Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

halb benommen an ihr herabrutschen; um uns herum sah ich, wie meine Gefährten und Hergrimms Reiter zusammenbrachen, die Hände an die Ohren gepresst, während ihnen das Blut aus Ohren, Nase und Augen strömte.
    Dann spürte ich Zokoras Hand an meinem Fuß, als sie mich zu sich heranriss, und währenddessen sah ich, wie der Verschlinger seine Hand nach dem Verlierer des Würfelspiels ausstreckte, der neben ihm zusammengebrochen war. Er wurde von einem dunklen violetten, fast schwarzen Licht umhüllt, um in einem Lidschlag von einem lebenden Menschen zu einer ausgetrockneten Hülle zu werden, die brüchig wie trockener Torf in drei Teile zerbrach, als sie auf dem Boden aufschlug.
    Der unerträgliche Schrei dauerte noch an, als ich neben Zokora und Serafine in der Deckung des schweren Eichentischs landete. Gegen diesen Schrei gab auch der schwere Tisch nur wenig Deckung, aber es reichte, um mir die Benommenheit zum Teil zu nehmen. Vor mir sah ich Eldred auf uns zukriechen, aus Ohren, Nase und den Augen blutend, doch mit der sturen Verbissenheit, die ich von ihm kannte. So leicht, schien mir sein blutiger Blick sagen zu wollen, gab sich ein Legionär nicht geschlagen!
    Endlich, endlich , verklang dieser unnatürliche Schrei. Ich schmeckte das Blut in meinem Mund und sah rote Schlieren vor meinen Augen, doch zumindest Serafine, Eldred und Zokora lebten noch, auch wenn ich mich fühlte, als hätte man mich niedergeritten.
    Der Gewinn, den der Verschlinger soeben gestohlen hatte, musste das Stück des Tarn sein, zu dem unser Stück uns hingeführt hatte, und ich hatte nur den einen Gedanken: dass dieses Stück dem Feind nicht in die Hände fallen durfte.
    Hätte ich Zeit zum Denken gehabt, ich wäre wohl in Deckung geblieben, doch ich dachte nicht, sondern stand schwankend auf, um mich mit der Sturheit eines angeschlagenen Jahrmarktkämpfers auf einen Feind zu stürzen, dem ich nichts entgegensetzen konnte.
    So benommen, wie ich war, brauchte es einen Moment, bis ich verstand, dass ich nicht als Einziger auf den Beinen war. Vor mir, auf der anderen Seite des Tischs, stand Delgere, die offene Hand dem Ungeheuer entgegengereckt, ein entschlossener Ausdruck in ihrem Gesicht, während sich ihre Lippen bewegten und langsam neben ihr eine Gestalt Form annahm.
    Dort vorn, an dem Tisch des Leutnants, verrichtete der Verschlinger sein schauriges Werk, ohne uns auch nur Beachtung zu schenken, wieder und wieder streckte er die Hand aus, um einen der Soldaten, die dort sich windend auf dem Boden lagen, mit diesem Licht zu umhüllen, wieder ließ er nur eine ausgetrocknete Hülle zurück, doch als der Verfluchte sich dem Leutnant zuwandte, hob die durchscheinende Gestalt neben der jungen Schamanin die Hände und sprach ein Wort, das mir wie Donner in den Ohren hallte, obwohl meine gepeinigten Ohren sonst nichts hören konnten.
    Welche Magie auch immer dieser Geist beschworen hatte, sie traf den Verfluchten mit der Wucht eines Schmiedehammers, warf ihn zurück und gegen die Wand hinter dem Leutnant, der die Gelegenheit nutzte, um sich hastig krabbelnd unter dem Tisch in Deckung zu bringen.
    So hart war der Aufprall des Verfluchten, dass ihm die Hand aufging und das Stück des Tarn herunterfiel. Mit einem wütenden Aufschrei schüttelte er sich und wandte sich seinem neuen Feind entgegen … um dann mit einem Ausdruck des puren Entsetzens in seinem Gesicht, das kaum mehr dem eines Menschen glich, sondern eher der tierischen Fratze einer Bestie, mit einem großen Sprung zur Seite weg aus meinem Sichtfeld zu fliehen.
    Als ich endlich hinter ihm her war, konnte ich nur benommen eine zerschmetterte Tür erkennen, durch die der Sturm den Regen peitschte; von dem Verschlinger jedoch war nichts mehr zu sehen.
    Ich schüttelte mich wie ein nasser Hund und schaute zurück zu der jungen Schamanin, doch von unserer geisterhaften Retterin war nichts mehr zu sehen, nur Delgere stand schwankend dort, schwer atmend, eine Hand auf die Kante des umgestürzten Tischs gestützt, als könne sie kaum mehr stehen, bevor sie langsam vor ihrem Vater und dem Bruder, die verkrümmt zu ihren Füßen lagen, auf die Knie sank.
    Mühsam bückte ich mich und hob das Stück des Tarn auf, das dort zwischen zwei der ausgetrockneten Hüllen lag, und sah mich in dem verwüsteten Gastraum um. Hier und da regte sich noch jemand, aber die meisten, darunter etliche von Hergrimms Soldaten, die nahe bei dem Leutnant gesessen hatten, lagen nur still und reglos da.
    Wie Delgeres