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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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und Heimat gedient hatte, doch dieses war nur den Eulen zugänglich und fiel deshalb aus, wenn es darum ging, die Kronstadt Illian zu versorgen.
    Nach der Entdeckung dieses Tors hatte man die Kellerwand eingerissen, eine Rampe hoch zu der kleinen Nebenstraße eingerichtet, die zu dem Anwesen führte, und zudem Anstrengungen unternommen, das Tor gegen Angriffe von innen und von außen abzusichern. Zuerst waren Palisaden, später auch Mauern errichtet worden, und eine ganze Hundertschaft kaiserlicher Legionäre war allein damit beschäftigt, den Warenverkehr, der durch dieses Tor geleitet wurde, zu überprüfen und abzusichern. Wir wussten, dass der Nekromantenkaiser noch Agenten in Askir haben musste, und gelang es einem von ihnen, dieses Tor zu zerstören, hätte der Feind einen enormen Vorteil errungen.
    Da dieses Tor nicht ursprünglich für den Warenverkehr gedacht gewesen war, mussten die schweren Wagen, die man mit Winden die Rampe hinabließ oder hinaufzog, von den Pferden abgeschirrt und mit Muskelkraft in das Tor geschoben werden. Zudem war es mittlerweile so, dass jeder Verkehr mit anderen Toren über dieses Tor lief und es einem genau ausgeklügelten Zeitplan folgte. Je mehr Tore wir entdeckten, ohne in Askir ein weiteres Tor eröffnen zu können, umso enger wurde dieser Zeitplan.
    Mittlerweile glich der Betrieb an diesem Tor einem fein abgestimmten Wasserwerk. Eine Glocke ertönte, Ware erschien oder verschwand in dem goldenen Rahmen, eine Sanduhr, geführt von der Feder, die die Toraufsicht hatte, bedingte dann die Zeit, die man hatte, um das Transportgut aus dem Tor zu entfernen und die nächste Ladung bereit zu machen.
    Mittlerweile hatte man die meisten Wände in dem Keller eingerissen und durch Säulen ersetzt, und wohin ich auch schaute, wurden Wagen hin und her geschoben und luden schwitzende Legionäre die Ware um oder stemmten sich fluchend gegen die großen Winden, die fast ohne Pausen in Betrieb waren, um die schweren Wagen die Rampe hinaufzuziehen oder abzulassen.
    Der Aufwand und die Logistik waren enorm, und ich beneidete die Feder, die die Toraufsicht führte, nicht um ihre Aufgabe, zumal der geringste Fehler leicht einen tödlichen Ausgang finden konnte. Eine einzige Unachtsamkeit am falschen Moment am falschen Ort, und es konnte jemanden das Leben kosten. Ich wusste, dass es bereits Unfälle gegeben hatte, von denen auch einige tödlich verlaufen waren.
    Von dort aus, wo wir standen, etwas abseits vom Tor, in einem der ehemaligen Kellerräume, dessen Wände man eingerissen und durch Säulen ersetzt hatte, besaßen wir einen guten Überblick über das Geschehen am Tor; nicht dass es uns viel half, denn in Wahrheit glich der Torbetrieb einem aufgescheuchten Wespennest, in dem beständig Dutzende von Legionären scheinbar sinn- und planlos hin und her eilten, Wagen beluden oder entluden oder schlicht die Sicht auf andere verstellten. Nur das Tor selbst wurde weiträumig gemieden, sodass der kuriose Effekt entstand, dass der Ursprung all dieser Hektik am ruhigsten wirkte.
    So oder so, als ich nun den Hals nach diesem Beobachter des östlichen Reichs reckte, sah ich Dutzende von Leuten, die mir die Sicht versperrten, aber nicht einen, der mir so vorkam, als könne er es sein.
    Auch Serafine schaute sich um, ab und zu stellte sie sich sogar auf die Zehenspitzen, aber dann schüttelte sie den Kopf.
    »Wir sind pünktlich«, sagte sie und wies auf die Wasseruhr, die irgendjemand an der Rückwand des Torraums angebracht hatte. »Nur sehe ich hier niemanden, der ein Beobachter aus Xiang sein könnte.«
    »Vielleicht hat er sich verspätet«, meinte Ragnar, doch Stofisk widersprach.
    »Das Reich Xiang gibt uns in vielen Dingen noch ein Rätsel auf, aber eines wissen wir von ihnen: Sie legen großen Wert auf Höflichkeit, und unpünktlich zu sein, gilt bei ihnen als Beleidigung. Uns warten zu lassen, würde für diesen Beobachter einem Gesichtsverlust gleichkommen. Ich hörte schon davon, dass manche daraufhin sogar einen ehrenvollen Selbstmord begehen, weil sie mit der Schmach nicht leben können. Wenn er jetzt nicht schon hier ist, dann muss etwas geschehen sein, um ihn zu hindern.«
    »Seltsame Sitten«, meinte Ragnar und kratzte sich gedankenverloren am Hintern. »Sie bringen sich um, wenn sie zu spät kommen? Warum? Es gibt doch stets den nächsten Tag.«
    »Ich glaube kaum, dass dies allein als Grund ausreicht«, mischte sich Varosch in das Gespräch ein, der sich die ganze Zeit leise mit Zokora

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