton-Anstalt sollte mein Leben verändern.
Jack starrte die Seite schockstarr an. Das war ein zu großer Zufall, um einfach nur ein Zufall zu sein. Es passierte erneut: Jemand zog im Hintergrund die Fäden bei ihm.
Aber die Frage blieb bestehen: Warum war ein unbedeutender Autodieb wie Hank Thompson ans andere Ende der Staaten in eine von der Regierung geleitete Institution verlegt worden?
Jack hatte das Gefühl, ob er nun wollte oder nicht, er würde trotzdem nach der Antwort darauf suchen.
Freitag
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1.
»Du willst mit Hank Thompson reden?«, meinte Abe. »Soll ich da etwa ein Treffen arrangieren?«
Jack lächelte. »Ja, warum machst du das nicht einfach?«
Er biss von einem der Bagel mit fettreduziertem Frischkäse ab, die er mitgebracht hatte. Es war mal wieder Zeit, sich mit dem Problem von Abes Taillenumfang zu beschäftigen.
Er hielt es für einen Witz, als Abe den Telefonhörer abnahm, wurde dann aber aufmerksam, als Abe sich von der Auskunft die Nummer des Vector Verlags geben ließ. Abe wählte die Nummer und fragte nach der Presseabteilung. Während er wartete, legte er die Hand auf die Sprechmuschel und wandte sich an Jack.
»Wer willst du sein und von welcher Zeitung kommst du?«
»Meinst du wirklich, du kommst damit durch?«
»Natürlich. Ich habe selten jemanden gesehen, der so publicitygeil ist. Der hat schon jeden Radiosender der Stadt durch. Wahrscheinlich wäre er sogar beim Sportkanal, wenn er irgendwo einen Dreh finden würde, wie sich seine Sache als Sport verkaufen ließe. Er macht so viel Reklame für sich, als hinge das Ende der Welt davon ab.«
Das konnte klappen. Jack hatte da ein paar Fragen, die er Thompson stellen wollte – Einzelheiten, die er in seinem Buch nicht verraten hatte. Zum Beispiel, was im Creighton-Institut wirklich vor sich gegangen war. Er hatte vage etwas von Psychotherapie und Tests angedeutet, aber es gab keinen Verweis darauf, warum der lange Arm der Bundesbehörden sich über das ganze Land hinweg gestreckt hatte, um ihn aus dem Bundesgefängnis von Columbia zu holen. Und ob er einen gewissen Doktor Levy kannte.
»Gut. Ich bin John Tyleski.« Wieso auch nicht? »Und ich komme von …« Er wollte keine New Yorker Zeitung – die Presseleute würden die Reporter von den hiesigen Kulturredaktionen kennen. Er dachte an seine Jugend zurück, als die regionalen Zeitungen die aus Philadelphia und Trenton waren. »Sag einfach, ich komme von der Trenton Times .«
Abe nickte, als er wieder zum Sprechen ansetzte – ohne jeden Akzent. »Hallo, habe ich da die Presseabteilung? Wer ist bei Ihnen für Hank Thompson zuständig? Ah, das sind Sie. Hervorragend. Ich bin Moishe Horowitz, der Beilagenredakteur der Trenton Times .«
Moishe Horowitz?, formulierte Jack lautlos. Abe zuckte mit den Achseln.
»Nun, schön, einer meiner Journalisten ist heute in New York und wir wüssten gern, ob Hank Thompson für ein Interview zur Verfügung steht. Wenn möglich, sollte es eine persönliche Begegnung sein. Ja, natürlich.« Er tastete nach seinem Stift und reichte ihn Jack. »Ich gebe Ihnen mal die Handynummer meines Mitarbeiters. Sein Name ist John Tyleski, und Sie erreichen ihn unter …«
Jack kritzelte die Nummer auf die Rückseite eines Umschlags und Abe las sie laut vor. Dann schloss er mit ein paar höflichen Schmeicheleien über den Erfolg des Buches und was für eine wundervolle Arbeit sie bei der Vermarktung leisteten.
»Da«, sagte er, als er wieder auflegte, »einfacher geht es
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