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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Blick zu dem Gasthof. Durch die Ritzen der alten Wandbretter konnte man den Schimmer von behaglichem Kerzenschein erahnen. Dafür trieb der Wind uns schon die ersten schweren Tropfen entgegen.
    Der Schuppen war vor Jahren zum Teil abgebrannt, und die verkohlten Bretter boten wenig Schutz vor dem Wetter. Als Lannis eine Laterne aus der Satteltasche holen wollte, tat Zokora eine kleine Geste, und ein Licht erschien, gerade stark genug, um uns den grausigen Anblick zu beleuchten, ein Licht, das zudem noch den Vorteil besaß, nicht von Wind und Regen berührt zu werden.
    »Der ist aber länger tot als nur ein paar Stunden«, meinte Hulmir zweifelnd und beugte sich im Sattel vor, um besser sehen zu können. »Vielleicht ein paar Hundert Jahre?«
    Was dort im Schuppen verkrümmt auf dem Boden lag, hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Menschen. Mumien wie diese konnte man vielleicht in einer salzigen Wüste finden, wo jede Feuchtigkeit aus dem Körper gezogen wurde, aber nicht in einer Steppe, die, wie wir gerade am eigenen Leib erfuhren, mitunter auch recht feucht sein konnte.
    »Ich glaube dir, Mahea«, sagte ich, als ich langsam abstieg, um mich über den Toten zu beugen. »Der Mann ist wahrscheinlich keine Glocke tot.«
    »Aber wie soll das möglich sein, Lanzengeneral?«, fragte Eldred ungläubig. Ich benutzte ein Stück Holz, um die nackten mumifizierten Überreste umzudrehen, sodass wir nun das Gesicht des Toten sehen konnten, das noch immer den Ausdruck seines letzten Entsetzens in den ausgedörrten Zügen zeigte. Der Mann war groß und blond gewesen, welche Farbe seine Augen gehabt hatten, war nicht mehr zu erkennen, nur die verblasste Tätowierung eines Falken auf seiner linken Wange war noch auszumachen.
    »Das ist das Werk eines Nekromanten«, erklärte Zokora, als ob sie feststellen würde, dass der Regen nass ist. »Manche von ihnen sind mächtig genug, sich das Leben ihres Opfers so schnell zu ziehen, dass … dass so etwas übrig bleibt.« Für einen Moment brach ihre Selbstkontrolle, und ich sah Trauer und Schmerz in ihrem Gesicht, dann zeigte sie wieder die uns allen wohlbekannte unbewegte Maske. Unwillkürlich sah ich zu Varosch hin, der noch immer im Sattel saß und auf den Toten hinabschaute. Auch er war einem Nekromanten zum Opfer gefallen und vor unseren Augen gealtert und gestorben.
    »Ist das denn wirklich möglich?«, fragte Lannis entsetzt.
    Ich nickte grimmig. »Ich habe selbst schon einmal gesehen, wie ein Seelenreiter einen gesunden Menschen in wenigen Lidschlägen in eine ausgetrocknete Hülle verwandelt hat, um sich zu stärken.«
    »Ihr meint, er hat ihn … gefressen? So zum Abendbrot?«, fragte Eldred ungläubig.
    »Ja«, sagte ich. »So in etwa.«
    »Warum ist er nackt?«, fragte Hulmir.
    »Was meinst du denn? Dass er sich selbst ausgezogen hat?«, fragte Lannis etwas spitz. »Der Seelenreiter wird ihn geplündert haben.«
    »Die Frage ist, warum«, stellte Serafine fest.
    »Er wird die Kleider gebraucht haben«, sagte Zokora in diesem bestimmten Ton, der mir immer die Nackenhaare steigen ließ. Auch ihr Blick richtete sich jetzt auf den Gasthof. »Mit etwas Glück können wir ihn fragen.«
    »Ihr meint, er ist da drin?«, fragte Frick entgeistert.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Meinst du, er bleibt im Regen stehen?«
    »Na, bestens«, grummelte Eldred. »Nicht nur, dass wir es mit den Blutreitern zu tun haben, jetzt sitzt dort auch ein Nekromant herum! Sagt, weiß jemand, was eigentlich dagegen spricht, von einem Sturm ersäuft zu werden?«
    Zokora zog ihr Pferd herum. »Man wird nass dabei.«
    Wie oft hatte sich mir ein solcher oder ähnlicher Anblick geboten, wenn ich die Tür eines Gasthofs aufgezogen hatte? Ein langer, niedriger Raum mit drei massiven Pfeilern, die eine von altersdunklen Eichenbalken gestützte Decke trugen, eine Theke am hinteren Ende, an der ein breitschultriger Mann gerade ein Bier aus einem Fass zapfte, Tische und Bänke, an denen Karten oder Würfel spielende Soldaten saßen. Es stank nach schalem Bier und Wein, nach nasser Wolle, Leder und Metall und dem Qualm von gut einem Dutzend Pfeifen. Das alles hatte ich schon hundertmal gesehen und erlebt.
    Dass ein Großteil der Gäste fluchend aufsprang und nach ihren Waffen griff, war jedoch eher selten geschehen.
    »Halt, Männer, haltet ein!«, rief der Mann hinter der Theke hastig. »Wisst ihr Hornochsen denn nicht, was passiert, wenn ihr einer Schwertobristin euer blankes Metall zeigt? Sie wird euch am

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