Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Nacht auf, erschrocken von der Zahl der Menschen, die auf seine Worte, auf sein Buch reagierten, die Kickerclubs im ganzen Land beitraten, die ihre Mitgliedsbeiträge zahlten, Geld spendeten.
Alle paar Tage für vielleicht ein paar Sekunden vermisste er sein altes Leben, bevor er die Inspiration gehabt hatte, das Buch zu schreiben. In seinem Job im Schlachthaus wechselte er regelmäßig zwischen einem Hauer – der der Kuh einen Stahlbolzen in den Kopf schießen musste, um sie zu betäuben – und einem Stecher – der der Kuh die Kehle durchschneiden musste, sobald sie kopfüber an einem Bein an einer Stahlschiene hing.
Es war schwere, blutige Arbeit, bei der man von Kopf bis Fuß in einen gelben Gummioverall gekleidet war, der nach den ersten zehn Minuten einer Schicht durchgängig rot war; aber in gewisser Weise auch sehr befriedigend. Wenigstens wusste er da, was er tat. Jetzt dagegen …
Er musste auf das vertrauen, was ihn so weit gebracht hatte. Er fühlte sich wie eine menschliche Antenne, die Signale von irgendwo weit weg im Universum empfing. Er spürte es am deutlichsten, wenn er eine Rede hielt. Die Worte, die Höhen und Tiefen der Betonung, die Gesten, es überkam ihn einfach. Und was das Schreiben des Buches anging … er hatte nie viel gelesen, aber die Worte strömten einfach von ihm in den Stift und von da auf die Rückseiten von Werbeflyern oder Umschlägen, bis er irgendwann auf gelbe Notizblöcke umstieg.
Er hoffte inständig, dass das, was ihn bisher inspiriert und geführt hatte, ihm auch den nächsten Schritt zeigen würde.
Die Frage, die aber am meisten an ihm nagte, war: Warum ich?
Er achtete darauf, in der Öffentlichkeit stark und selbstsicher zu erscheinen, aber insgeheim hatte er nicht die geringste Ahnung, was er da angezapft hatte. Er wusste, es war machtvoll, und er wusste, seine Worte sprachen andere an, die so waren wie er, sendeten eine Art Signal aus, die sie mit ihren eigenen Antennen empfingen. Sie schienen alle auf die gleiche Wellenlänge eingestimmt, aber war seine Antenne so viel stärker? War er die Hauptantenne, die an all die anderen weiterstrahlte?
Wenn er das doch nur wüsste.
Aber er wusste, dass das der beste Trip war, den er je erlebt hatte. Marihuana, Kokain, Crack – er hatte alles ausprobiert, aber das war alles nichts im Vergleich dazu, eine Menschenmenge von den Sitzen zu reißen und zu hören, wie sie applaudierten und johlten und pfiffen und mit den Füßen stampften. Er hatte die Drogen entsorgt und sich geschworen, sie nie wieder anzufassen – nicht weil sie ihn nicht mehr interessierten, sondern weil eine Polizeikontrolle ihn dann in den Knast bringen konnte und ihm damit den Zugang zu seinem Publikum, zu seinen Leuten verbauen würde.
Das Geld strömte nur so herein und die Frauen machten für ihn die Beine breit – solange sie es auf die harte Tour mochten, war ihm das nur recht. Er fühlte sich wie ein gottverdammter Rockstar. Der Himmel stand ihm offen.
Aber dieser Reporter … Dieser John Tyleski … Er war so etwas wie ein Wölkchen an diesem Himmel.
Er wandte sich wieder dieser Publicity-Schlampe zu, gerade als sie auflegte.
»Und?«
Susan Abrams kaute auf ihrer Oberlippe und schien am Boden zerstört. »Das war der Chefredakteur der Trenton Times .«
»Ja?«
Sie duckte sich vor ihm weg. »Bei ihnen arbeitet kein John Tyleski.«
»Was?«
Er hatte so eine Ahnung gehabt, hatte es vermutet, aber es aus dem Mund dieser blöden Fotze zu hören …
»Sie müssen das verstehen. Das war ein Interview, das in unseren eigenen Büros stattfand. Wir würden normalerweise doch nicht …«
»Und was, wenn das ein Irrer mit einem Messer oder einer Pistole gewesen wäre?«
»Es tut mir außerordentlich leid …«, begann sie und wollte aufstehen.
Hank stieß sie auf ihren Stuhl zurück. »Das sollte es auch, du dämliche, nutzlose Kuh! Du bist hier fertig. Ich besorge mir jemand anderen fürs Marketing … jemanden, der weiß, was er tut.«
Sie brach in Tränen aus, und das erweckte in ihm nur den Wunsch, ihr die Faust in die wimmernde Fresse zu hauen. Aber er hielt sich zurück – eine Anzeige wegen Körperverletzung konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Er stampfte hinaus und ließ sie weinend an ihrem Tisch zurück.
Da hast du noch mal Glück gehabt, Kleine.
Er ging zurück in den Konferenzraum und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloss. Er stand da, bis seine Wut etwas nachließ.
Sich als Journalist auszugeben war eine gute
Weitere Kostenlose Bücher